Schokolade genießt keinen guten Ruf: Als Dickmacher und Genussmittel verpönt, streichen sie viele Menschen vom Speiseplan oder gönnen sich allenfalls winzige Stückchen der Süßigkeit. Diese Form der Selbstkasteiung mag schlank halten. Doch ist Schokolade wirklich nur schlecht für die Gesundheit?
Forscher der "University of Aberdeen" stellen im Fachblatt "Heart" eine Studie vor, die ein neues Licht auf die Schokolade wirft: Ihr Ergebnis legt nahe, dass Menschen, die regelmäßig von der Süßigkeit naschen, ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit verbundene Sterblichkeit haben.
Im Rahmen der sogenannten Epic-Studie befragten die Wissenschaftler rund 21.000 Männer und Frauen im britischen Norfolk nach ihrem Gesundheitszustand, Essgewohnheiten und Lebenswandel und begleiteten sie im Anschluss zwölf Jahre lang. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer um die 60 Jahre alt.
Mithilfe von drei Fragen ermittelten die Forscher auch die Menge des täglichen Schokoladenkonsums der Studienteilnehmer. Die Summe aller täglich gegessenen Schokoladenprodukte - Tafel, Riegel und Trinkschokolade - bildete im Anschluss die Grundlage der Untersuchung.
Freispruch für die Schokolade?
Bei der Befragung gab jeder fünfte Teilnehmer an, komplett auf Schokolade zu verzichten. Die Schoko-Freunde naschten dagegen durchschnittlich rund sieben Gramm pro Tag, was in etwa einem Stück Schokolade entspricht.
Die Auswertung der Daten zeigte: Die Nascher besaßen ein um elf Prozent geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko der damit verbundenen Sterblichkeit lag ebenfalls unter demjenigen der "Abstinenzler". Auch die Auswertung älterer Studien zeigte: Wer mehr Schokolade isst, hat ein gesünderes Herz.
Eine mögliche Erklärung dafür könnten die Flavonoide liefern, Pflanzenstoffe, die vor allem in dunkler Schokolade stecken. Ihnen wird allgemein eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben.
Allerdings aßen die Studienteilnehmer in erster Linie Milchschokolade. Die Forscher vermuten daher, dass nicht nur die Flavonoide, sondern auch die in Milchschokolade enthaltenen Bestandteile, etwa Kalzium, die Gesundheit positiv beeinflussen könnten.
Was die Studie nicht beweist, ist allerdings, dass Schokolade gut für das Herz ist. Die Forscher beobachteten lediglich einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Schokolade und der Herzgesundheit. Zwar haben die Wissenschaftler Faktoren, die Einfluss auf das Herz haben, mit in die Untersuchung einbezogen, etwa den Zigarettenkonsum der Studienteilnehmer. Dabei könnte allerdings ein wichtiger Punkt übersehen worden sein. So wäre es etwa möglich, dass Menschen, die gerne Schokolade naschen, mehr Sport betreiben und bei anderen Mahlzeiten eher zu gesünderen Lebensmitteln greifen - quasi als eine Art Ausgleich für die Nascherei. Auch das könnte ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erklären.
Die Schlüsse, die das Team um Chun Shing Kwok aus der Studie zieht, sind daher recht verhalten. Es gebe jedenfalls keinen Hinweis darauf "dass man aus Sorge um sein Herz-Kreislauf-System auf Schokolade verzichten sollte", schreiben die Wissenschaftler.
Eine Rechtfertigung für hemmungsloses Schlemmen ist die Studie jedenfalls nicht: Wer zu viel nascht, läuft Gefahr, dick zu werden. Und Übergewicht ist wiederum einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.