Probleme beim Schützenpanzer Puma Was tun, wenn der Panzer nicht bremst?

Der Puma ist der teuerste Panzer der Bundeswehr. Nun stellt sich heraus, das Ungetüm lässt sich nicht bremsen. Die Abhilfe: Der neue Schützenpanzer wird auf Tempo 50 gedrosselt. Erstmal.

Die Bundeswehr kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht raus. Im letzten halben Jahr überraschte die Armee mit Drohnen, denen es im Winter zu kalt ist, einem Marinehubschrauber, der nicht auf offener See fliegen sollte, einem Transportflugzeug, das abstürzte, einem Gewehr, das sich bei Gebrauch verbiegt und jetzt knirscht es beim Schützenpanzer Puma.

Der Schützenpanzer (IFV Infanty Fighting Vehicle) ist das modernste und auch teuerste gepanzerte Fahrzeug der Bundeswehr. Der Puma soll den betagten Marder - seit 1971 im Dienst - ersetzen. Ein Puma wiegt moppelige 40 Tonnen und kostet pro Stück stattliche 8,85 Millionen Euro.

Zwanzig Puma sind derzeit zur Erprobung bei der Truppe. Dort hat man festgestellt, dass der Motor mit seinem 1800 PS zu stark für den Panzer ist. Man kann auch sagen, die Bremsanlage ist zu schwach für das Ungetüm. Die derzeitige Lösung: Der Motor wird gedrosselt, statt der möglichen 70 km/h wird der Puma nun bei Tempo 50 abgebremst.

Ist der Panzer etwa zu dick geworden?

Woran liegt es: Der eigens entwickelte Retarder soll den Belastungen nicht gewachsen sein. Das System im Puma ist eine hydrodynamische Bremse. In Pkw wird so ein System nicht eingebaut, in schweren Fahrzeugen ist ein Retarder aber Standard. Es dient dazu, einen Großteil der Bremsenergie aufzunehmen, ohne mit dem Bremsvorgang die eigentliche Bremsanlage zu belasten. Ist der Retarder zu schwach dimensioniert, kann sich der Bremsweg mehr als verdoppeln. Führt eine dauerhafte Überlastung zum Ausfall des Retarders könnte der Panzer überhaupt nicht mehr abgebremst werden.

Unklar ist, wie es zu dem Debakel kommen konnte. Denkbar ist, dass die Gewichtszunahme des Pumas während der Planungszeit eine Rolle spielt. Ursprünglich sollte der Schützenpanzer nur 30 Tonnen anstatt der jetzigen 40 Tonnen wiegen. Die Industrie soll jedenfalls die Verantwortung übernommen haben und steht auch für eine Umrüstung ein. Dass sich die Auslieferung an die Truppe weiter verzögert, ist allerdings nicht weiter tragisch. Die Bewaffnung mit der Hauptwaffe, dem Mells-System zum Start von Spike-Raketen, wird frühestens 2018 erfolgen.

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Das Gegenstück rollt auch schon

In die Schlagzeilen geriet der Panzer schon zuvor wegen seiner Belüftungsanlage. Denn der Puma erfüllt nicht die strengen Auflagen der deutschen Arbeitsstättenverordnung. Selbst im Gefecht muss an Bord so gute Luft herrschen, dass auch hochschwangere Soldatinnen dort beruhigt ihren Dienst verrichten können, meinen deutsche Behörden.

Das Gegenstück zum Puma wäre der russische schwere Schützenpanzer T-15, der auf der Plattform des neuen Kampfpanzers T-14 Armata aufbaut. Die Russen haben allerdings parallel einen deutlich leichteren Schützenpanzer entwickelt. Hauptbewaffnung des schweren T-15 sind zwei 9K135 Kornet-Lenkwaffen, vermutlich in der neuesten EM-Version mit automatischer Laserzielsuche.

Die Kornett-EM gehört zu den modernen Fire-and-Forget-Systemen, sie verfügt über einen Tandemsprengkopf, um reaktive Panzerungen zu durchbrechen. Besonderheit ist, dass sie keine direkte, sondern eine semi-ballistische Flugbahn nutzt. So soll der Gefechtskopf von oben auf das Ziel auftreffen. Dort ist die Panzerung geringer als an der Front und die Fläche weitaus größer.

Gernot Kramper

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