"Keepsake" Potters Schwester allein zu Haus

Stell' Dir vor, es ist Schulanfang und keiner geht hin! "Keepsake" ist ein sympathisches Fantasy-Abenteuer für Tüftler, die sich auch gerne mal mutterseelenallein in alten Gemäuern herumtreiben. Sehr "Myst"-eriös, das Ganze.

Lydia ist ein braves Mädchen: Sie freut sich tierisch auf den Schulanfang! Die Dragonvale-Akademie ist ja auch nicht irgendeine Schule, sondern ein geheimnisvolles altes Gemäuer in einer beschaulichen Gegend, in der sich Drache und Wolf "Gute Nacht" sagen. Zudem fiebert Lydia einem Wiedersehen mit ihrer langjährigen Freundin Celeste entgegen, die sie bereits bei ihrer Ankunft an dem imposanten Brunnen im Eingangsbereich in ihre Arme zu schließen gedenkt. Doch die Dinge entwickeln sich ganz anders als geplant.

Drache im Wolfpelz?

Als Lydia die Akademie erreicht, muss sie zunächst einmal ein Rätsel lösen, um überhaupt das gigantische Eingangstor passieren zu können. Doch von Celeste findet sich keine Spur. Verstört irrt Lydia durch die weitläufigen, verlassenen Gänge - bis es zu einer Begegnung der kuriosen Art kommt. Lydia befreit den Wolf Zak aus einem Schrank, der sie fortan auf Schritt und Tritt begleitet und darauf beharrt, ein Drache zu sein. Komisches Tier - und ein ziemlich netter Sidekick.

Hübsch, aber unbeholfen

Mit "Keepsake" haben die Wicked Studios ein Adventure mit Ecken und Kanten vorgelegt - nicht alles ist perfekt, aber dennoch äußerst liebenswürdig in Szene gesetzt. Lydias Geschichte ist an sich nicht umwerfend, wird aber durch Rückblenden und die Visionen der Protagonistin richtig interessant. Eine tragende Rolle spielen die mitunter prachtvoll gerenderten Schauplätze in der alten Akademie: Riesige mittelalterlich anmutende Hallen mit bunten Glasfenstern, eindrucksvolle Freitreppen und Respekt einflößende Drachenstatuen laden den Spieler auf einen Sightseeing-Trip ins Fantasyreich ein. Nicht weniger reizvoll fürs Auge sind die idyllischen Landschaften der Umgebung mit ihren saftigen Wiesen und friedlich dahinplätschernden Bächlein. Doch die Locations können noch so hübsch sein - wenn die etwas unbeholfen animierte Lydia beim Knacken der Rätselnüsse elend lange Wege zurücklegen muss, haben sie und der Spieler irgendwann keinen Blick mehr für den optischen Prunk.

Keepsake

Hersteller/Vertrieb

Wicked Studios/Frogster

Genre

Adventure

Plattform

PC

Preis

ca. 35 Euro

Altersfreigabe

ab 6 Jahren

Frustfreies Rätseln

Die Rätsel selbst können den Einfluss von "Myst" nicht verleugnen. Oft geht es um mechanische Konstruktionen, bei denen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge gedrückt, Symbole zueinander in Beziehung gesetzt, Schieberegler betätigt und Zahnräder miteinander kombiniert werden. Der Schwierigkeitsgrad reicht dabei von ganz einfach bis hin zu beinahe unlösbar. Unlösbar? Nein, Frust ist in "Keepsake" trotz harter Puzzlebrocken an keiner Stelle angesagt. Wer an einem Rätsel zu verzweifeln droht, kann die mehrstufige Hilfefunktion des Spiels nutzen, die zunächst nur dezente Hinweise liefert, bei Bedarf aber auch den kompletten Lösungsweg preisgibt.

Gesteuert wird "Keepsake" komplett mit der Maus - auch Einsteiger kommen mit der intuitiven Benutzerführung auf Anhieb zurecht. Da hätte es das langatmige, geschwätzige Tutorial zu Beginn des Spiels ausnahmsweise einmal gar nicht gebraucht. Generell fallen Dialoge in "Keepsake" ziemlich wortreich aus und hemmen zuweilen den Spielfluss.

Wer nicht gerade auf ein zündendes Actionfeuerwerk aus ist und lieber genüsslich in einem reizvollen Fantasy-Setting vor sich hinknobelt, ist mit "Keepsake" gut bedient. Das Spiel eignet sich für die ganze Familie - der ideale Zeitvertreib für lange Winterabende.

TELESCHAU
Herbert Aichinger/Teleschau

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