Verbraucherverbände und die Bertelsmann Stiftung fordern eine Zusammenführung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Die neue Versicherung solle sich aus den Beiträgen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und aus Steuermitteln finanzieren, erklärten der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) und die Stiftung. Deutschland sei "das letzte Land der Erde", in dem es solch eine strikte Trennung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung gebe.
Die beiden Organisationen stellten einen Zehn-Punkte-Plan zur Reform der Krankenversicherung vor. Dieser sieht unter anderem eine Angleichung der ärztlichen Vergütung und eine Versicherungspflicht für Selbstständige und Beamte vor. Die Beiträge sollen unabhängig sein vom Alter oder vom Gesundheitsrisiko des Versicherten. Die neue Krankenversicherung soll künftig von allen Kunden frei wählbar sein und sich an der heutigen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) orientieren.
"Die Aufspaltung der Krankenversicherung ist ineffizient und problematisch für Selbstständige und Geringverdiener", erklärte Aart De Geus, Vorstandschef der Bertelsmann Stiftung. VZBV-Chef Gerd Billen erklärte mit Blick auf die gestiegenen Beiträge in der privaten Krankenversicherung, eine "integrierte Krankenversicherung" sei auch im Interesse der privat Versicherten. Die Politik müsse nach der Bundestagswahl "eine Richtungsentscheidung" treffen.
Der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) wies den Vorstoß umgehend zurück. Deutschland habe "eines der besten Gesundheitssysteme weltweit", erklärte der PKV. Verbandschef Volker Leienbach warnte vor "grundlosen Radikaloperationen". In Ländern mit einheitlichem Versicherungssystem, wie es von den beiden Organisationen angestrebt werde, gebe es in der Praxis "gravierende Ungleichheiten, Rationierungen und eine Versorgung nach dem Geldbeutel".
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