"Sim City Societies" Virtuelle Spaß-Gesellschaft

Seit 1989 steht der Name "Sim City" für anspruchsvolle Spielunterhaltung. "Sim City Societies", EAs neuester Spross der Reihe, spiegelt reale gesellschaftliche Tendenzen wider: Alles muss einfach und schnell zu konsumieren sein.

So viel vorweg: "Sim City Societies" setzt andere spielerische Akzente als die Vorgänger. Es ist weniger komplex und versucht gar nicht erst, die ganze Bandbreite der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technischen Kreisläufe einer realen Infrastruktur nachzubilden. Während "Sim City" dem Spieler so manches Mal die Augen öffnete, wie vielschichtig und fehleranfällig die Wechselwirkungen städtebaulicher Entscheidungen sein können, setzt "Societies" mehr auf den reinen Spaß am Bauen bunter Klötzchen-Kommunen unterschiedlichen Charakters. Hier kann man eigentlich nur gewinnen - das Frustpotenzial ist folglich erheblich geringer als in "Sim City". Die Herausforderung und damit die Langmotivation allerdings auch.

Statt der schnöden ökonomischen und verwaltungstechnischen Aspekte rückt "Sim City Societies" die sozialen Werte der Bevölkerung in den Fokus. Die Frage, wie sich Kreativität und Wissen, Produktivität und Wohlstand, Gläubigkeit und Autorität gegenseitig beeinflussen, könnte auch in einem Spiel richtig spannend sein, wenn Symbiosen oder das Aufeinanderprallen von Gegensätzen bei den Sim-Bürgern auch mal für ordentlich Stimmung sorgen würden. Bei Energieknappheit bleiben nur die Lichter neuerrichteter Gebäude aus, während die alteingesessenen von den Auswirkungen verschont bleiben. Zu wenig Schulen oder Polizeistationen? Zu echten Revolten mit spürbaren Folgen für das Wohl der Stadt kommt es deshalb nicht. Der Werte-Mix beeinflusst primär das Aussehen der Städte, weniger das, was in ihnen passiert. Insofern ähnelt "Sim City Societies" ein wenig dem alten "Sim Tower" mit seinem Aquarien-Effekt: Es macht Spaß, für eine Weile dem Treiben zuzuschauen, aber ab einem bestimmten Moment gibt es einfach nichts Neues mehr zu tun oder zu sehen.

Ein Widerspruch: "Sim City Societies" zielt zwar mit seinem simplifizierten Gameplay auf die Gelegenheitsspieler, fordert aber bei größeren Städtekreationen einen dicken Gamer-Rechner. Selbst leistungsstarke Systeme bringt EAs Städte-Baukasten in späteren Phasen gehörig ins Schwitzen. Der bereits vor dem offiziellen Release verfügbare erste Patch verhindert zudem immer noch nicht den einen oder anderen Absturz. Auch die im Grunde sehr einfache Maussteuerung hat ihre Macken: So möchte man bei dem fummeligen Geduldspiel, ein Gebäude beim Platzieren in die richtige Richtung zu drehen, immer mal wieder in die Tischplatte beißen.

Sim City Societies

Hersteller/Vertrieb

Tilted Mill/Electronic Arts

Genre

Strategie

Plattform

PC

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ohne Altersbeschränkung

Fazit: "Sim City Societies" schöpft das Potenzial der Grundidee mit den sozialen Werten nicht aus und ist für "Sim-City"-Veteranen zu stromlinienförmig geraten. Einsteigern mit starker Hardware oder Gelegenheitsspielern, die einfach stressfrei ein wenig vor sich hinbauen möchten, könnte der Titel jedoch gefallen.

TELESCHAU
Herbert Aichinger/Teleschau

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