Scheibes Kolumne Der Teufel im Detail

Mit seinem neuen Farblaserdrucker hat Stern.de-Kolumnist Scheibe viel Spaß. Doch leider sind die Unterhaltskosten nicht ganz so günstig, wie ihm das die Unterlagen ursprünglich weisgemacht haben. Ganz im Gegenteil: Langsam geht der Betrieb des schicken Geräts ganz schön ins Geld.

Bereits seit vielen Jahren schaue ich neidisch zu meinen selbstständigen Kollegen aus dem Gestaltungsbereich. Sie alle setzen einen Farblaser ein, um die frisch am Bildschirm gestalteten Seiten-Layouts für Magazine, Kataloge und Broschüren farbecht und vor allem schnell zu Papier zu bringen. Nur allzu gerne hätte ich in der Vergangenheit auch so ein Dingens gehabt. Wer Spaß an eigenen Layout-Arbeiten und selbstgemachten Drucksachen hat, der himmelt so einen Farblaser einfach an wie der Formel-1-Freund einen waschechten Ferrari. Bislang war so ein Farblaser aber absolut unerschwinglich für mich, ein echtes No-No. Weit über 2.000 Euro kostete ein Farblaser, als ich vor Ewigkeiten das erste Mal in die Bestellkataloge der Hardware-Händler geschaut hatte. Ein Jahr später war die 1.000-Euro-Grenze immer noch nicht ganz gerissen.

"Teurer als der beste Champagner"

Dann entdeckte ich ihn doch noch, den schnellsten und leisesten Farblaser der Welt - mit Duplexeinrichtung für den automatischen Druck auf Vorder- und Rückseite. Ein Hammer war auch der Preis: Knapp 400 Euronen sollte der Drucker fortan nur noch kosten. Das Angebot sehen und den Bestellbutton im Internet anzuklicken, das war eins. Schließlich ging mir mein Farbtintenstrahler schon lange auf die Nüsse. Der druckte zwar 1A Fotos aus, brauchte aber Ewigkeiten, um das Korrektur-PDF mit den neuen Layouts zu Papier zu bringen, die uns der Grafiker zum Prüfen und Fehlerlesen ins Büro schickte. Man stelle sich eine komplett schwarze Zeitungsseite mit weißer Schrift vor. Ein solches Pamphlet - mit dem Tintendrucker ausgedruckt - rollt sich an der frischen Luft im Büro sofort wie eine alte Papyrus-Rolle ein. Und lässt sich zudem auch noch auswringen, als wäre sie eben gerade in den Nil gefallen. Da die Tinte eines Tintenstrahldruckers ein paar Dutzend Mal teurer als der beste Champagner ist, sorgt ein solcher Verbrauch auch dafür, dass man sich schnell Gedanken über die dabei entstehenden Kosten macht. In meinem Fall musste ich pro Monat gut und gerne 200 Euro in neue Farbpatronen investieren.

Völlig leer. Wie konnte das nur sein?

Beim Farblaser liegt der Fall natürlich anders. Der ist zwar in der Anschaffung teurer, dafür aber im Verbrauch billiger. Und was bin ich doch für ein Schlitzohr: In der neu gelieferten Maschine sind natürlich bereits die Toner-Kartuschen für die Farben Schwarz, Rot, Gelb und Blau enthalten. Ich dachte: Damit kann ich bestimmt ein halbes Jahr lang drucken, was der Farblaser nur so hergibt. Und das tat ich dann auch. Ein neues buntes Briefpapier wurde am Bildschirm gestaltet. Seiten aus dem Web wurden mal eben schnell ausgedruckt. Vor allem die neuen Layouts wanderten im Nu aus dem neuen Druckerschacht. Die Seiten waren endlich einmal völlig glatt und vor allem gleich staubtrocken. Das Problem: Nach drei Wochen meldeten überraschend alle vier Tonerbehälter, dass sie bereits leer waren. Völlig leer. Wie konnte das nur sein?

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Erstaunt stellte ich fest, dass die mit dem Farblaser ausgelieferten Farbtoner-Behälter nur 1500 Seiten bedrucken konnten. Die im Handel erhältlichen würden aber bereits für 5000 Blätter reichen. Na prima. Da hatte man mich ja ganz schön übers Ohr gehauen. Steckt man mir doch einfach eine zu drei Vierteln leere Toner-Kartusche in den Drucker. Aber naja, ich hatte mich ja schon über den niedrigen Preis gewundert. Ich bestelle vier neue Toner - einen für jede Farbe. Der Preis haut mich um: Die vier Toner kosten genauso viel wie der ganze Drucker: 400 Euro. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, freue ich mich, dass ich nach dieser Investition erst einmal Ruhe habe. Es dürfte ja schließlich eine ganze Weile dauern, bis ich 5.000 Blätter bedruckt habe. Das sind immerhin zehn Papierpakete. Was ich nicht berechne: Zehn Papierpakete sind eigentlich doch ganz schön schnell weg. Hinzu kommt, dass ich viele Blätter ja inzwischen auch gleich beidseitig bedrucke.

Doch selbst die kühnste Hochrechnung kann nicht mit der Realität mithalten. Nach einem Monat sind die neu gekauften Toner schon wieder alle. Ich laufe Amok, raufe mir die Haare und beiße am Ende in das Drucker-Handbuch. In eben diesem Handbuch habe ich nämlich den alles entscheidenden Satz gelesen. Da steht, dass der Toner nur dann 5000 Seiten lang vorhält, wenn diese Seiten maximal zu 5 % bedruckt werden. Meine Seiten werden natürlich zu 100 % bedruckt, wenn der gesamte Hintergrund farbig ist, wie das bei den Korrektur-PDFs für die Magazine meistens der Fall ist.

Vielleicht reicht es ja in Zukunft auch aus, sich die Seiten nur auf dem Bildschirm anzuschauen.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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