Das „ElektroG“, das Elektro- und Elektronikgerätegesetz, gilt für alle Geräte, die ab dem 13. August 2005 in Deutschland verkauft werden. Es setzt die Rücknahmepflicht alter Elektronikgüter durch die Hersteller durch. Die dabei entstehenden jährlichen Kosten von geschätzten 350 bis 500 Millionen Euro werden selbstverständlich dem Kunden beim Kauf wieder aufgeschlagen.
Für die Natur einzutreten ist immer ein hehres Ziel und aller Ehren wert. Allerdings ist bei der Umsetzung der EU-Richtlinien in unser nationales Recht offenbar auch eine ganze Menge schief gegangen. Alle in Deutschland verkauften Geräte sind beim Elektro-Altgeräte-Register (EAR) zu registrieren. Nur richtet sich die Gebühr für die einreichenden Unternehmen nicht etwa nach der Verkaufsmenge der Gerätschaften, sondern ist in der Regel fast immer gleich hoch - egal ob der Hersteller 100 oder 100.000 Stück verkauft. Außerdem ist der Vorgang der Registrierung äußerst kompliziert und aufwendig.
Die Folgen
Was für Auswirkungen das nach sich zieht, zeigt das Beispiel von "individual Computers", einem kleinen Hersteller und Importeur von cleverem Zubehör für C64- und Amiga-Rechner. Das Unternehmen meldete vor einer knappen Woche, dass der Verkauf jeglicher Hardware bis auf weiteres komplett eingestellt wird. Auch viele andere mittelständische Firmen beklagen sich darüber, dass die Gebühren für sie um ein vielfaches höher als die eigentlichen Entsorgungskosten sind. Sie werden durch die gegenwärtige Umsetzung des Regelwerks wirtschaftlich geschädigt, in einer Zeit, in der sich das eigentlich niemand erlauben kann.
Wenn Firmen wie "individual Computers" die Segel streichen müssen, lohnt sich für viele Anwender von älteren Computern ihr Hobby nicht mehr. Sie geben den langgehegten Lieblingsrechner irgendwann doch auf und im Endeffekt wird dann sogar noch mehr Elektroschrott produziert.
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Dieser Müll muss nicht sein, denn es steckt wesentlich mehr Leben in den alten Kisten, als gemeinhin bekannt ist, egal ob es sich um Amigas, C64er, Ataris oder 486er handelt. Ein Blick in die entsprechenden Rubriken bei eBay spricht Bände. Massen an alten Rechnern gehen über den virtuellen Ladentisch und finden zumeist noch einen dankbaren Abnehmer. Und der will sie schließlich nicht gleich wieder entsorgen.
So manches Mal stehen jedoch auch harte Zwänge hinter der Nutzung alter PCs. Bis heute verwenden selbst einige große Unternehmen immer noch Software, die ganz konkret alte Hardware voraussetzt. Trotzdem ist erstaunlich, dass es immer noch Entwickler gibt, die inzwischen museumsreife Computer engagiert unterstützen. Etwa die Programmierer des Benutzeroberflächenaufsatzes für Windows 3.1 "Calmira", die dem alten Betriebsystem zu einer Windows 98-Anmutung verhelfen, die über reine Optik weit hinausgeht. Startleiste, Drag & Drop und Datei-Explorer von "Calmira" hauchen so auch Uraltrechnern neues Leben ein, die für solche Funktionen eigentlich als viel zu antiquiert galten.
Bevor also alte Computer einfach achtlos entsorgt werden, lohnt es zu prüfen, ob sich nicht vielleicht doch noch eine bessere Verwendung für sie findet. Die Chance ist allerdings größer, wenn kleinen Herstellern in ihren Nischen nicht durch das ElektroG der Hahn zugedreht wird.