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Nach 400 Jahren Katalonien begnadigt knapp 1000 angebliche Hexen

Hexenverfolgung: Eine Hexe auf ihrem Besen als Wetterfahne
Lange Nase, spitzer Hut und auf dem Besen: Mit dieser Vorstellung hatten die Frauen, die Opfer der Hexenverfolgung wurden, wohl wenig zu tun.
© Wolfram Steinberg / Picture Alliance
Bis ins 18. Jahrhundert war die Hexenverfolgung in Katalonien Realität. Nun hat das Regionalparlament knapp 1000 Menschen begnadigt, die wegen angeblicher Hexerei verurteilt wurden.

Diese Resolution haben sie nicht mehr miterlebt: In Katalonien, im Nordosten Spaniens, sind bis zu 1000 Menschen begnadigt worden, die der Hexerei beschuldigt worden waren – nach 400 Jahren.

Die Resolution zielte vor allem auf Frauen ab, die im 16. und 17. Jahrhundert in Katalonien der Hexerei beschuldigt wurden. In dieser Zeit wurden in ganz Europa etwa 50.000 Menschen wegen Hexerei zum Tode verurteilt, 80 Prozent davon waren Frauen. 

Wie Deutschlandfunk Nova berichtet, war die Hexenverfolgung im Spanien des Mittelalters eher selten. Die damalige Inquisition war eher darauf bedacht, angebliche Ketzerei von zum Christentum zwangskonvertierten Juden und Muslimen zu verfolgen. 

Präsident Aragonès nennt Hexenverfolgung "institutionalisierten Femizid"

Anders sah es im selbsternannt unabhängigen Katalonien aus. Dort wurden angebliche Hexen noch bis ins 18. Jahrhundert verfolgt, gejagt und getötet. In den meisten Fällen wurden sie jedoch nicht wie in anderen Ländern auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern gehängt, um Feuerholz zu sparen.

Der katalanische Präsident Pere Aragonès nannte die Hexenverfolgung einen "institutionalisierten Femizid." Ähnlich äußerte sich auch Jenn Díaz, Abgeordnete der republikanischen Linken im katalanischen Parlament:

"Wir sind die Erben der Hexen, der Giftmischer und der Heiler. Heute nennt man uns Feminazis. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Hexenjagden und Frauenmorden", so die Abgeordnete, und weiter: "Wir wollen Wiedergutmachung und wir verstehen, dass wir noch weit davon entfernt sind."

Mit dem Beschluss des Parlamentes wolle man den Hexen, die während des 15. und 18. Jahrhunderts in Katalonien ermordet wurden, gedenken, Studien fördern und Gemeinden dazu motivieren, zum Beispiel Straßen nach ihnen zu benennen.

"Es waren keine Hexen, es waren Frauen"

Ähnliche Begnadigungen hatte es bereits in Schottland, Schweden und der Schweiz gegeben. Auch Katalonien unterstütze mit dem Beschluss die Feststellung, dass Frauen in dieser Zeit von ihren eigenen Nachbarn in einer durch und durch frauenfeindlichen Gesellschaft ohne jeglichen Grund verfolgt und verurteilt wurden.

Die von den Separatisten, Republikanern und Linken unterzeichnete Beschluss unterstütze das Manifest "Es waren keine Hexen, es waren Frauen", von der Zeitschrift Sapiens. 

Auch die Unterhausabgeordnete Susanna Segovia bezeichnete die Hexenverfolgung als "Femizid" und beklagte, dass dieses dunkle Kapitel aus den Geschichtsbüchern, die Kinder lernen, verschwindet. Es müsse sich noch viel im Ansehen der Hexen ändern, so Segovia weiter: "Sie waren unabhängig, Heilerinnen, lebten allein und kannten die Fortpflanzungssysteme."

Zudem forderte sie das Institut für katalanische Studien auf, das Wort Hexe neu zu definieren. Derzeit würde eine Hexe nicht nur als Person definiert, die Hexerei ausübt, sondern auch als eine "alte und hässliche Frau" oder eine "alte und schlechte Frau". Diese Definitionen hätten mit Hexen rein gar nichts zu tun.

 Quellen: El País, Deutschlandfunk Nova

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