Endlich mal zu regulärem Ende", postet ein "Manuel" um 0.26 Uhr auf der ProSieben-Website – und wir sind ebenfalls heilfroh, dass Stefan Raab seinem Kontrahenten Oliver nun auch den letzten Maissack um die Ohren gehauen hat. Es war zwar nur ein Maissäckchen, das der Gastgeber da beim elften Spiel "Cornhole" im Loch versenkte, aber zum Glück so gezielt geworfen, dass dieser Abend wie vorgesehen nach 250 Minuten mit 66:0 ein Ende findet. Selten war die "Schlag den Raab" so langweilig, geriet der vermeintliche Zweikampf zu solch einer einseitigen Angelegenheit. Und noch mehr ewig lange Werbeblöcke hätten wir auch nicht ertragen mögen, das gefühlte Dutzend Wiederholungen des Spots mit Uli Hoeneß und Alfons Schubeck ging schon an die Schmerzgrenze.
Vor allem, da bereits nach fünf von fünfzehn geplanten Spielen abzusehen war, dass der nette Berufssoldat aus dem rheinland-pfälzischen Kottenheim an diesem Abend gegen Raab keinen Fuß auf den Boden bekommen würde. Die "Killerplauze" hat die beiden letzten Niederlagen locker abgehakt – "interessiert mich auch nicht" – und verfolgt die Kandidatenkür via Telefonvoting der Zuschauer völlig ungerührt. "Ich nehm' wie immer, was kommt." Dass dann ausgerechnet Oliver kommt überrascht: Interessantere Typen als den durchtrainierten Familienvater gibt's nämlich unter den Mitbewerbern zweifellos - aber vielleicht haben seine Kumpels von der Bundeswehr einfach die meiste Zeit, um vor der Glotze abzuhängen und auch die nötige Bereitschaft, ProSieben die Kassen mit ihren kostspieligen Anrufen zu füllen.
Ohnehin ist der Abend wieder einmal bester Anschauungsunterricht in Sachen Werbemöglichkeiten im Fernsehen - vom gesplitteten Bildschirm bis hin zum dezenten Hinweis "Unterstützt durch Produktplatzierungen" ist alles dabei. Aber irgendwie muss die Kohle ja wieder reingeholt werden, die Raab durch die beiden jüngsten Niederlagen versemmelt hat.
Raab muss verlorenes Geld reinholen
Raab legt dementsprechend gleich los, lässt seinem Gegner beim "Kerzen anzünden" mit einem einzigen langen Streichholz keine Chance. Während Oliver dreimal beim Versuch scheitert, die Brenndauer der Flamme durch den Griff auf die bereits abgebrannte Seite des Hölzchens zu verlängern, hat Raab den rechten Brennwinkel heraus. "Wir schauen uns mal an, was das für den Gesamtpunktestand nach Spiel 1 bedeutet", verkündet hernach Moderator Steven Gätjen – und wir fragen uns, für wie unterbelichtet der Sender seine Zuschauer halten muss , wenn solche "Aufgaben" allen Ernstes gestellt werden.
Ohnehin ist Gätjen an diesem Abend reichlich dröge in seinen Moderationen und Zwischenfragen. Auch Kommentator Frank Buschmann kann kaum einmal mit gelungenen Formulierungen punkten. Da zudem Raab selbst sehr zurückhaltend ist in seinen Kommentierungen, schleppt sich die Show in puncto verbalem Unterhaltungswert ziemlich dahin.
Leider wird das auch durch die Spiele nur bedingt wettgemacht. "Wer ist das?", heißt es in Runde zwei - und wir können wieder einmal dem Gastgeber nur Respekt zollen angesichts der breiten Allgemeinbildung, die Raab da über seine (verbale) Kraft und Sportlichkeit hinaus in die Waagschale zu werfen vermag. Die Rätselei um die Polit- und TV-Gesichter entscheidet der 45-Jährige jedenfalls ebenso eindeutig für sich wie später die Suche nach den Künstlern berühmter Gemälde. Ähnlich einseitig die sportlichen Wettkämpfe: Ob beim Volleyball (oder vielmehr den dürftigen Versuchen zu pritschen und zu baggern) oder beim Eishockey – stets ist Raab dem armen Soldaten ein paar Treffer voraus. Und dass er den durchtrainierten Pfälzer beim "Bäume fällen" geradezu weghaut, beweist einmal mehr, dass Hirn eben doch Muskelmasse schlägt: Strategisch clever geplant, lässt er sich auch von Olivers anfänglicher Führung nicht aus der Ruhe bringen, sondern haut mit seiner Axt und gleichmäßigen Schlägen eine Tanne nach der anderen um, bis ein völlig ausgepumpter Raab am Ende mit seinem zehnten Baum gemeinsam niederfällt – sein Konkurrent müht sich da noch mit Baum Nummer sechs.
Herausforderer Oliver kaum fernsehtauglich
Das war dann auch schon das interessanteste Spiel des Abends: Denn ob nun die Umparkerei von zehn Autos auf durchnummerierte Parkplätze, das Erfühlen von Weihnachtskeksformen oder auch der Versuch, möglichst viele Walnüsse in einer Schale zu platzieren – wirklich spannend anzuschauen ist das alles nicht. Und zwar nicht nur, weil die zweite "zu Null"-Klatsche in der Geschichte der Show unaufhaltsam näher rückt, sondern weil Oliver als Typ wenig fernsehtauglich, sondern eher ein netter Langweiler ist.
Auch wenn's am Ende also nichts wird mit der halben Million Euro: Für ein neues "Plätteisen", das sich Olivers Frau angeblich so sehnlich gewünscht hat, sollte es auch so reichen. Schon damit ihr Mann auch künftig solch faltenfreie und hautenge Shirts tragen kann.
Richtigstellung: In der ersten Version des Artikels hatten wir fälschlicherweise behauptet, der Kommentator der Sendung sei Klaus Gronewald. Richtig ist: Frank Buschmann hat kommentiert. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen!