Autos aus Fernost gibt's viele. Auch bei uns. Corollas, Civics oder Almeras parken vor Doppelhaushälften oder Kindergärten. Angepasste und gesichtslose Allerweltsautos. Auf der Suche nach dem individuellen Sporthobel wenden sich nur wenige an den örtlichen Mitsubishi-Händler. Sowas gibt's bei Porsche, Mercedes, Audi und Co.
Landstraßen-Prolls
Der automobile Nachwuchs hat die Verhaltensweisen der Führerschein-Oldies übernommen. Geschraubt wird an alten Kadetts, bemitleidenswerten Polos und rostigen Escorts. Einen aufgebrezelten Nissan Micra hat man dagegen nur selten im Rückspiegel. Ärger machen die Landstraßen-Prolls höchstens mal vorm örtlichen Tanzschuppen oder auf leeren Supermarkt-Parkplätzen. Gummifressende Burnouts, kurze Ampelsprints und lässige Posen. Spätpubertäres Imponiergehabe.
Anderer Kontinent, andere Sitten
Wer sich darüber ärgert, sollte einen Ausflug ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten wagen. Der amerikanische Jung-Autofahrer greift mit Vorliebe zu sportlichen Importautos und pulverisiert die strengen Speedlimits. Dabei nehmen es die Halbstarken mit den Besitzverhältnissen nicht so genau. Wenn das Kapital nicht für einen Toyota Supra reicht, "besorgt" man sich den Japan-Porsche vom nächstbesten Parkplatz. Mit schrillem Effektlack verziert und bis zur Unkenntlichkeit mit Spoilern ausstaffiert, geht es auf die Suche nach willigen Kombatanten und überforderten Cops.
"2 Fast 2 Furious"
Was man sich darunter vorstellen muss, erzählt der Film "2 Fast 2 Furious", der aktuell die Pole-Position der amerikanischen Kino-Charts gepachtet hat. Der Streifen ist die Fortsetzung von "The Fast and the Furious", der vor zwei Jahren nicht minder erfolgreich durch die Kinos dröhnte. Die Story: junger Cop und Straßenrennfahrer im Undercover-Einsatz in der Streetracer-Szene erliegt den Verlockungen von schnellen Autos und leichten Beifahrerinnen. Oder so. Kein Mensch kann sich auf eine Handlung konzentrieren, wenn ständig sauteure Sportwagen durch die Gegend fliegen. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Plot zwischen Alufelgen, Lachgas-Einspritzung und glühenden Bremsen einfach nicht zu sehen ist.
Lehrfilm für Schrauber
Auto-Freaks wird's egal sein. Was zählt, ist auf der Straße. Für einheimische Schrauber ist "2 Fast 2 Furious" ein Lehrfilm, was man mit etwas Fantasie, verbotenen Zubehörteilen und Softwarekenntnissen aus den hier als "Reisschüsseln" geschmähten japanischen Autos alles zaubern kann. 600 PS, 290 Sachen Spitze und Soundanlagen, die ohne Probleme ein Düsenflugzeug überdröhnen können. Davon träumt eine ganze Armee von passionierten Tunern, deren Zulassungsheftchen so dick sind wie Telefonbücher. Wer in Deutschland was an sein Auto schraubt, muss damit vor den strengen Augen der TÜV-Prüfer bestehen. Die finden so tolle Erfindungen wie eine Lachgas-Einspritzung gar nicht lustig. Da hilft es auch nichts, dass man mit kurzzeitiger Leistungsverdoppelung argumentiert. Ehrlich!
Da bleibt nur das Kino. Allerdings sei normalen Autofahrern empfohlen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Nach der Vorstellung werden nämlich Horden von Testosteron gedopten Jünglingen versuchen, mit ihren Polos oder Kadetts die Filmszenen realistisch nachzustellen. Diese Schmach möchte man seinem Familien-Alemera wirklich ersparen.