Scheibes Kolumne Computer-Katastrophen

Naturkatastrophen kommen und gehen. Nicht jeder überlebt sie. Wem es gelingt, kann sein verbleibendes Leben lang davon berichten. Das tut auch stern.de-Kolumnist Scheibe. Er hat viele Narben vorzuweisen. Hier berichtet er von den fünf schlimmsten Katastrophen - am PC.

Die sinnentleerte Batterie

In meiner kabellosen Maus steckt eine Batterie. Keine Frage: Alle zwei Monate ist sie leer. Ist das eine Katastrophe? Im ersten Moment noch nicht einmal. Der Mauszeiger auf dem Bildschirm friert ein, nix geht mehr. Das Gehäuse des Rechners bekommt zunächst ein paar kräftige Hiebe mit der Faust ab, bevor klar ist, wo das Problem eigentlich wirklich liegt. Dann ist die alte Batterie schnell aus dem Mausgehäuse gehebelt. Zur Katastrophe wird das Ganze erst dann, wenn keine neue Ersatzbatterie mehr im Schrank aufzufinden ist. Oh weh, ohne Maus geht das Computern doch gar nicht mehr. Zum Glück steckt die gleiche Batterie auch im singenden Spielzeugpferd der Tochter. Zwei Erfolge hat der Energieklau: Das dämliche Pferd singt nicht mehr. Und die Maus geht wieder. Die greinende Tochter wird vertröstet: Neue Batterien sind ja schon bestellt. Morgen sind sie bestimmt da.

Das singende DVD-Laufwerk

Ich weiß auch nicht, was mit den DVD-Laufwerken ist, die ich kaufe. Nach ein paar Monaten machen sie alle Geräusche wie Walter Matthau mit asthmatischem Husten. Das klingt so, als würde man Metallkörner in eine sich drehende Waschmaschine werfen. Es hört sich absolut nicht gesund an. Legt man dann auch noch eine DVD in das Laufwerk ein, klingt das plötzlich wie ein Schwingschleifer, der ein Duett mit einer Flex-Trennscheibe singt. Fast glaubt man, beim Öffnen des Laufwerks nur noch Granulat vorzufinden, weil die CD geshreddert wurde. Ist das Laufwerk wieder einmal völlig futsch, kann ich abends keine DVDs mehr am Rechner schauen. Das ist eine mittlere Katastrophe, denn das ist mein "Downer", der mich nach einem harten Arbeitstag wieder runterbringt.

Der brizzelnde Stromausfall

Im Fernsehen brizzelt es immer ein paar Sekunden lang, bevor schließlich der Strom ausfällt. Bei uns im Büro macht es stattdessen immer nur Ka-WUMP! - mit Ausrufezeichen. Dann ist der Strom weg. Das passiert häufiger, schließlich wohnen wir ja in den neuen Bundesländern. Aaaaber: Es passiert immer nur dann, wenn wir an allen drei Rechnern gerade gleichzeitig an absolut wichtigen Texten arbeiten und diese seit längerem nicht gespeichert haben. Wenn sich dann das Monitorbild auf einmal ohne Vorankündigung zu einem kleinen glimmenden Punkt im Zentrum zusammenzieht, geht einem doch schon sehr die Muffe. Zum Glück ist der Schaden meist gering, sodass der Stromausfall meist nur ein Versprechen möglicher Katastrophen ist. Immerhin sorgt er dafür, dass alle im Büro wieder wach sind. Das spart dann eine Runde Kaffee.

Der Windows-Kreislaufzusammenbruch

Leider gibt es kein lautes Ka-WUMP!, wenn Windows einen Zusammenbruch hat. Ganz leise blendet das System alles aus und platziert einen blauen Alarmbildschirm auf dem Monitor. In eng bedruckten Zeilen steht dann geschrieben, was eigentlich Schlimmes passiert ist und warum Windows nun nicht mehr seinen Dienst ausführen kann. Das ist übel, ganz doll übel. Denn das bedeutet in der Regel, dass nun versucht werden muss, das marode System neu hochzufahren, um wichtige Dateien, E-Mails und die Favoriten zu sichern, bevor dann alles neu installiert werden muss. Das dauert in der Regel einen ganzen Tag, meistens genau diesen einen speziellen Tag, an dem eigentlich unbedingt alles fertig werden muss, was sich an zu erledigender PC-Arbeit aufgestaut hat. In der Folge steht das Telefon nicht mehr still - mit sehr, sehr bösen Menschen am anderen Ende der Leitung. Enttäuschten Auftraggebern nämlich.

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Der absolut stumme Online-Streik

Wenn das passiert, fange ich an zu wimmern wie ein kleines Kind im Dunkeln: Der Komplettausfall der DSL-Online-Verbindung ist die größte Naturkatastrophe, die im Zeitalter der Kupfer-Telefonleitungen über mich hereinbrechen kann. Von jetzt auf gleich gibt es keine E-Mails mehr, keinen neuen Klatsch von der "Bild"-Homepage, keine neuen News im RSS-Reader, kein Blättern in der Online-Fernsehzeitung, kein Online-Radio mehr - nichts. Nur noch Schweigen im Walde. Dann fühle ich mich, als hätte ich einen meiner fünf Sinne verloren und denke, ich sei nicht mehr vollständig. Oft kann ich dann zwar mit meiner ISDN-Karte noch ins Netz durchstarten. Aber mal ehrlich: Das ist so, als würde ich auf einem Dreirad über die Autobahn fahren.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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