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"Der Herr der Ringe Online: Die Schatten von Angmar" Ein Spiel sie zu finden, sie alle zu binden

Es bedarf schon einer Besonderheit, um auf dem von "World of Warcraft" dominierten Online-Rollenspielmarkt bestehen zu können. Eines zugkräftigen Namens etwa. Oder einer Bombengrafik. "Herr der Ringe Online" besitzt beides.

Ein Wort der Bewunderung vorweg: Entwickler Turbine hat sich beim Nachbau von Tolkiens Welt sichtlich Mühe gegeben und sich strengstens an die Vorgaben des Buchs gehalten. Jedes noch so kleine Detail in diesem Mammutwerk musste von Tolkien Enterprises abgesegnet werden, was schon bei der Charaktererstellung deutlich wird: In Form von Elb, Mensch, Zwerg und Hobbit stehen nur vier Rassen zur Verfügung. "Böse" Vertreter wie Orks, Trolle oder gar Nazgul können nicht gespielt werden - genauso wenig Zwergenweibchen.

Mit der Wahl der Rasse wird gleichzeitig das jeweilige Startgebiet bestimmt. Diese unterscheiden sich sowohl in puncto Grafik als auch Story stark. Denn anstelle von müßigen Standard-Startquests wie "Töte zehn Wölfe" zieht "Herr der Ringe Online" den Spieler anhand von aufwändig gescripteten Szenen und einer richtigen Geschichte in die Spielwelt. So wird als Zwerg dem Kampf von Gimli gegen einen Höhlentroll beigewohnt, oder aber man muss als Elb Elrond bei der Verwahrung von wertvollen Artefakten zur Seite stehen.

Im Gegensatz zum Platzhirschen "World of Warcraft" zieht sich die Storyline bei "Herr der Ringe" wie ein roter Faden durchs gesamte Spiel bis hin ins Hexerreich Angmar. Besonders zu loben ist, dass sich der Spieler stets als Teil der Handlung fühlt, was durch das geschickte Questdesign und die Integration des jeweiligen Spielernamens in die Dialoge erreicht wird.

Doch bietet "Herr der Ringe Online" noch viel mehr. So belohnt das Programm erkundungsfreudige Abenteurer mit besonderen Boni und verleiht spezielle Titel, beispielsweise wenn alle Aufgaben in einem Gebiet erfüllt, eine bestimmte Anzahl an Wölfen erledigt oder Level-Marken überschritten wurden, ohne vorher das Zeitliche zu segnen. Wir, die Unsterblichen. Klingt prima ...

Nicht minder originell sind die Quests geraten. Spätestens wenn im Auenland Postbote gespielt oder in Ered Luin ein Elb zur Fahrt in den Westen motiviert werden muss, ziert ein breites, zufriedenes Grinsen das Gesicht des Zockers. Außerdem bauen viele Quests geschickt aufeinander auf, was zum einen zum stetigen Weiterspielen motiviert, zum anderen dem Entdeckertrieb zugute kommt.

Genretypisch kann sich in Codemasters Hoffnungsträger handwerklich betätigt werden. Doch auch hier beschreitet Turbine neue Wege. Jedes Handwerk unterteilt sich nämlich in drei Berufe. Als Historiker ist die Spielfigur beispielsweise Gelehrter, Waffenschmied und Bauer auf einmal. Ein weiteres Handwerk kann nicht gelernt werden, weshalb die unterschiedlichen Handwerksgruppen auf Handel untereinander angewiesen sind, um an die benötigten Rohstoffe zu kommen. Dies gelingt bislang jedoch nur mäßig gut ...

Besser funktionieren die Kämpfe. Sobald ein Feind anvisiert beziehungsweise der eigene Charakter angegriffen wird, wird automatisch das Schwert gezückt und drauflos geprügelt - das ist in "World of Warcraft" nicht der Fall. Gemein ist beiden Programmen die Quickslot-Leiste, von wo aus die Spezialmanöver ausgelöst werden. Jene können bei den jeweiligen Klassentrainern nach Erreichen einer gewissen Stufe gegen Bares erlernt werden.

Grafisch zeigt "Herr der Ringe Online" den Konkurrenten die lange Nase. Nie zuvor sah ein Online-Rollenspiel so gut aus. Das Programm begeistert mit enormer Weitsicht, wunderschöner Architektur und einer lebendigen Spielwelt, die mit vielen kleinen Details wie umherhoppelnden Hasen und von Bäumen fallenden Blättern strotzt. Zusammen mit der stimmungsvollen Musik, die sich an die jeweiligen Gebiete anpasst, wird eine herrliche Atmosphäre erzeugt. Schade nur, dass im Hauptprogramm einzig das Land Eriador zur Verfügung steht. Weitere Landstriche wie Gondor, Rohan oder Mordor werden wohl erst in Form von ebenso kostenlosen wie kostenpflichtigen Addons angeboten.

Der Herr der Ringe Online: Die Schatten von Angmar

Hersteller/Vertrieb

Turbine/Codemasters

Genre

Online

Plattform

PC

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Apropos: Wer "Herr der Ringe Online" länger als die 30 kostenlosen Tage spielen will, muss monatlich - je nach Abonnement - mindestens elf Euro bezahlen. Oder aber es wird die "Collectors Edition" für lumpige 250 Euro gekauft, die neben viel Krimskrams lebenslange freie Spielzeit bietet. Eine mehr als gelungene Alternative zu "World of Warcraft" ist der Ausflug nach Mittelerde allemal.

Jens-Ekkehard Bernerth/Teleschau TELESCHAU

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