"Blitzkrieg 2" An vorderster Front

Träge Taktikkost war mal, "Blitzkrieg 2" macht seinem Namen alle Ehre.

Zocker stehen derzeit unter Dauerbeschuss: Es hagelt nun schon seit Jahren Echtzeitstrategiespiele, die den Zweiten Weltkrieg auf PC-Monitoren wieder aufleben lassen. Die Szenarien und Schauplätze variieren zwar, am altbewährten "Command & Conquer"-Strickmuster hat sich allerdings nur wenig geändert.

"Blitzkrieg" von Nival fiel vor etwa zwei Jahren in der Flut der WW2-Titel etwas aus dem Rahmen, indem es tatsächlich mehr Realismus in den Spielverlauf brachte. "Blitzkrieg 2" setzt das Grundkonzept des Vorgängers in vielerlei Hinsicht nahtlos fort, bietet aber deutlich rasanteres, arcadelastigeres Gameplay.

Dennoch dürfen vom aktuellen Titel keine revolutionären Neuerungen erwartet werden: Die beiden "Blitzkrieg"-Titel ähneln sich trotz des nagelneuen 3-D-Looks optisch stark, steuern sich ganz ähnlich und bieten eine vergleichbare Vielfalt bei den Aktionsmöglichkeiten der Einheiten. Auch in "Blitzkrieg 2" gibt es wieder drei Kampagnen, in denen auf Seiten der USA, Deutschlands und Russlands in die historischen Schlachten gezogen wird. Deutlich ausgebaut wurde die Möglichkeit, im Verlauf der meist dröge designten Eroberungsmission Nachschub aus der Luft, zu Wasser und zu Lande anzufordern. Mehr Gewicht bekam auch die Tatsache, dass Einheiten im Kampf an Erfahrung und neuen Spezialfähigkeiten gewinnen und Kommandeure dementsprechend auch "befördert" werden können.

Insgesamt 68 Tag- und Nacht-Missionen führen den Spieler zurück an die historischen Kriegsschauplätze in Europa, Afrika und im Pazifikraum. Auf den überschaubaren, mit viel Liebe zum Detail gestalteten Karten spielen sich sehenswerte monumentale Gefechte ab - auch wenn Optik und Sound nie ganz die Qualität von "Codename: Panzers Phase Two" erreichen. Über 300 Einheiten finden sich in "Blitzkrieg 2" wieder. Zu den wichtigsten zählt dabei Artillerie, mit der PC-Generäle gegnerische Stellungen aus weiter Entfernung ins Sperrfeuer nehmen können, bevor sie mit Panzern und Infanterie vorrücken und den Rest erledigen. Geschütze werden mit Lastwagen an den Einsatzort transportiert und können sich zur Sicherheit auch ins Gelände eingraben. Soldaten heben Schützengräben aus, attackieren feindliche Panzer mit Granaten und robben sich vorsichtig in die Nähe von schützenden Häusern, um in diesen anschließend Deckung zu suchen. Pioniere reparieren nicht nur havarierte Kriegsmaschinerie, sondern räumen auch Minenfelder oder legen neue an. Wer die entsprechenden, mit Fahnen gekennzeichneten Gebäude auf der Karte freigekämpft hat, darf zudem Nachschub anfordern - was gerade bei der allzu schwachen Infanterie oft unabdingbar ist.

"Blitzkrieg 2" bietet mit seiner Vielfalt an Handlungsmöglichkeiten alle Voraussetzungen für ein äußerst taktisch orientiertes Spiel. Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier weit auseinander. Oft bietet es sich an, den Gegner einfach mit zig Tanks zu überrumpeln. Zudem scheint der Computergegner zumindest in Sachen Ressourcen klar überlegen zu sein. Dieses Kräfte-Ungleichgewicht führt die guten taktischen Spielansätze immer wieder ad absurdum. Schwächen zeigt die KI, wenn es um die Wegfindung geht: Einheiten behindern sich gegenseitig, verkeilen sich und kommen erst durch Eingreifen des Spielers wieder in die Gänge.

Blitzkrieg 2

Hersteller/Vertrieb

Napolink/Nival Interactive/CDV

Genre

Strategie

Plattform

PC

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Technisch wirkt "Blitzkrieg 2" solide, aber unspektakulär - man hat diese Art von Spiel mittlerweile einfach schon zu oft gesehen. Ein Pluspunkt ist der enthaltene Level-Editor, der in einem 100-seitigen Handbuch sogar noch ausführlich dokumentiert ist. Peinlich hingegen der Soundtrack: Statt üppiger, martialischer Orchesterklänge schallt aus den Lautsprechern schmalbrüstiges Midi-Gedüdel. Alles in allem ist "Blitzkrieg 2" aber nicht nur für Genre-Fans einen Blick wert. Das Spiel versteht es, viele Stunden lang zu fordern und zu unterhalten - trotz des martialischen Titels und dem fragwürdigen Versprechen, "den Krieg noch realistischer zu erleben als je zuvor".

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Herbert Aichinger/Teleschau

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