Für eine Klassenfahrt nach New York hat eine Berliner Schulklasse insgesamt 38.085 Euro beantragt - und das wurde auch genehmigt. Wie der "Tagesspiegel" berichtet, haben 15 Schüler aus einem Kurs des Robert-Koch-Gymnasiums in Berlin einen entsprechenden Antrag beim Berliner Jobcenter eingereicht.
Familien mit einem geringen Einkommen können bei Ausgaben für die schulische Ausbildung, so auch für Klassenfahrten, finanzielle Unterstützung als zusätzliche soziale Leistung vom Staat fordern, durch das Bildungs- und Teilhabepaket. Erziehungsberechtigte, die unter der Einkommensgrenze liegen, haben Anspruch darauf.
2539 Euro pro Schüler
In jenem Englisch-Leistungskurs des Berliner Gymnasiums waren das offenbar die Eltern von 15 Schülern. Bei der gemeinsamen Reise des Kurses nach New York kamen da allerhand Kosten zusammen: Pro Schüler waren das für Flugreise, Unterkunft, Verpflegung und sonstigen Nebenkosten laut "Tagesspiegel" insgesamt 2539 Euro. Mal 15 - denn im besagten Englischkurs kamen alle 15 Schüler aus Familien, die Anspruch auf entsprechende Zahlungen haben - macht das 38.085 Euro für die Fahrt.
Ausgaben, für die der Staat mit Bildungs- und Teilhabepaket aufkommt, bewegen sich üblicherweise nicht außerhalb eines Rahmens von 300 bis 700 Euro. Bei einer Reise in eine der teuersten Städte in den USA reicht das freilich nicht aus. Da die Anträge der Erziehungsberechtigten korrekt ausgefüllt und selbst vom Schulleiter abgesegnet worden waren, sollte es eigentlich keine Einwände des Jobcenters geben.
Teure Schulausflüge sind keine Seltenheit mehr
Doch nun wird Kritik an einem solchen Umgang mit Steuergeldern laut. Aus den Jobcentern kamen kritische Nachfragen an die Schule. Der Leiter des Berliner Gymnasiums, Rainer Völkel, bereut den Antrag inzwischen. "Ich habe einmal nachgegeben, und das war vielleicht einmal zu viel", wird er vom "Tagesspiegel" zitiert. Er habe schon vor dem Antrag Bedenken gehabt und den Kurslehrer "hochnotpeinlich befragt", ob das wirklich nötig sei. Dieser habe ihn dann überzeugen können. Dennoch soll die Klassenfahrt "ein singuläres Ereignis" bleiben. Da die Reise letztendlich aber doch billiger war als geplant, würden nun pro Schüler 400 Euro an den Staat zurückgezahlt.
Laut der Berliner Sozialverwaltung kommen derart teure Reisen in der Hauptstadt durchaus häufiger vor. Teure Klassenfahrten um den Globus sind heute keine Seltenheit mehr. Viele Schulen sind auf in mehreren Kontinenten vernetzt und organisieren etwa kostspielige Schüleraustauschprogramme, die sich ohne finanzielle Unterstützung nicht jede Familie leisten kann. Rund 30 Millionen hat der Staat in diesem Jahr bereits für Leistungen durch das Bildungs- und Teilhabepaket gezahlt - ein Viertel davon (7,7 Millionen) allein für Familien in Berlin.