"Prince of Persia" Prinzenrolle nach vorne

Famose Optik, vereinfachtes Spielprinzip: Die Neuauflage der "Prince of Persia"-Reihe versucht den Brückenschlag zwischen Casual- und Hardcore-Zockern. Dabei verfügt der akrobatische Prinz diesmal über die schönste Lebensversicherung der Welt.

Ubisofts Märchen von 1.001 Toden nimmt ein Ende: Gestorben wird beim PS3- und Xbox-360 Debüt des "Prince of Persia" nicht mehr - der schönsten Lebensversicherung der Welt sei Dank. Und auch grafisch wagt der Publisher bei seiner altehrwürdigen Action-Adventure-Reihe einen Neuanfang ...

Als "Illustrated Art Style" beschreiben die Macher den Comic-Look, der das neue "Prince of Persia" auszeichnet. Ein schön designter Kniff, der gleichzeitig der Gefahr vorbeugt, dass der Titel als "Assasin's Creed"-Klon abgestempelt wird. Denn beide Games nutzen dieselbe Grafik-Engine. Und auch das Gameplay ist grob vergleichbar, wenngleich der Prinz in seiner neuen Rolle deutlich mehr Wert auf Kletterpartien und Hüpfeinlagen legt als auf actionreiche Schwertkämpfe. Letztere wollen zwar immer wieder ausgefochten werden, machen aber nur einen Bruchteil des Gameplays aus.

Sexy Sidekick

Die größte Innovation ist, dass der Prinz sein Abenteuer nicht im Alleingang bestreitet, sondern mit jemandem, den man im Filmjargon gerne als "Sidekick" bezeichnet. In diesem Fall ist das aber ein viel zu uncharmantes Wort für eine so bezaubernde Persönlichkeit wie Prinzessin Elika, die dem Helden zu Beginn des Spiels über den Weg läuft. Dummerweise setzt der Vater der jungen Dame in einem Wutausbruch den bösen Gott Ahriman frei, der nach langer Gefangenschaft die Welt sogleich in tiefste Dunkelheit stürzt.

Die Aufgabe des Spielers: Er soll dem finsteren Treiben ein Ende bereiten und die Welt retten, indem er rund 20 Landstriche vom Verderben reinigt, ehe sich das Böse vollends aus seinem Gefängnis unterhalb eines uralten Tempels loseisen kann. Diese Abschnitte werden jedoch erst und nach freigeschaltet. Zudem werden manche Regionen erst dann zugänglich, wenn Elika genügend Lichtkeime eingesammelt hat und bestimmte magische Platten benutzen darf.

Prince of Persia

Hersteller/Vertrieb

Ubisoft/Ubisoft

Genre

Action-Adventure

Plattform

PC, PlayStation3, Xbox 360

Preis

ca. 60 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Mit Elika beginnt zwar der ganze Ärger, doch immerhin steht sie dem Prinz bei seinem Wettlauf und Wettsprung gegen die Zeit mit Rat und Tat zur Seite. So weist sie per Knopfdruck den Weg, hilft ihm bei großen Sprüngen und unterstützt ihn mit ihren magischen Fähigkeiten im Kampf. Selbst todbringende Stürze und Schwerthiebe werden von Elikas Zauberei gemildert, was den Prinzen quasi unkaputtbar und das Abenteuer nahezu frustfrei macht. Der Spieler wird nach einem unachtsamen Sprung in die Tiefe einfach an die letzte sichere Stelle zurückversetzt. Das mag einsteigerfreundlich sein, schmälert aber den Thrill ...

Nicht nur wild herumfuchteln

Das Kampfsystem ist etwas komplexer als bei üblichen Genre-Vertretern. Wer nur wild mit seinem Schwert und Krallenhandschuh herumfuchtelt, wird sich schwertun. Vielmehr ist Timing gefragt beim Wechsel von Angriff, Blocken und Konter. Darüber hinaus ergeben sich immer mehr Kombinationen, die spektakulär in Szene gesetzt wurden. Am hartnäckigsten sind selbstredend die Bossgegner, bei denen zusätzlich noch die Umgebung strategisch ins Kampfgeschehen eingebunden werden muss. Besiegt man einen, sollte man sich nicht zu früh freuen: Die Handlanger Ahrimans stellen sich dem Spieler insgesamt fünfmal entgegen. Ärgerlicherweise erweist sich die Kamera bisweilen als ebenso störrisch wie der Esel des Prinzen, der sich bereits eingangs aus dem Staub macht.

Das Herumturnen an Häuserfassaden, Wänden, Säulen, Schlingpflanzen und Felsen verlangt ebenfalls Geschick und das Erlernen von Tastenkombinationen. Auf Dauer allerdings laufen sowohl die Kämpfe als auch die Akrobatikeinlagen Gefahr, eintönig zu werden. Lediglich die märchenhaften Kulissen, die flüssigen Animationen, ein paar eingestreute Rätseleinlagen und die ebenso witzigen wie hervorragend synchronisierten Dialoge mit Elika retten dann noch die Motivation bis zum Happy End dieses bunten Comic-Märchens, das 2010 sogar auf der großen Leinwand landet. Zumindest die Besetzungsliste klingt viel versprechend: Jake Gyllenhaal ("Brokeback Mountain") schlüpft in die Pluderhose des persischen Blaublutes, "Bond"-Girl Gemma Arterton, Oscar-Preisträger Ben Kingsley und Alfred Molina komplettieren den Cast.

TELESCHAU
Michael Eichhammer/Teleschau

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