Nach dem angeordneten Abschuss eines freilaufenden Wisents in Ostbrandenburg wird das Amt Lebus für das Vorgehen heftig kritisiert. Das Umweltministerium in Potsdam teilte am Freitag auf Anfrage mit, dass man "entsetzt und empört" sei. Weder das Ministerium noch das Landesumweltamt seien in die Vorgänge eingebunden gewesen.
Nach Polizeiangaben hatte ein Mann am Mittwoch den Wisent auf einem Deich, im Osten von Brandenburg, gesichtet und die Polizei gerufen. Gemeinsam mit dem zuständigen Ordnungsamtsleiter sei bei Einbruch der Dunkelheit beschlossen worden, das Tier zum Schutz der Bevölkerung zu erlegen. Zwei Jagdpächter hätten den Wisent dann getötet. Das Amt war für eine Stellungnahme am Freitagnachmittag telefonisch nicht erreichbar.
WWF stellt Strafanzeige gegen Ordnungsamtleiter
Kritik an dem Abschuss kam auch von der Umweltorganisation WWF, die nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen den Ordnungsamtsleiter stellte. "Die Abschussfreigabe eines streng geschützten Tieres ohne ersichtliches Gefährdungspotential ist eine Straftat", stellt WWF-Vorstand Naturschutz Christoph Heinrich in einer Pressemitteilung fest, "Nach über 250 Jahren ist ein Wisent in Deutschland gesichtet worden und alles was dem Ordnungsamt einfällt, ist der Abschuss."
Die Grünen-Fraktion im Landtag will den Vorfall im Umweltausschuss thematisieren. "Der Abschuss erscheint mir völlig unverhältnismäßig", sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Benjamin Raschke.
Wisente zählen zu den streng geschützten Tierarten
Das Amt Lebus dagegen verteidigt den angeordneten Abschuss des freilaufenden Wisents in Ostbrandenburg. Amtsdirektor Heiko Friedemann sagte dem rbb am Freitag: "Ich hab' da kein Abwägungsermessen, sondern Leib und Leben geht vor."
Wisente zählen zu den streng geschützten Tierarten in Deutschland. Laut Umweltministerium, das sich auf polnische Angaben bezieht, handelte es sich bei dem Wisent um einen Bullen, der dort im Gebiet des Nationalparks Warthemündung seit längerem frei herumlief.