Top 12 der Auto-Irrtümer Dummheiten von gestern

Von Susanne Kilimann
Jungen Autofahrern werden die ältesten Weisheiten als brandaktuelle Tipps aufgedrängt. Die Ratschläge vom Stammtischexperten sind meist falsch, manchmal brandgefährlich und immer überholt. stern.de präsentiert ein Dutzend falscher Auto-Tipps.

Der automobile Nachwuchs bekommt von Eltern, Onkel, Tanten oder gar Großeltern eine ganze Menge gut gemeinter Ratschläge mit auf den Weg. "Kein Alkohol am Steuer" oder "fahr langsam", gehören fraglos zu den guten ihrer Art. Ratschläge, in denen es um technische Fragen geht, sind dagegen meist mit Vorsicht zu genießen. Oft sind sie nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Viele waren schon immer Blödsinn.

Gefühlvolle Stotterbremse

"Gefühlvolle Stotterbremse" – manch einer hat sicher noch die Worte seines Fahrlehrers im Ohr wenn’s auf der Straße mal brenzlig wird. Doch was in der Vergangenheit sinnvoll war, hat im Zuge des technischen Fortschritts seine Gültigkeit verloren. Bei Autos mit ABS ist die Stotterbremsung vielmehr kontraproduktiv, warnen die Sicherheitsexperten vom TÜV. Dadurch würde sich der Bremsweg dramatisch verlängern. Bei Gefahr sollten Fahrer moderner Autos so fest wie möglich aufs Bremspedal treten – und den Fuß dort belassen, bis die Situation ausgestanden ist.

Einmal Durchblasen

"Vor dem Abstellen des Motors einen Stoß Gas geben, das schmiert die Ventile, erleichtert den nächsten Start und hält den Vergaser sauber" – dieser Ratschlag gehört in die Mottenkiste. Ohnehin ist heute kaum noch ein Auto mit Vergaser unterwegs. Aber auch der Rest ist purer Unsinn. Der einspritzte Kraftstoff wäre nicht nur verschwendet. Er könnte den Schmierfilm verdünnen und somit durchaus dem Motor schaden.

Diesel-Mix

"Im Winter Benzin oder Petroleum zum Diesel mischen" – das war bis in die 80er Jahre durchaus ein guter Rat. Wer ihn nicht beherzigte, riskierte an kalten Tagen, mit verstopftem Kraftstoffsystem liegen zu bleiben. Das Paraffin im Diesel führte zum gefürchteten "Versulzen". Heutiges Winterdiesel fließt dagegen auch bei strengem Frost. Das Beimengen von Benzin ist aber nicht nur unnötig geworden. Der Mix wäre für moderne Einspritzanlagen und Motoren ein echtes Gesundheitsrisiko.

Schlappe Pneus

"Bei tiefem Schnee weniger Druck in den Reifen" – liebe Fahranfänger, hier müssen sie dem Papa widersprechen. Dieser Tipp stammt aus der Diagonalreifen-Epoche. Die Traktion von Gürtelreifen würde sich durch den reduzierten Druck verschlechtern. Autohersteller und Reifenexperten empfehlen für die Fahrt mit Winterpneus in der Regel den gleichen Druck wie bei Sommerreifen – oder 0,2 bis 0,3 bar mehr.

Viel Oktan

"Spiritus ist der beste Frostschutz für die Scheibenwischanlage" – wenn Mama mit der grünen Flasche kommt, lehnen Sie unbedingt ab. Denn der hochprozentige Haushaltshelfer enthält keinerlei Reinigungszusätze. Auf der Windschutzscheibe verbleiben daher lästige Schlieren. Zudem riecht Spiritus penetrant. Die bessere und nebenbei auch billigere Alternative ist spezieller Scheibenwischer-Frostschutz.

Immer schnurren lassen

"Mindestens immer mit mittlerer Drehzahl fahren, um Sprit zu sparen" - ist nur dann sinnvoll, wenn das Auto schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Die neuen Hightech-Triebwerke laufen bereits bei Drehzahlen von unter 2.000 Touren hocheffizient. Daher ist man mit 1.300 bis 2.000 Touren bei vielen Autos besonders sparsam unterwegs.

Strumpfbandhalter

Dass ein hauchdünner Damenstrumpf als Not-Keilriemen gute Dienste tut, hat man vielleicht mal in einem Werbestreifen gesehen. Und beim legendären VW Käfer hat der Trick mit dem zarten Nylon auch tatsächlich funktioniert. Doch heute kommt kaum noch ein Auto mit einem klassischen Keilriemen daher. Und wenn, dann benötigen Generatoren und andere Nebenaggregate mittlerweile soviel Leistung, dass ein Nylonstrumpf kläglich versagen würde.

Immer feste rauf

"Radschrauben immer so fest wie möglich anziehen", sonst wird man nach dem Reifenwechsel vom eigenen Rad überholt – auch dieser Ratschlag sollten Sie aus ihrem automobilen Allgemeinwissen streichen. In Wirklichkeit kann man die Radschrauben leicht abreißen, vor allem, wenn man sie mit einem Schraubenschlüssel mit Verlängerung traktiert. Gerade bei Leichtmetallfelgen sollte ausschließlich der Schlüssel aus dem Bordwerkzeugkasten verwendet werden. Die TÜV-Experten raten dringend dazu, den Sitz der Radschrauben bei nächster Gelegenheit in einer Werkstatt mit einem Drehmomentschlüssel kontrollieren zu lassen.

Schwarze Schmiere

Wer Türschlösser mit Graphit schmiert, verschafft sich schwarz gefleckte Hosentaschen. Einen Nutzwert hatte die Aktion früher einmal. Doch seit rund dreißig Jahren sind Schließzylinder aus Materialien, die nach anderen Schmiermitteln verlangen. Für sie gibt es spezielle Sprays, die zumeist Teflon enthalten – und die sollte man auch verwenden.

Gelber Durchblick

"Gelbe Nebenlampen bringen mehr Sicht" – dieser Rat kann unter Autofahrer-Irrglaube abgeheftet werden. Genau das Gegenteil ist richtig: Durch die gelbe Färbung wird Licht verschenkt. Deshalb sind gelbe Lampen, die ohnehin nur für Nebelscheinwerfer zugelassen waren, auch nahezu vom Markt verschwunden.

Ab durch die Mitte

"Wenn der Anhänger schlingert, kann man ihn mit einem Stoß Gas stabilisieren" – vergessen Sie’s. Das wäre sogar gefährlich. Vielmehr ist ein Tritt auf die Bremse angesagt, wenn der Wohnwagen zu tänzeln beginnt. Denn dadurch wird die Anlaufbremse des Anhängers aktiviert und hilft, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen.

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