Frank Rinderknecht "Ein Auto, das tauchen kann"

Die exotischen Aussteller sind auf dem Genfer Autosalon das Salz in der Suppe, aber keiner baut so durchgeknallte Vehikel wie Frank Rinderknecht, der Inhaber der Firma Rinspeed aus Zumikon bei Zürich. Bei seinem Heimspiel scheint er sich jedes Jahr erneut zu übertreffen. Sein aktuelles Model heißt SQuba - und kann tauchen.

Herr Rinderknecht, Sie stellen regelmäßig eine irre Studie vor, aber bisher ist keine von denen in Serie gegangen. Warum also treiben Sie diesen Aufwand?

Aus mehreren Gründen. Der erste ist, dass wir als Team die Leidenschaft teilen, außergewöhnliche Dinge zu tun. Verrückte Sachen, die noch keiner gemacht hat. Wir wollen Emotionen erzeugen, und natürlich geht es um Kommunikation: Wir wollen unseren Partnern zeigen, welche Ideen wir haben, mit welchen neuen Materialien wir arbeiten, welche Innovationen wir für die Zukunft parat haben.

Auf Ihrem Stand sieht man außer der SQuba-Studie hauptsächlich aufgemotzte, getunte Porsche. Ist das Ihr wichtigstes Standbein?

Eines. Porsche-Tuning ist ein Teil der Geschäfte, die wir vor allem in der Schweiz betreiben. Wir bauen aber auch Concept-Fahrzeuge für die Autoindustrie und da ist oftmals Rinspeed drin, steht aber nicht drauf.

Irgendwann haben Sie mal angefangen mit diesen verrückten Fahrzeugen. Aber können Sie denn jetzt überhaupt damit aufhören? Dann würde doch gleich jeder vermuten, Sie wären am Ende, ausgebrannt, Pleite womöglich.

Ja, doch, selbstverständlich könnte ich aufhören. Ich habe zwar keine Angst, dass mir die Ideen ausgehen, aber vielleicht braucht mein Leben ja doch irgendwann eine neue Richtung, einen neuen Anstrich nach 31 Jahren Rinspeed. Ein James-Bond-Motto lautete mal "Never Say Never", sag niemals nie. Meine Planung geht nur von einem Jahr zum nächsten.

Ihre Firma hat mit dieser Studie wahr gemacht, was im James-Bond-Film ein Trick geblieben ist. Der SQuba taucht offenbar wirklich.

Ja. "Der Spion, der mich liebte" war Fiktion. Wir wollten es real machen. Jeder kennt den Lotus aus dem Film - diese Vorstellung ist ein Traum. Seine Realisierung ist einer der Gründe, warum der SQuba soviel Aufsehen erregt.

Wie funktioniert es denn technisch?

Der SQuba ist voll elektrisch. Es sind fünf Antriebsmotoren an Bord. Einer treibt die Räder an, jeweils zwei die Schrauben im Heck sowie die beweglichen Düsen an den vorderen Kotflügeln, mit denen man auch das Auf- und Abtauchen steuert. Ein Verbrennungsmotor hätte unter Wasser seine liebe Mühe zu atmen. Was außerdem überraschend ist: Das Auto ist ein Cabrio. Die Passagiere tauchen nass. Eine geschlossene Fahrgastzelle hätte etwa drei Kubikmeter Luft, die wir mit drei Tonnen Gewicht beschweren müssten, um tauchen zu können. Ein so schweres Auto wäre auf der Straße absolut sinnlos. Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt. Ein geschlossenes Fahrzeug birgt ein hohes Risiko. Schon ab einem Meter Tiefe würde der Wasserdruck es unmöglich machen, die Türen zu öffnen.

Das wäre sehr gefährlich bei einer Kollision oder wenn der SQuba irgendwo stecken bleiben würde...

...richtig. Wenn irgendwas passiert. So, wie wir es gemacht haben, ist man in Sekundenschnelle draussen. Die Passagiere sind unter Wasser auch nicht angeschnallt, sondern tragen – wie Taucher es tun – einen Bleigurt von etwa 25 Kilogramm Gewicht, damit sie sitzen bleiben und nicht entschweben. Das Auto selbst hat einen natürlichen Auftrieb von etwa 50 Kilogramm. Wenn man die Motoren abschaltet, die während der Fahrt die Richtung bestimmen, taucht es sehr bald von allein auf.

Ihre Studien funktionieren ja anscheinend. Das ist ein enormer Aufwand, so etwas zu bauen. Was kostet das?

Viele Leute glauben zuerst nicht, dass unsere Konzepte funktionieren. Wenn die das erste Mal die Bilder sehen, sagen sie: Das sind doch Fotomontagen. Dann erwidere ich: Dann schaut euch das Video an. Wenn ich da schummeln wollte, müsste ich ja fast mehr Aufwand betreiben als den, der nötig ist, um das Auto zu bauen. Nach dem Video gibt’s dann meist keine Zweifel mehr. Das Projekt hat sieben Monate gedauert vom Anfang bis zum Film, der in Florida gedreht wurde und der die Funktion belegt. Zusätzlich waren bisher Teams von RTL und Sat1 und so weiter dabei, die ich nicht hinters Licht führen könnte. Gekostet hat das Projekt SQuba eine Million Euro.

Wann wird das nächste Thema angegangen?

Kreative Pause bis Juni etwa.

Und dann wird ein Auto konstruiert, das fliegen kann?

Nein, wohl nicht. Ideen gibt es viele, aber die Zielsetzung muss stimmen. Wir hatten bei diesem Konzept ein Auto im Sinn, das tauchen kann, aber kein U-Boot mit vier Rädern. Ein fliegendes Auto wäre auch keine Cessna mit vier Rädern. Der Aufwand wäre unglaublich. Das schaffe ich bis 2009 definitiv nicht.

Interview: Frank Janßen