Der alljährliche TÜV-Report liegt vor. Er zeigt: Jedes fünfte Auto kommt in Deutschland nicht durch die Hauptuntersuchung (HU), da "erhebliche" oder "gefährliche Mängel" vorliegen. Die Zahlen erhob der TÜV von Juli 2023 bis Juni 2024 bei 10,2 Millionen Fahrzeugen. Insgesamt wurden 228 Modelle analysiert, eingeteilt in sechs Kategorien. Erstmals sind auch zehn Elektroautos Teil der Auswertung.
Alles in allem ist der TÜV nicht zufrieden. Joachim Bühler, Geschäftsführer des Verbandes, erklärt: "Die Mängelquoten steigen zum dritten Mal in Folge und der Anteil mängelfreier Fahrzeuge nimmt weiter ab. Jeder fünfte Pkw ist mit erheblichen technischen Mängeln unterwegs und muss nach der Reparatur erneut vorgeführt werden."
Der Trend rührt auch daher, dass das Durchschnittsalter der geprüften Fahrzeuge stetig steigt und laut Kraftfahrt-Bundesamt inzwischen bei 10,3 Jahren liegt. "Die Langlebigkeit der Fahrzeuge steigt, dennoch ist der alternde Fahrzeugbestand ein Problem für die Verkehrssicherheit", so Bühler. "Viele Autofahrer können sich die Neuanschaffung eines neuen oder gebrauchten Autos wegen der gestiegenen Preise nicht leisten." Wenig überraschend: Auch die Wartung und Pflege wird in finanziell schwierigen Zeiten auf ein Minimum reduziert. Das rächt sich dann bei der Hauptuntersuchung. Im genannten Zeitraum wurden rund 15.000 Fahrzeuge sofort aus dem Verkehr genommen und stillgelegt.
TÜV erfasst Mängel statistisch
Das soll nicht heißen, dass es keine älteren Fahrzeuge gibt, die gut durch die Prüfung kommen. Doch mit steigendem Alter trennt sich offenbar die Spreu vom Weizen – was sicherlich auch mit dem Vermögen der Halter zusammenhängt. Denn während ab einem bestimmten Alter zumeist ein Dacia die höchste Mängelquote aufweist, hat ein Porsche 911 auch nach 12 bis 13 Jahren nur selten Probleme.
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Aber nicht nur Luxus-Autos mit besonders guter Pflege haben es auch im höheren Alter vergleichsweise leicht bei der HU. In der Kategorie 4 bis 5 Jahre kamen VW Golf Sportsvan und VW T-Roc gut weg, auch Mazda konnte mit den Modellen CX-3 (6 bis 7 Jahre) und 2 (8 bis 9 Jahre) überzeugen. Bei Autos, die 10 bis 11 Jahre alt sind, setzte sich Mercedes-Benz mit der A- und B-Klasse hinter Porsche, allerdings mit deutlichem Abstand (5,6 Prozent bei Porsche versus 14,7 Prozent bei der A-Klasse).
Tesla mit mehr Problemen als andere Elektroautos
Was die Elektroautos betrifft, scheint insbesondere Tesla nachbessern zu müssen. Sowohl in der Kategorie 2 bis 3 Jahre als auch bei 4 bis 5 Jahre alten Autos landete das Model 3 auf dem letzten Platz. Schon bei der ersten HU rasseln demnach 14,2 Prozent aller Fahrzeuge durch die Prüfung, bei der zweiten HU sind es schon 19,7 Prozent – und damit jeder fünfte Tesla. Fairerweise sei angemerkt, dass Tesla-Fahrer laut Statistik schneller Kilometer sammeln, ergo die Autos mehr beanspruchen.
Für die Mängel gibt es allerdings dennoch (vermeidbare) Gründe. "Über das schlechte Abschneiden des Model 3 kann auch die hohe Laufleistung nicht hinwegtäuschen", betont Bühler. "Neben Mängeln an Bremsen und Achsen treten beim Tesla auch besonders viele Beleuchtungsmängel auf. Das spricht für Defizite bei Service und Wartung."
Bremsen machen Probleme
Damit spricht der Geschäftsführer des TÜV-Verbandes einen wichtigen Punkt an, denn Tesla ist hier sehr großzügig. Der Hersteller schreibt: "Ihr Tesla erfordert weder Jahresinspektionen noch einen regelmäßigen Wechsel von Betriebsflüssigkeiten. Prüfen Sie bitte dennoch Ihr Handbuch regelmäßig auf die neuesten Wartungsempfehlungen für Ihr Fahrzeug". Kurz: Niemand muss zum Händler, wenn es nicht drängt.

Bei den Problemen mit den Bremsen ist Tesla nicht alleine. Denn aufgrund der Rekuperation der Autos wird die Bremsanlage im Zweifel kaum bis gar nicht beansprucht, was, anders als man denken mag, schlecht für die Bauteile ist. Wer mit seinem Elektroauto nicht regelmäßig bewusst bremst, läuft daher Gefahr, dass beispielsweise die Beläge gammeln und in Notsituationen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
TÜV fordert Nachbesserungen
Da hilft es wenig, dass Tesla schreibt: "Das Erneuern der Bremsbeläge ist nur selten notwendig, denn Ihr Tesla arbeitet mit regenerativem Bremssystem, d. h. er bremst durch den Elektromotor, der mit der beim Bremsen erzeugten Energie die Batterie lädt." Andere Hersteller bauen zum Teil Funktionen ein, die genau das verhindern und immer wieder automatisch die Bremse einbeziehen. Der TÜV fordert: "Hier müsste der Hersteller (Tesla, Anm. d. Red.) nachbessern."
Die niedrigste Mängelquote bei den Elektroautos konnte Volkswagen für sich verbuchen. Mit 3,4 Prozent sicherte sich der VW e-Golf den Sieg, dicht gefolgt von Hyundai Kona Elektro, Mini Cooper SE und VW ID.3. Kleiner Wermutstropfen: Der e-Golf wird nicht mehr produziert.