Trotz der Möglichkeit einer Festplatteninstallation: "The Last Remnant" wird unentwegt von Ladebildschirmen unterbrochen. Ein echter Spielfluss mag deshalb nicht aufkommen, zumal es allerorts ruckt und zuckt in diesem Titel, der auf der eigentlich leistungsstarken "Unreal Engine 3" fußt. Nicht das einzige technische Problem: Immer wieder treten unschöne Zeilenverschiebungen und Clipping-Fehler auf. Auch Texturen und Details werden zu langsam geladen. Die Folge: Umgebungen und Figuren gewinnen - deutlich sichtbar - erst nach und nach an Kontur.
Die Welt von "The Last Remnant" ist dennoch fabelhaft geraten - wortwörtlich: Sprechende Frösche mit langen Schlappohren, vierarmige Katzen, massige Fischwesen, dazu Intrigen, Machtspielchen und ebenso alte wie gewaltige Artefakte (hier "Remnants" genannt) - das ist der Stoff, aus dem die routiniert in Szene gesetzte Geschichte gemacht ist. Mittendrin: Rush Sykes, ein Held, wie ihn die Abenteuer-Schmiede Square Enix schon dutzendfach hervorgebracht hat. Der Jungspund ist auf der Suche nach seiner Schwester Irina, die von einem dunklen Magier mit Weltherrschaftsambitionen entführt wurde. Anfangs bekommt Rush noch die Unterstützung vom Herrscher über die Stadt Athlum. Doch schon bald muss der Junge, in dem unbekannte Kräfte schlummern, seine Helfer in den Gilden allerorts selbst rekrutieren ...
Eine der auffälligsten Neuerungen von "The Last Remnant": Anstatt einzelne Charaktere befehligt man in den zahlreichen Scharmützeln kleine Verbände, die sich individuell zusammenstellen lassen und sich Lebens- und Aktionspunkte teilen. Unterschiedliche Formationen versprechen taktische Vorteile, ausgerüstet werden muss allerdings nur Rush. Der Rest der Truppe versorgt sich selbst und meldet allenfalls hier und da Ansprüche an.
Die ausgetragenen Kämpfe sind zwar rundenbasiert, aber dennoch konfus geraten. Überfrachtete Bildschirmanzeigen, ein unnötig kompliziertes System, bei dem flankiert, blockiert und interveniert wird, ähnliche Einheiten bei Freund und Feind, eingestreute Reaktionstests, schwankende Kampfmoral und das Gefühl, nie wirklich Herr der Lage zu sein - das alles verschmilzt zu unübersichtlichen Massenkeilereien, bei denen eigentlich nur eine Regel gilt: irgendwie überleben. Was bei den zähen Bossgegnern allerdings gar nicht so einfach ist. Die greifen gerne in die Kiste mit den schmutzigen Zaubertricks und verheerenden Flächenattacken ...
Immerhin: Nach gewonnenen Schlachten werden die eigenen Recken wieder komplett geheilt. Auch die Charakterwerte werden je nach Kampfstil automatisch verbessert. Bedeutet: Wer oft in den Clinch ging, steigert Stärke, Lebenspunkte und Schnelligkeit. Auch sonst gibt sich "The Last Remnant" komfortabel bei der Handhabe. Gespeichert werden darf im freien Spiel jederzeit. Und eine Übersichtskarte erspart lästige Laufwege. Nur eines darf man nicht erwarten: Freiheit. "The Last Remnant" ist ziemlich linear aufgebaut. Die einzige Möglichkeit, jenseits des Handlungsfadens etwas zu erleben, sind diverse Zusatzmissionen der Gilden.
Apropos Fleißarbeit: Die hat sich Square Enix bei der Synchronisation der englischsprachigen Dialoge nicht gemacht. Nur die Untertitel wurden übersetzt.
The Last Remnant
Hersteller/Vertrieb | Square Enix/Square Enix |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Fazit: Das angestrebte "Rollenspiel für die Welt" ist "The Last Remnant" nicht geworden. Neue Ideen wurden nur halbherzig umgesetzt, die zahlreichen technischen Patzer erweisen sich nachhaltig als Spielspaßbremse. Bei der für Anfang 2009 angekündigten PC-Version sind die Fehler hoffentlich ausgemerzt ...