Im Gegensatz zu vielen Genre-Konkurrenten simuliert "Joint Task Force" nicht den Zweiten Weltkrieg, sondern einen aktuellen, fiktiven Konflikt, der den Spieler in gut 20 Missionen nach Somalia, Zentralasien, in den Mittleren Osten und auf den Balkan führt. UNO-Truppen unter Führung amerikanischer Streitkräfte müssen Hilfslieferungen schützen und mordende Warlords in ihre Schranken weisen. Später soll mit aller Macht verhindert werden, dass Terroristen eine Atombombe zünden.
Das Ganze verläuft zunächst in bekannter Manier: Mit einem kleinen Team von Special-Forces-Soldaten zieht man ins Einsatzgebiet. In vielen Missionen erhält der Spieler zwar Unterstützung durch Humvee-Jeeps, Panzer oder Apache-Helikopter. Die Hauptlast der Kampfhandlungen trägt jedoch klar die Infanterie.
Per Mausklick steuern Hobby-Generäle ihr Team durch realistisch-düstere Wüsten-Städte. Je nach Gefechtslage beordern sie dabei ihre Jungs und Offiziere - vergleichbar mit den Helden aus "Warcraft 3" - in verschiedene Formationen, lassen Grenadiere mit Raketenwerfern feindliche Fahrzeuge ausschalten, während der klassische M-16-Schütze für die Nahverteidigung sorgt.
Nach einer jeden Kampfhandlung kann der Team-Sani seine Kameraden verarzten. Zudem darf sich der Spieler ins umfangreiche Mikromanagement stürzen: Alle Mann sollen sich in tiefster Gangart bewegen, also robbend auf dem Boden? Der Schütze am Dach-MG des Humvee soll den Kopf einziehen und die Luke schließen? Die MG-Schützen sollen Sperrfeuer auf einen Hauseingang legen? Ein Mausklick genügt.
Eine Besonderheit von "Joint Task Force" ist die politisch-korrekte Komponente des Spiels: Einfach rein ins Einsatzgebiet und Feuer frei - wer so vorgeht, wird harsch von den begleitenden Medienvertretern und den Vorgesetzen abgestraft. Belohnt werden hingegen jene behutsamen Kommandeure, die Zivilisten und Infrastruktur verschonen. Also sollte man tunlichst versuchen, das MG-Nest auf einem Hausdach auszuschalten, ohne die gesamte Hütte in Schutt und Asche zu legen und unschöne Kollateralschäden zu riskieren. Nur dann klingelt die Kriegskasse ordentlich und angeschlagene Truppen lassen sich mit neuer Ausrüstung und Fahrzeugen aufstocken.
Ärgerlich ist die verordnete Zurückhaltung aber schon - zumindest in einer Hinsicht: Die Explosionen und Spezialeffekte von "Joint Task Force" sehen einfach sensationell aus: Humvee-Jeeps wirbeln Staub auf und krachen schwungvoll durch Zäune; explodierende Fahrzeuge schleudern Wrackteile in hohem Bogen über das Gefechtsfeld; Tarnkappenbomber zerlegen feindliche Basen im Nu. Eine passende Sound-Untermalung verstärkt die spannende Atmosphäre. Kurze TV-Einspielungen am oberen Bildschirm machen das moderne Schlachtfeld komplett: Hier muss man nicht nur den Kampf gewinnen, sondern auch die Meinung der Öffentlichkeit.
Die einzige Schwäche von "Joint Task Force" ist die Summe aller dieser tollen Features: Es sind zu viele. Fußtruppen herumkommandieren, auf Deckung achten, die Unterstützungs-Humvees beladen, Panzer instand halten, Feuerbefehle erteilen, Luftschläge anfordern, Soldaten befördern, Heldenfähigkeiten ausbauen - und ganz nebenbei noch darauf achten, Zivilisten zu schonen. Für ein rundenbasiertes Taktikspiel wäre das genau richtig. Aber in der Hektik des Echtzeit-Kampfes gehen die meisten taktischen Funktionen des Spiels einfach unter.
Joint Task Force
Hersteller/Vertrieb | Mithis / HD Interactive/Vivendi Games |
Genre | Strategie |
Plattform | PC |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
Hinzu kommt die schlechte Wegfindungs-Routine der Einheiten. Zu oft muss man verlorene oder irgendwo hängen gebliebene Einheiten per Hand wieder einsammeln. Dennoch tut das der perfekten Gefechtsfeld-Atmosphäre inklusive Tag- und Nachtwechsel und unterschiedlichen Witterungen keinen Abbruch. Wer auf der Suche nach einem ebenso anspruchsvollen wie hübschen Echtzeit-Taktik-Spiel mit modernem Setting ist, kommt um "Joint Task Force" nicht herum.