Genug ist genug. Gerade heute wäre ein reibungslos funktionierender Computer das A und O im Büroalltag gewesen. Aber nichts da. Den ganzen Tag über ist er schon kreuzlangsam und benötigt für jeden Arbeitsschritt so viel Zeit wie ein asthmatischer Esel, der seinen störrischen Tag hat. Nun ist auch noch das Internet ausgefallen, obwohl es auf allen anderen Bürorechnern weiterhin vorhanden ist. Ein Image mit der letzten Sicherung aller Daten kann ich zur schnellen Problembewältigung auch nicht installieren, weil ich vorher noch rasch die Briefe meines E-Mail-Programms sichern müsste. Und das meldet mir, dass ich inzwischen über zwei Gigabyte Daten gespeichert habe. Bevor das Backup-Modul anspringt, muss ich so viele Mails beseitigen, dass das Limit wieder unterschritten wird. Na toll, ich hab doch schon alles gelöscht, was ich entbehren kann. Jetzt geht es langsam an die Substanz. Und die 2-GB-Grenze ist immer noch nicht erreicht.
Mit Schmackes
Langsam merke ich, wie ich wütend werde. Aber so richtig mit Schmackes. Die ganze Kiste könnte ich zum Fenster hinauswerfen, um dann gleich einen neuen Rechner zu kaufen. Der halbe Tag ist bereits wieder um, die Arbeit nicht geschafft. Und außerdem habe ich einen Schnupfen, der langsam so von unten ins Hirn kriecht und alle Gedanken wie in Watte packt. Ergo: Das ist genau der richtige Moment, um von einem leichten Ich-bin-echt-angefressen-Stadium in hemmungsloses Berserkertum zu verfallen.
Was würden mir für schöne Dinge einfallen, die ich dem arbeitsunlustigen Rechner antun könnte! Zuerst würde ich die Tasse mit dem kalten Kaffee von heute morgen nehmen und sie einfach auf den Monitor kippen, sodass die braune Flüssigkeit das empfindliche Display hinunterläuft. Dann wären die Schraubenzieher dran, die ich in "Psycho"-Manier - hohe, schrille Geigentöne erklingen nun - in den Monitor hämmern würde. Mit dem dicken Kugelschreiber würde ich dann noch "Friss Staub, Elendiger!" auf den Bildschirm schreiben, so richtig schön in die nachgiebige Oberfläche des Flat-Bildschirms.
Schlagende Argumente
Von Pro7 habe ich gerade einen Presse-Gummihammer bekommen, als PR-Gag passend zu Stefan Raabs neuer Sendung "Schlag den Raab". Ihn in die Hand zu nehmen ist ein wunderbares Gefühl und bringt mich schnell vom "könnte" ins "mache ich doch glatt". Wham! Zack! Schon zersplittert die Maus in zahlreiche Plastikstücke, die über den ganzen Schreibtisch fliegen. Damit ich das Szenario so richtig schön genießen kann, fege ich mit dem Unterarm alle Papiere vom Tisch und sorge so erstmals seit Wochen wieder für einen ordentlichen Schreibtisch. Aber nicht für lange. Ich hämmere mit aller Wucht auf die Tastatur, sodass die Tasten aus der Halterung gebrochen werden und sich auf dem ganzen Arbeitsplatz verstreuen. Die Halterung ist völlig verbogen. Du tippst hier keinen Quatsch mehr, denke ich noch, bevor ich die Schere packe und den ganzen Kabelsalat vor und hinter dem Rechner einfach kurz und klein schnippele. Immer an Spaghetti denken und weg mit dem Mist!
Mehr von Carsten Scheibe
Mein dreckiger Schreibtisch
Müssen eigentlich alle Kreativen kleine Dreckferkel sein, was die Ordnung auf ihrem Schreibtisch anbelangt? Fast scheint es so! Carsten Scheibe sammelt die "schlimmsten" Tatsachenfotos aus der ganzen Welt. Staunen, Erschrecken, Mitmachen: DreckigerSchreibtisch.de
Explosive Stimmung
Noch habe ich meine Aggressionen nicht vollständig abgebaut. Aber ich habe ja noch das Towergehäuse. Im Schrank unter dem Terrarium sind Silvesterknaller vom letzten Jahreswechsel. Ich lasse den Teller vom DVD-Laufwerk herausfahren und lege eine Kette Pfennigschwärmer drauf. Anzünden und Teller wieder einfahren - perfekt. Schon knattert es seltsam gedämpft und grauer Rauch steigt auf - aus allen Laufwerken und auch aus dem Loch für das Mikrofonkabel. Hey, das macht Laune. Jetzt wird richtig geklotzt. Ein Kanonenschlag muss her. Tower aufklappen, Kanonenschlag rein, Tower wieder zu. Und vier Schritt Abstand gewinnen. Der Wumms haut die leeren Cola- und Ener-G-Büchsen auf dem Schreibtisch um, und es stinkt plötzlich tierisch nach verschmortem Plastik. Das war doch schon gar nicht schlecht.
Ich schnappe mir das rauchende Überbleibsel und torkele wutschnaubend in den Garten, um das Gerät mit Schwung in den Teich zu werfen, wo es ein ganzes Bündel Seerosenblätter mit sich in die Tiefe reißt. So, das wäre erledigt. Und jetzt kann mich mein Büro für heute einmal gerne haben - ich geh ins Wochenende!
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania