Not im Alter "Mitte des Monats nicht mehr genug Geld" – Rentner empfinden Politik als rücksichtslos

Rentner: Eine Rentnerin mit ihren Einkäufen
Viele Rentner fühlen sich von der Politik in Deutschland vernachlässigt und beklagen finanzielle Nöte
Die Lage der Rentner in Deutschland ist in Teilen angespannt – und die hohe Inflation verschärft die Situation. Auch zur Schuldnerberatung gehen mehr ältere Menschen.

Ein finanziell abgesicherter Lebensabend ist hierzulande nicht selbstverständlich. Das zeigen unter anderem zwei Medienberichte der vergangenen Tage, die weiter für Aufmerksamkeit sorgen. Darin ging es um das Lebensgefühl von Bürgern nach dem Ende ihrer Erwerbstätigkeit hierzulande – und um reale wirtschaftliche Nöte dieser Altersgruppe.

So wurden am Wochenende die Ergebnisse einer Umfrage publik, nach der viele Senioren mit ihrer wirtschaftlichen Lage hadern und der Meinung sind, die Politik nehme nicht genügend Rücksicht auf sie. Am Dienstag zeigte ein Pressebericht zu Schuldnerberatungen dann, dass es oftmals nicht bei der Sorge bleibt: Viele Ältere wenden sich inzwischen an solche Organisationen.

Rentner fühlen sich laut einer Umfrage oftmals von der Politik missachtet

Die "Bild am Sonntag" (Bams) hatte durch das Meinungsforschungsinstitut Insa Rentnerinnen und Rentner nach ihrer Lage gefragt. Heraus kam: 78 Prozent waren der Meinung, die Politik nehme zu wenig Rücksicht auf ihre Belange.

Ökonomisch sind vier von zehn älteren befragten Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren unzufrieden. Sie gaben laut der "Bams" an, dass ihr derzeitiges Einkommen nicht für ein gutes Leben reicht. Bei den 65- bis 74-Jährigen waren es demnach 43 Prozent. Die Politik setze auf die falschen Themen – dieser Meinung war demnach die Hälfte der Älteren. Ein Drittel findet das nicht. Drei Viertel der Befragten sind zudem der Ansicht, dass die Gesellschaft nicht genug Respekt vor den Älteren habe. 

"Viele arme Rentnerinnen und Rentner haben schon Mitte des Monats nicht mehr genug Geld für das Lebensnotwendige", sagte Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, der "Bams". Die Preissteigerungen träfen sie besonders hart, weil sie oft zu alt oder zu krank seien, um noch etwas dazuzuverdienen. Die Renten stiegen zwar mit der Lohnentwicklung, aber nicht eins zu eins.

Senioren-Haushalte besonders stark von der Inflation betroffen

Zuletzt lag die Inflation bei 6,9 Prozent. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hatte zudem jüngst gezeigt, dass Rentnerhaushalte im vergangenen Jahr besonders stark unter den gestiegenen Strom- und Heizkosten gelitten hatten.

Dass die Lage mancher Senioren prekär ist, zeigte auch eine Meldung zu den Schuldnerberatungen in Deutschland. Sie berichteten am Dienstag von einer "explodierenden Nachfrage" nach ihren Dienstleistungen insgesamt. "Geldnöte bis hin zu Schulden sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen", erklärte Maike Cohrs von der Schuldnerberatung der Diakonie in Köln. Zu den Menschen, die sich wegen Schulden beraten ließen, gehörten auch viele Erwerbstätige und junge Erwachsene. Auch immer mehr Rentnerinnen und Rentner kämen in die Beratung.

 Erfahren Sie in der Fotostrecke: Energiespartipps gibt es viele, aber welche bringen wirklich was? Stiftung Warentest hat für eine Beispielfamilie berechnet, welche Alltags-Maßnahmen wie viel Euro Ersparnis bringen.

AFP

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