EU-Verordnung Tote Tiere dürfen nicht mehr "recycelt" werden

Bisher wurden verstorbene Haustiere zu Tiermehl oder auch Seife verarbeitet. Eine neue EU-Verordnung stuft Haustiere jetzt in die Gefahrenklasse 1 ein. Danach müssen Tierleichen ab dem 1. Mai verbrannt werden.

Auf den Gräbern befinden sich Erinnerungsstücke wie Quietsche-Entchen, Fähnchen oder Halsbänder. "Schätzungsweise 20.000 Haustiere werden jährlich auf den 102 Tierfriedhöfen in Deutschland bestattet", sagt Hartmut Gläser, Vorsitzender des Bundesverbandes der Tierbestatter, in Marburg. Das ist jedoch bei rund 14 Millionen Hunden und Katzen in deutschen Haushalten eine verschwindend geringe Zahl. Dabei wissen viele Besitzer nicht, wohin sie die Tierleiche bringen können. Oft führt der direkte Weg vom Tierarzt zur Tierkörperbeseitigung.

Bestattungen im heimischen Garten

Neben Tierfriedhöfen dient auch der heimische Garten als Trauer- und Bestattungsstätte. Konnte Kaiser Wilhelm II. seinen Dackel namens Erdmann noch im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel begraben, ist dies in einem öffentlichen Park heute nicht erlaubt. Grundsätzlich müssen die Haustiere in eine der zwölf bundesweiten Tierkörperbeseitigungsanstalten gebracht werden. "Dann kommt das Tier in das Recycling", sagt Gläser. Bislang wurden dann aus den Körpern Futtermittel aus Tiermehl oder auch Seife hergestellt.

Ab dem 1. Mai ist dies allerdings nicht mehr möglich. Mit der neuen EU-Verordnung über Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte "tierische Nebenprodukte" werden nach Angaben des hessischen Sozialministeriums Haustiere in die so genannte Gefahrenklasse 1 eingestuft. Danach müssen die Tierleichen verbrannt werden. So soll vermieden werden, dass beispielsweise Medikamentenrückstände in die Verwertung gelangen. Gläser plädiert jedoch für eine Bestattung auf dem Tierfriedhof. Das Tier werde dann in einem Karton oder Holzsarg beerdigt. Auch Feuerbestattungen seien möglich. Das Grab koste meist 600 bis 800 Euro für die ersten fünf Jahre.

Trauerarbeit per Internetfriedhof

"Der Löwenanteil bei den Bestattungen besteht aus Hunden und Katzen", sagt Gläser. Aber auch ein Känguru, Goldfische und Schlangen bekämen mitunter ein Grab. "Immer mehr Leute wollen zudem ihre Pferde beerdigen lassen", berichtet der Tierbestatter. Dies sei nach dem Tierkörperbeseitigungsgesetz jedoch nicht möglich. Denn Pferde gehörten zu den Nutz- und nicht zu den Heimtieren und müssten daher der Tierkörperbeseitigung zugeführt werden. "Dabei können die Grenzen, was ein Nutz- und was ein Haustier ist, doch nicht an der Tierart festgemacht werden", kritisiert Gläser.

Auch Guido Knörzer, Diakon und Vorsitzender des Vereins Aktion Kirche und Tiere, empfiehlt eine Tierbestattung. "Unsere negativen Gefühle brauchen schließlich auch einen Ort", sagt der Theologe aus Aschaffenburg. Man habe ja oft jahrelang eine Beziehung zu dem Tier aufgebaut. Mit einer Tierbestattung könne besser Trauerarbeit geleistet werden. Dabei könne der Priester eine Ansprache halten, ein Gebet sprechen und Trost spenden. Nichts hält der Theologe jedoch davon, wenn auf dem Tiergrab christliche Symbole wie das Kreuz verwendet werden. Dies beziehe sich auf die menschlichen Sünden. "Tiere sündigen aber nicht wie Menschen", sagt Knörzer.

Die - manchmal nicht immer so ernst gemeinte - Trauerarbeit der Tierfreunde findet sich auch in den digitalen Weiten des Internets wieder. In zahlreichen virtuellen, teils kostenlosen Tierfriedhöfen wird der verstorbenen Lieblinge gedacht. Geburts- und Todeszeitpunkt, ein Trauerspruch oder Bilder können ebenso abgerufen werden wie gelegentlich das zu Lebzeiten aufgenommene Hundegebell, welches als wav-Datei aus dem PC-Lautsprecher ertönt. Ganze familiäre Dramen lassen sich auf den Tierfriedhöfen erahnen. So ereilte der auf dem www.kuscheltierfriedhof.de virtuell begrabenen Hauskatze Charly am 4. März der Tod durch einen Nierentumor.

Nicole Schweighofer aus dem österreichischen Mittendorf beklagt auf www.virtueller-tierfriedhof.de den Verlust ihres Romeos, einen Schwertträger-Fisch. "Ich hab dich lieb gehabt, doch der neue Barsch hatte dich zum Fressen gern", schreibt die Österreicherin. Für Juely, die Spitzschleimschnecke, hatte das Leben am 12. Februar 2000 ein Ende. Juely war Zeit ihres Lebens immer gut umsorgt, glücklich und schleimt noch immer in meinem trauernden Herzen", beklagt eine Tina aus Innsbruck.

Frank Leth

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