Keine Frage: Optisch präsentiert sich "Undercover" mit seinen detailliert umgesetzten Marken-Boliden, der frei befahrbaren Mega-Metropole Tri-City sowie den zahllosen Licht-, Leucht-, Lack- und Zeitlupeneffekten auf den ersten Blick Hollywood-reif. Doch das alles ist letztlich mehr Schein als Sein: Die permanenten Einbrüche der Bildwiederholungsrate erweisen sich als größte anzunehmende Spaßbremse, zumal sich das Ruckeln spürbar auf die Steuerung der Boliden auswirkt. So lassen sich die PS-Schleudern in Kurven nur mühsam in der Spur halten. Aber auch bei Hochgeschwindigkeitsrennen auf dem Highway machen sich die Aussetzer unangenehm bemerkbar - vor allem, wenn man versucht, dem Gegenverkehr auszuweichen.
Fassungslos angesichts der Fahrlässigkeit, mit der die Qualitätskontrolle von EA hier zu Werke ging, gelingt es "Undercover" kaum noch, verlorenen Boden gut zu machen. Die rund 30 Minuten Videosequenzen, in denen unter anderem Maggie Q ("Stirb Langsam 4.0") als Kontaktperson des in der illegalen Rennszene ermittelnden Spielers zu sehen ist, wirken wie banales Beiwerk mit dem Anspruch auf Coolness. Gleiches gilt für den Tuning-Part, der zwar kosmetische Änderungen am Blechkleid der Boliden en detail erlaubt, beim Leistungsausbau jedoch ausschließlich auf schlichte Upgrade-Komplett-Pakete setzt. Kein Vergleich zum Schraubertraum "Midnight Club: Los Angeles", der vor wenigen Tagen ebenfalls auf den Markt kam.
Rennen fahren, Kohle und Respekt verdienen, die eigene Karre pimpen, nach und nach die Köpfe eines Syndikats aus dem Verkehr ziehen - darum geht's in der Welt von "Undercover". Und obwohl der Spieler eigentlich ein Jäger ist, wird er oftmals selbst zum Gejagten, wenn er zu schnell durch die Straßen von Tri-City rast und dabei Bushaltestellen oder Ähnliches demoliert. Neben unterschiedlichsten Renntypen wie dem Highway-Battle, Outrun, Duelle oder Sprint, die sich bequem über eine Übersichtskarte anwählen lassen, sind die Verfolgungsjagden mit der Polizei das Salz in der "Undercover"-Suppe - zumal sich die hartnäckigen Gesetzeshüter spektakulär abschütteln lassen, wenn man sie durch markierte Baustellen oder in den Gegenverkehr lotst. Auch bei den meisten "Job"-Missionen bekommt man es mit der Staatsgewalt zu tun. Etwa, wenn man das brandneue Renault Megane Coupe aus einem Showroom klauen soll.
Nicht die einzige virtuelle Premiere in "Undercover": Noch ehe der Nissan 370Z Anfang 2009 in den Handel kommt, lässt sich der japanische Sportwagen hier bereits ausgiebig Probe fahren - genauso wie Dutzende anderer PS-Schleudern, vom Ford Focus ST bis hin zum 1.001-PS-starken Bugatti Veyron. Um sich Letzteren leisten zu können, muss man allerdings schon verdammt viele Rennkilometer abspulen - oder die Kreditkarte zücken. Ungeduldige bezahlen virtuelle Traumautos mit echtem Geld. Ein Modell, das die Balance zerstört und hoffentlich nicht die Runde macht ...
Need For Speed: Undercover
Hersteller/Vertrieb | EA/EA |
Genre | Rennspiel |
Plattform | PlayStation2, PC, PSP, PlayStation3, Wii, Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Was am Ende bleibt, ist Resignation und Unverständnis: "Undercover" hätte genügend Potenzial unter der Haube, um weit oben auf dem Genre-Treppchen zu landen. Die Steuerung stellt einen schönen Mittelweg zwischen Anspruch und Arcade dar, die KI ist gnädig und Tri City eine schöne Spielwiese für PS-Verrückte. Ein paar Wochen technisches Feintuning hätten vermutlich gereicht, um "Need for Speed" stabil laufen zu lassen, die ellenlange Ladezeiten auf ein eträgliches Maß herunterzuschrauben und neue Features wie die Rollenspiel-typischen Verbesserung der Fahrerwerte konsequenter umzusetzen. Bei diesem Ist-Zustand muss jedoch klar zur Konkurrenz "Midnight Club: L.A." oder zum Dauerbrenner "Burnout: Paradise" geraten werden.