Scheibes Kolumne Neue Einnahmequellen

Stern.de-Kolumnist Scheibe denkt nach: Neue Einnahmequellen müssen her. Nach ein paar Stunden der Grübelei weiß er ganz genau, wie sich das klamme Konto wieder mit neuen Tausendern füllen lässt.

Vor einigen Jahren hieß es unter den Journalisten noch: Nicht geschimpft ist genug gelobt. Damit konnte man freilich ganz gut leben. Heute gilt - in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - ein ganz neuer Grundsatz: Halbes Geld für doppelte Arbeit. Lohnt es sich da denn noch, sich als Mann des Wortes am PC abzurackern? Soll man sich nicht lieber neuen Pfründen zuwenden? Ich überlege stark, die Tastatur an den Nagel zu hängen und dafür in den kreativen IT-Anwenderbereich zu wechseln. Hier soll das Wachstum ja weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen.

Webmähen

In Amerika hat ein Farmer echte Gewehre ans Internet angeschlossen. Onliner aus aller Welt können per Mausklick im Web-Browser auf Zielscheiben ballern. Dafür zahlen sie natürlich Gebühren - und das nicht zu knapp. Der Farmer überlegt nun, die Besucher seiner Homepage auf echte Tiere schießen zu lassen. Was natürlich sofort einen webweiten Sturm der Entrüstung losgeschlagen hat. Ich würde da etwas ganz anderes veranstalten. Ein Blick aus meinem Bürofenster in den Garten zeigt, dass es höchste Zeit ist, den Rasen zu mähen. Gerne würde ich den Rasenmäher mit dem Internet verkabeln. Die Onliner könnten dann das ganze Grundstück via Webcam aus der Vogelperspektive einsehen. Für 1,95 Euro in der Minute steuern sie dann mit dem Joystick in der Hand den echten Rasenmäher und müssen anschließend den ganzen Garten mähen. Wer dabei den miesen Maulwurf erwischt, der immer wieder störende Erdhügel im Grün anlegt, bekommt zehn Euro Gewinn gutgeschrieben. Wer einen Johannisbeer-Strauch umnietet, zahlt 29,95 Euro Strafe. Das passt schon. Im Baumarkt um die Ecke bekomme ich neue Sträucher für einen Zehner. Überlegen muss ich mir nur noch, was ich fürs Nachtanken des Benzinmähers verlangen kann.

Mehr von Carsten Scheibe

Kein Fachchinesisch - nur News
Probieren Sie unsere Freeware Goodees aus. Sie liefert Ihnen rund um die Uhr die neuesten PC-Nachrichten, Produktbesprechungen und Windows-Tipps aus unserer Feder direkt auf den Bildschirm.

Webputzen

Dann ist da noch die Putzfrau. Die muss ja auch irgendwie gegenfinanziert werden. Also tausche ich unsere bisherige Putzfee gegen ein 19-jähriges Treppenluder aus Moldawien aus, das in Hotpants und viel zu kleiner Bluse den Wischfeudel schwingt. Webcams im ganzen Haus zeigen dann, wo sich die heiße Putzfee gerade aufhält. Dann kann man per Mausklick vielleicht heranzoomen und Details erhaschen. Vielleicht sollte ich dann auch die Option anbieten, dass die Onliner per Chat mitbestimmen können, wo gerade geputzt werden soll. Für den Service nehmen wir die klassischen 1,99 Euro in der Minute. Die Einnahmen werden dann am Ende geteilt, sodass jeder etwas davon hat.

Webmäuse

Solche interaktiven Dienste haben Konjunktur. Schon habe ich mir die nächste Einnahmequelle ausgedacht. Die Redaktionsmäuse, die sich dank ihrer unbändigen Vermehrungslust zurzeit in drei großen Terrarien aufhalten, müssen gepflegt werden. Ich richte einfach im Internet einen neuen Dienst mit dem Namen "Adoptiere ein Haustier" ein. Die Besucher können dann für einen Euro am Tag eine bestimmte Maus adoptieren. Über das Internet geben die Onliner den Tieren dann Futter und Wasser, beauftragen den Hilfsarbeiter (also mich) damit, den Stall zu säubern oder lesen ihren Tieren via Lautsprecher Mäuse-Einschlafgeschichten vor. Bei 20 Mäusen wären das pro Tag 20 Euro extra. Das läppert sich. 600 Euro würden da im Monat noch einmal extra zusammenkommen.

Weblüg... äh... Weblob

Ganz zum Schluss würde ich noch etwas ganz Neues im Web aufbauen: Die Gute-Laune-Tankstelle. Hier könnten sich dann alle Frustrierten einfinden, um gegen Cash virtuellen Zuspruch zu erhalten. Tolle Typen und scharfe Frauen würden dann auf dem Bildschirm zum virtuellen Ei-Ei-Ei einladen und via Soundausgabe zum Besucher sagen: "Du bist der Größte" oder "Du bist die Beste". Oder: "Sooo schlimm ist die Lage doch gar nicht." Oder "Du bist aber sexy."

Leider kann ich jetzt nicht mehr weiterschreiben. Ich muss mir ein paar neue Domains sichern, den Rasenmäher verkabeln, die alte Putzfrau entlassen und die Mäuse füttern. Nicht, dass die verhungern, bevor der erste Rubel rollt.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

PRODUKTE & TIPPS