Im Zusammenhang mit einem Prozessor von einem einzelnen Chip zu sprechen, ist nicht mehr zutreffend: Längst besteht das Herz eines Computers aus mehreren Chips und anderen Elementen - untergebracht in einem Bauteil und dann Prozessor genannt.
Hinzu kommt, dass mittlerweile Prozessoren mit zwei Kernen üblich sind. Und für den Desktop-Bereich werden bereits Quad-Core-Prozessoren angeboten. Es fragt sich jedoch, wer etwas mit einem von einem Vierkernprozessor gesteuerten Rechner anfangen kann.
Die Entwicklung von Mehrkernprozessoren ist aber nicht das Ergebnis einer Kraftmeierei nach dem Motto: "Guck' mal, was wir draufhaben!" Bis vor wenigen Jahren wurde die Leistung von Prozessoren vor allem durch eine Erhöhung der Taktfrequenz gesteigert. Mit der Taktfrequenz wachse jedoch auch die Leistungsaufnahme, also der Stromverbrauch, erklärt Christof Windeck von der Zeitschrift "c't". Da kamen die Hersteller irgendwann auf die Idee, mehrere Kerne in einem Prozessor unterzubringen. Das Ergebnis ist weniger Verbrauch bei gleicher Leistung.
Das macht sich für den privaten Anwender mit Desktop-PC im Hinblick auf die Stromrechnung kaum bemerkbar. Dass Mehrkernprozessoren flotter arbeiten als herkömmliche Single-Core-Rechner, ist jedoch kaum übersehbar. Der größte Vorteil, den Multi-Core-Rechner bieten, ist ihre Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Das ist gefragt, wenn verschiedene Programme parallel laufen. Laut Christof Windeck gibt es zudem einzelne Programme, die für sich schon mehrere Kerne nutzen können: "Bei Spielen etwa spielt ja auch der Sound eine große Rolle."
Mehrkern-Prozessoren sind die Zukunft
Am Dual-Core-Prozessor führt heute also für den Computerkäufer kein Weg mehr vorbei - schon weil Einkernprozessoren kaum mehr zu haben sind. "Bis Ende dieses Jahres gibt es keine Single-Core-Prozessoren mehr auf dem Markt", sagt Mike H. Cato, Sprecher des Herstellers Intel in München. Und weil im IT-Bereich viele Schritte mit Faktor Zwei genommen werden, ist Quad Core die logische Fortsetzung. Das heißt aber keineswegs, dass der Verbraucher beim nächsten Angebot zugreifen sollte: Der Beschleunigungseffekt beim Wechsel von zwei auf vier Prozessorkerne ist Christof Windeck zufolge für den Anwender vergleichsweise gering.
So gibt es derzeit kaum Programme, die Quad-Core-Prozessoren effizient nutzen - abgesehen vor allem von einigen professionellen Anwendungen. Tests haben laut Windeck zudem gezeigt, dass bei Dual- und Quad-Core-Prozessoren, die zu gleichem Preis angeboten werden, die Zweikern-Lösungen besser sind. Auch das Argument, mit einem Quad-Core-Prozessor eine zukunftssichere Investition zu tätigen, zieht nicht: Die Preise für Prozessoren fallen derartig schnell, dass es sinnvoller ist, die Technik dann zu kaufen, wenn sie gebraucht wird - und nicht schon vorher.
Riesige Preisunterschiede
Sowohl Intel als auch AMD, also die für den privaten Nutzer interessanten Prozessorhersteller, haben Quad-Cores im Programm. Bei Intel gehören dazu die Modelle der Core-2-Quad-Reihe sowie der Core 2 Extreme. Während der günstigste Quad mit 2,4 Gigahertz (GHz) Taktung bereits für etwas mehr als 200 Euro zu haben ist, kostet ein Extreme-Modell mit 3200 GHz Taktung mehr als 1300 Euro. Allerdings sind die gewaltigen Preisdifferenzen nicht gleichzusetzen mit einem etwaigen Leistungsunterschied der Prozessoren. "Im High-End-Bereich zahlen Sie für jede noch so kleine Leistungssteigerung verhältnismäßig viel Geld", erklärt Windeck.
Bei AMD heißen die für den Desktop-PC gedachten Vierkernprozessoren Phenom X4. Es gibt sie mit 2,2 und 2,3 GHz Taktung, sie kosten rund 190 beziehungsweise 220 Euro. AMD hat zudem die Lücke zwischen Dual und Quad geschlossen: Der Phenom X3 8400 mit 2,1 GHz und der 8600er mit 2,3 GHz besitzen jeweils drei Kerne. Dem Hersteller mit Sitz in München zufolge sollen die Triple-Cores Spielefans und Multimedia-Enthusiasten zu PCs verhelfen, die mehr leisten als Dual-Core, aber günstiger sind als die Vierkernigen. Windeck ist skeptisch, wobei ausgiebige Praxistests noch ausstehen: "Auch hier gilt: Bei allem was über zwei Kerne hinaus geht, sollte man mindestens eine Anwendung besitzen, die mehr als einen Kern für sich selbst nutzen kann."