Dankenswerterweise ist neben dem globalen Exitus aber auch eine junge Dame namens Alicia nah, die in einem extravagantem Kostüm auf hochhackigen Stiefeln durch die Endzeitkulissen stolziert und mit einem besenähnlichen Maschinengewehr auf Konfrontationskurs mit dem Bösen in der Welt geht. Man ahnt es bereits: Die schwarzhaarige Lady ist die "Bullet Witch".
In dem Third-Person-Shooter von Atari stehen purer Feuerwaffengewalt diverse Zaubersprüche zur Wahl. Das ist auch gut so, denn die hübsche Hexe trifft im späteren Verlauf auf ganze Heerscharen von dämonischen Gegnern. Das Besengewehr stellt sich zwar leider als flugunfähig heraus, bietet aber diverse Upgrades. Wie in Rollenspielen üblich, lassen sich die in einem Level erreichten Erfahrungspunkte nach persönlichen Vorlieben auf Alicias Fertigkeiten verteilen. Zu den mächtigsten übernatürlichen Waffen der Bullet Witch zählt die Fähigkeit, Blitze und Tornados gezielt gegen dickere Brocken einzusetzen.
Schnell lernt man außerdem, dass es die Verweildauer in der Welt des Schreckens drastisch erhöht, wenn man Hindernisse als Deckung nutzt und die Treffsicherheit durch das Aktivieren der Zielperspektive erhöht. In diesem Zusammenhang praktisch: die "antike Mauer", hinter der sich keinesfalls eine Sehenswürdigkeit für Touristen verbirgt, sondern eine Zauberwand, hinter der die Kugelhexe für kurze Zeit Schutz nehmen kann.
Willensstärke ist nicht nur im Berufsleben von Vorteil, sondern auch im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle. In Alicias Fall erlaubt der "Willen"-Zauber, Hindernisse wie Autos telepathisch in Richtung Gegner zu schleudern. Das lässt sich auch effektvoll kombinieren, indem man die Fahrzeuge noch in der Luft zur Explosion bringt. Scheinbar ist die Bullet Witch eher der weißen als der schwarzen Magie zugewandt, denn mit einem weiteren Zauber kann sie Verletzte heilen. Im späteren Verlauf ist auch der Einsatz von Raben von Vorteil. Diese dienen Alicia als Ablenkungsmanöver.
Eine bestimmte Art von Gegnern ist besonders ärgerlich, sorgt sie doch für Barrieren aus Giftnebel, die der gestiefelten Hexe temporär den Weg versperren. Ihr Aussehen sorgt allerdings eher für unfreiwillige Komik als für Entsetzen: Geisteskrank singend schweben Männer mit riesigen Hirnen durch die Wolken. Erst wenn man diese sogenannten "Walnussköpfe" vom Himmel schießt, lichtet sich der Nebel und Alicia kann zum nächsten Kampfgebiet staksen. Dummerweise sind die Riesenhirnis ebenfalls telekinetisch bewandert.
Die Grafik ist nicht das Beste und nicht das Schlechteste, was man auf der Xbox360 geboten bekommt. Denn Texturen und dem Leveldesign fehlt stellenweise der letzte Schliff. So sind beispielsweise die Hochhäuser am anderen Ufer eines der ersten Szenarien sehr einfach konturiert. Das Wasser, das die Stadtteile trennt, ist nahezu unanimiert und eines Next-Gen-Games unwürdig.
Bullet Witch
Hersteller/Vertrieb | Cavia / AQ Interactive/Atari |
Genre | Action |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Entschädigt wird man durch die Features, auf die es bei einem Actiontitel besonders ankommt: realistische Physikengine, zerstörbare Umgebung, effektvolle Explosionen (insbesondere die Donner-Magie ist ein Hingucker), die Animation der Figuren. So gesehen ist die Optik für das Action-Genre ausreichend, denn wann hat man in einem Duell mit einem haushohen Ungetüm schon Zeit, den Detailgrad der Mauertexturen zu begutachten, die es gerade niedergetrampelt hat? Alles in allem bietet "Bullet Witch" rabenschwarze Action für Genre-Freunde, aber zu wenig, um ganz oben im Genre mitzumischen.