"Ghost Rider" Im Auftrag des Teufels

Kein Marvel-Film ohne entsprechendes Spiel: Als "Ghost Rider" setzen PS2- und PSP-Besitzer Himmel und Hölle in Bewegung, um des Teufels Sohn den Hintern zu versohlen und die Apokalypse zu verhindern.

Rund 666 Sekunden am PS2-Pad reichen, um zu wissen, welches Action-Game die Entwickler der britischen Climax-Studios nachhaltig beeindruckt haben muss: "Ghost Rider" gleicht in seiner Spielmechanik über weite Strecken der antiken Schlachtplatte "God of War", ohne allerdings auch nur annähernd die Klasse von Kratos zu erreichen. Wie der blasse Spartaner metzelt sich der Marvel-Hitzkopf mit seiner feurigen Kette und Schrotflinte durch Heerscharen von Dämonen, Zombiesoldaten und nervigem Flattervieh. Rätsel gibt's keine zu lösen, dafür herrscht die meiste Zeit über effektreiche Monotonie.

Eine Szene, wie sie in "Ghost Rider" gefühlte 1.749 Mal vorkommt: Titelheld Johnny Blaze betritt eine Location, Heavy-Metal-Musik setzt ein, eine magische Barriere baut sich auf und verflüchtigt sich erst wieder, wenn jedes auftauchende Höllenvieh zu einem Häufchen Asche verarbeitet wurde. Das ist anfangs recht kurzweilig, später jedoch ziemlich öde, weil die Entwickler überdeutlich auf Masse statt Klasse setzen und letztlich immer dieselben Feindtypen aufmarschieren lassen. Höhepunkt des Einfallsreichtums: Manche Gegner sind durch Schilde geschützt, die erst geknackt werden können, wenn der Flammenschädel ein gewisses Aggro-Level erreicht hat ...

Immerhin hinterlassen verdroschene Dämonen, Zombiesoldaten und auch so manch dickerer Brocken jede Menge Seelen, mit denen sich mächtigere Attacken, eine längere Lebensenergieleiste und andere Gimmicks freischalten lassen. Ein recht motivierendes Feature, zumal auch noch das hurtige Absolvieren der Level mit Bonusseelen belohnt wird. Leider ist nach spätestens zweieinhalb Stunden ausnahmslos alles verfügbar - weshalb in den übrigen vier Stunden zwar ohne Anreiz, aber immerhin für ein höheres Ziel gedroschen wird: Es gilt, im Auftrag des Himmels und der Hölle die Apokalypse zu verhindern, die der Sohnemann des Teufels, Blackheart, einläuten will.

Vorangetrieben wird die finstere Story, die nur grob an den Film angelehnt ist, dafür aber aus der Feder der erfahrenen Autoren Garth Ennis und Jimmy Palmiotti stammt, von stylishen Comic-Strips, in denen auch andere Marvel-Helden wie der Vampirjäger Blade auftauchen.

Ein bisschen Abwechslung muss sein: In regelmäßigen Abständen steigt Ghost Rider auf sein feuriges Bike und brettert von den Tiefen der Hölle bis auf das Dach eines Wolkenkratzers. Unterwegs springt er über Abgründe, rutscht unter Hindernissen hindurch oder räumt Gegner in "Ben Hur"-Manier aus dem Weg - was mitunter ziemlich fordernd sein kann, wenn alles gleichzeitig vonstatten gehen soll. Last but not least warten schließlich noch die wichtigsten Bösewichte der "Ghost Rider"-Comics in einer Hand voll Bossfights auf eine Abreibung.

Wer Daumen aus Stahl hat, wird belohnt: Artworks, Interviews, Comic-Zeichnungen und Making-Ofs verraten viel über den Produktionsprozess, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Ghost Rider" letztlich nur ein recht durchschnittliches Action-Game geworden ist. Innovationen sucht man hier jedenfalls vergebens, die Grafik bewegt sich - gerade im Vergleich zu "God of War" - im Mittelmaß, und die Kameraführung sorgt mitunter dafür, dass Gegner den Ghost Rider aus dem toten Winkel attackieren.

Ghost Rider

Hersteller/Vertrieb

Climax/Take2

Genre

Action

Plattform

PlayStation2, Game Boy Advance, PSP

Preis

ca. 40 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Fazit: Wir haben schon bessere Filmumsetzungen gespielt, aber auch schon wesentlich schlechtere.

TELESCHAU
Gerd Hilber/Teleschau

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