Cowboys, Indianer, Revolverduelle, Postkutschenüberfälle, Schätze, schöne Frauen und jede Menge Wüste - "Call of Juarez: Bound in Blood" bietet alle Zutaten, die das Herz von Wildwest-Fans höher schlagen lassen. Doch über das Klischee hinaus bekommen volljährige Spieler eine intensive Charakterstudie und tragische Familienchronik präsentiert, die von der ersten Minute bis zum Abspann nach rund zehn actiongeladenen Stunden fesselt.
In "Call of Juarez: Bound in Blood" brechen PC-, PS3- und Xbox-360-Spieler zu einer gnadenlosen Reise durch den Wilden Westen auf. Im Mittelpunkt der fünf Akte umfassenden Geschichte stehen die Gebrüder Thomas und Ray McCall. Wie die Geschichte der beiden ausgehen wird, wissen Besitzer des Quasi-Vorgängers bereits. Der kam vor drei Jahren auf den Markt, ist aber 20 Jahre nach den Ereignissen im neuen "Bound in Blood" angesiedelt.
Ray und Thomas sind anfangs Soldaten und kämpfen aufseiten der Südstaaten-Armee gegen die Blauröcke aus dem Norden. Um ihr Land und ihre Familie zu beschützen, entfernen sie sich jedoch unerlaubt von der Truppe. Als Deserteure zum Galgen verurteilt, entscheiden sie sich nach Mexiko zu fliehen, womit auch das eigentliche Abenteuer beginnt, da die erste Bürgerkriegsmission quasi als Tutorial fungiert und trotz einer famosen Raddampferversenkung am Ende etwas eintönig geraten ist.
Unterschiedliche Brüder
Was der Spieler jedoch die nächsten zehn Stunden zu Gesicht bekommt, ist nicht nur grafisch atemberaubend. Auch die spannende Story mit all ihren undurchsichtigen Figuren und überraschenden Wendungen, die an dieser Stelle garantiert nicht verraten werden, ist so gut inszeniert, dass sich ein zweites Durchspielen auf jeden Fall lohnt. Vor allem, weil der Spieler vor fast jedem Kapitel entscheiden darf, ob er in die Rolle von Ray oder Thomas schlüpfen will. Und diese Wahl ist wichtig, da die beiden Charaktere über unterschiedliche Stärken, Schwächen und Spezialfähigkeiten verfügen.
Der bullige Ray ist bärenstark, kann beidhändig schießen, Dynamit durch die Gegend werfen und Türen eintreten. Thomas ist der geschicktere Bruder. Er kann mit dem Lasso umgehen und somit höher gelegene Stellen erreichen, Messer werfen und mit Pfeil und Bogen schießen. Die große Gemeinsamkeit ist der sogenannte Konzentrationsmodus - eine klassische Zeitlupenfunktion. Mit jedem Gringo, der in die ewigen Jagdgründe geschickt wird, füllt sich eine Anzeige. Ist sie voll, kann der Spieler mehrere Widersacher anvisieren und blitzschnell ausschalten.
Atemberaubend in Szene gesetzt sind auch die Revolverduelle. Dabei muss der Spieler seinen Gegner stets im Auge behalten und die Hand in der Nähe des Halfters haben. Sobald eine Glocke erklingt, wird gezogen, gezielt und abgedrückt. Das sieht schon sehr nach Western aus - genau wie die Ritte durch die Prärie oder Verfolgungsjagden an Bord einer Postkutsche.
Kein gutes Händchen hatte Ubisoft hingegen bei der Wahl der deutschen Synchronstimmen. Die Dialogzeilen in den erstklassigen Zwischensequenzen wirken wie vom Blatt abgelesen. Welche Chance hier verpasst wurde, zeigt bereits die Eingangsszene des Spiels, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht eingedeutscht wurde. So hören sich Outlaws an! Die zweite verpasste Chance ist der fehlende Kooperationsmodus, der es zwei Spielern erlauben würde, die Story gemeinsam durchzuzocken und sich geradezu anbot, weil die beiden Brüder fast immer zusammen agieren.
Call of Juarez: Bound in Blood
Hersteller/Vertrieb | Techland/Ubisoft |
Genre | Action |
Plattform | PC, PlayStation3, Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Wer dennoch nicht alleine spielen will, kann sich online mit anderen Outlaws messen. Neben den üblichen actionbetonten Multiplayer-Varianten steht mit "Historische Ereignisse" ein Modus zur Auswahl, in dem die beiden Teams vorgegebene Ziele erreichen müssen. Gut ist auch, dass es insgesamt 13 verschiedene Charakterklassen gibt, von denen zu Beginn aber nur fünf spielbar sein. Die restlichen Charaktere, unter anderem "Spion", "Trapper" und "Hombre" muss der Spieler durch das online verdiente Geld freischalten. Klasse!