BMW Aus Freude am Sparen

Von Martin Westerhoff/Lissabon
BMWs gelten seit jeher als Fahrerautos. Sportsfreunde schätzen die kräftigen Motoren und den Heckantrieb. Jetzt gehen die Bayern dem Spritverbrauch an den Kragen, ohne die Leistung zu senken.

"Nein, mit der aktuellen CO2-Diskussion hat die Veranstaltung nichts zu tun", versichern die Herrschaften von BMW der versammelten Presse. Trotzdem haben sie die Präsentation zweier aufgefrischter Modelle "Efficient Dynamics im BMW 1er und BMW 5er" genannt. Was bedeuten soll, dass die Neuen effizient mit dem Sprit umgehen und trotzdem sportlich sind: Rückgewinnung von Bremsenergie und eine hochpräzise Benzindirekteinspritzung heißen die Schlagworte. Zwar ein alter Hut, aber die mutigste Maßnahme ist eine Auto-Start-Stop-Funktion beim Einer, die den Motor im Stand abstellt und beim Tritt auf die Kupplung wieder startet.

Um die Akzeptanz dieses Systems bei den Autofahrern kämpften Audi und VW schon in der Vergangenheit, der Golf 2 Ecomatic floppte als erster Zwangsabwürger. BMW wagt nun den Schritt, die Technik serienmäßig bei den Vierzylinder-Motoren des 1er einzubauen. Glückt der Vorstoß, soll sie auch Einzug in andere Modellreihen halten.

Ingenieure haben auf breiter Linie durchgegriffen

Der Zeitpunkt der Spritsparoffensive ist ideal, um der Marke ein Umweltimage zu verleihen. Denn bisher legten die Bayern wert darauf, durch "Freude am Fahren" bekannt zu sein. Also Autos zu bauen, die Spaß machen. Die neue Technik zum Spritsparen ist aber keinesfalls eine Hau-Ruck-Aktion, um auf die Umwelt-Engel-Masche aufzuspringen. In monatelanger Entwicklungsarbeit haben die Ingenieure auf breiter Linie durchgegriffen. Getreu dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist".

Hinter der Bremsenergierückgewinnung verbirgt sich beispielsweise der Trick, den Generator - besser als Lichtmaschine bekannt - nur in Bremsphasen anzukoppeln. Normalerweise erzeugt er ständig Strom und belastet dadurch den Motor, der damit wiederum mehr Sprit benötigt. Nun läuft der Generator nur noch, wenn das Auto sowieso Energie loswerden will - beim Bremsen.

Das Äußere hat sich kaum geändert

Von außen haben sich 1er und 5er kaum verändert. Ein bisschen Modelliererei an Scheinwerfern, Lufteinlässen und am Heck fällt beim 1er nur Experten sofort ins Auge. Auch in den Innenräumen haben die Designer Hand angelegt und hier und da etwas verändert. Wer eines der beiden Modelle mit Schaltgetriebe ordert, wird während der Fahrt am ehesten eine neue Anzeige auf dem Multifunktionsdisplay entdecken, das sich zwischen Tacho und Drehzahlmesser verbirgt. Hier meldet sich die Elektronik zu den Zeitpunkten, an denen der Fahrer frühestens hochschalten kann. Die Drehzahl wird damit abgesenkt, der Verbrauch auch. Den empfohlenen Gang zeigt eine Ziffer mit einem Pfeil nach oben. In der Praxis funktioniert diese Anzeige gut. Und niemand muss sich Gedanken darüber machen, ob er untertourig fährt. Denn wenn dem Motor bei niedriger Drehzahl an einer Steigung die Puste ausgeht, blinkt ein Pfeil nach unten auf, samt dem angemessenen niedrigeren Gang.

Schade nur, dass die Schaltpunktanzeige relativ klein ausfällt. Durch ihre niedrige Position muss der Blick zudem relativ weit gesenkt werden und bleibt nicht auf der Straße. Brav in den angepriesenen Gängen gefahren, sinkt der Verbrauch der neuen Motoren zum Teil beachtlich. Der BMW120i hat beispielsweise um 20 PS auf 170 Pferdestärken zugelegt. Trotzdem gönnt er sich mit 6,4 Litern Benzin auf 100 Kilometer nach EU-Messmethode rund 14 Prozent weniger als sein Vorgänger - also fast einen Liter.

Auch Dieselmotoren auf Diät gesetzt

Auch die Dieselmotoren setzte das Entwicklungsteam auf Diät. Der 286 PS starke Dreiliter-Diesel im 535d begnügt sich mit 6,8 Litern, das sind 1,2 Liter weniger als beim Vorgänger. Unverständlich bleibt jedoch, warum die Bayern die Basismotorisierung des 1er vorerst weiter unverändert lassen. Der 1,6 Liter große Benziner leistet 115 PS, fraß mit 7,5 Litern im Schnitt aber schon bisher viel zu viel.

Die Spritspar-Offensive von BMW ist ein Schritt in die richtige Richtung. Statt sich mit ein paar langweiligen und teuren Sondermodellen mit extrem niedrigem Verbrauch in Szene zu setzen, will BMW den durchschnittlichen Verbrauch aller Modelle serienmäßig absenken. 1er und 5er sind die Vorreiter. Die mutige Start-Stop-Automatik funktioniert im 1er tadellos. Auch wenn es anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist. Wenn sich die Kunden damit anfreunden, wird BMW künftig hoffentlich den Mumm haben, auch den großen Limousinen im Stand den Saft abzudrehen. Aus Freude am Sparen.