"Tuyas Hochzeit" Mongolische Hirtin sucht Mr. Perfect

Der Berlinale-Sieger "Tuyas Hochzeit" kommt nun auch in die deutschen Kinos. Darin muss die schöne Tuya in der mongolischen Steppe für ihren verstümmelten Mann und zwei Kinder sorgen. Um ihr das Leben zur erleichtern, beschließt sie noch einmal zu heiraten.

"Mongolen sind bekannt für ihre Kraft und Stärke und ihre ungehobelte Persönlichkeit", informiert das Presseheft, darüber hinaus "trinken die Mongolen Milch, Tee und Alkohol, um dem kalten Wetter zu trotzen." Das hört sich bekannt an, und vielleicht ist es kein Zufall, dass Filme aus der Mongolei in Berlin so beliebt sind. Auch auf der diesjährigen Berlinale gewann mit "Tuyas Hochzeit" ein Film aus jenem fernen Land, dessen zäher Menschenschlag sich so fotogen vor Steppe und weitem Horizont abfilmen lässt.

Auf den Geschmack gekommen ist das Publikum zum Beispiel mit dem Oscar-nominierten mongolischen Film "Die Geschichte vom weinenden Kamel" (2003). In der Geschichte von Tuya geht es um eine junge Frau, die wie ein Lasttier schuftet. Eingemummelt in Schals und Stiefel, zieht sie wie ein zäher Ackergaul durch die Wüstenei. Doch die Hirtin, die Familie und Herde allein versorgen muss, schafft die Arbeit nicht mehr und bricht zusammen. Ihr Mann Bater, seit einem Unfall verstümmelt, will, dass sie sich scheiden lässt und einen neuen Ehemann zur Unterstützung sucht, was dank des Frauenmangels in China kein Problem darstellt. So kommen mehrere Anwärter zum Tee, schrecken aber vor Tuyas Bedingung zurück: Sie will, dass der Zukünftige den netten Bater ebenfalls in die Familie aufnimmt.

Nur der reich gewordene Baolier, ein alter Verehrer Tuyas, kann sie umstimmen. Er bietet ihr und den Kindern in seinem weit entfernten Haus ein Leben mit Komfort an und bezahlt Bater einen Platz im Heim. Schweren Herzens steigt Tuya in Baoliers Mercedes. Doch als Bater sich umbringen will, erweist sich der neue Göttergatte als Niete; nur die Wachsamkeit ihres leicht chaotischen Nachbarn Shenge verhindert Schlimmeres. Nun steckt Tuya erneut in der Sackgasse, weigert sich aber voller Misstrauen, eine andere, seit langem ausgestreckte Hand zu greifen.

Halbdokumentarisches Bauerntheater

Der Film, der auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann, erschien inmitten schwergewichtiger Polit-Dramen als kleinster gemeinsamer Nenner der Jury. Und es ist tatsächlich nichts verkehrt an diesem halbdokumentarischen, gelegentlich burlesken Bauerntheater über eine so genannte starke Frau, die stur an der Scholle und am Ehemann festhält und am Ende widerstrebend ihr Herz sprechen lässt. Yu Nan, die einzige Profi-Darstellerin, spielt mit rauem Charme ein zorniges Arbeitstier: sie wird umso unwirscher, je lieber sie den Gegenstand ihrer Schimpferei mag. Dabei ist ihr Misstrauen angesichts von Männern, die gerne mal einen heben und dann nur Ärger machen, durchaus angebracht.

Andererseits sind Ethno-Filme auch besonders beliebt auf westlichen Filmfestivals, wird dabei doch die Nostalgie nach einer heilen Welt bedient. Dazu passend bekommt Selfmademan Baolier als Öl-Millionär und Verkörperung der Moderne gleich den Part des Trottels zugewiesen: Neureiche Chinesen sind irgendwie pfui. Aber selbst Regisseur Wang Quan'an, der so geschickt die unausgesprochenen Zurück-zur-Natur-Sehnsüchte eines saturierten Publikums bedient, scheint angesichts dieser pittoresken Idylle mit Hirten, die arm sind und das Herz am rechten Fleck haben, nicht ganz wohl zu sein. Das Happy End fällt sehr zwiespältig aus, - und so hinterlässt die Jurten-Heimeligkeit auch beim Zuschauer einen etwas unheimlichen Nachgeschmack.

Birgit Roschy/AP

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