iPhone-Hersteller Steigende Gewinne bei sinkenden Einnahmen: Tim Cooks Apple-Strategie zahlt sich aus

Apple-Chef Tim Cook neben den neuen Modellen des Macbook Air bei der WWDC
Apple-Chef Tim Cook neben den neuen Modellen des Macbook Air. Auf der Bühne der WWDC-Keynote hatte sich Cook vornehm zurückgehalten.
© Justin Sullivan / AFP
Seit Jahren arbeitet Apple daran, sich unabhängiger vom  iPhone zu machen. Nun macht sich die Strategie bezahlt. Dabei ist das iPhone aktuell gar nicht das Sorgenkind.

Es sind Zahlen, nach denen sich andere Firmen-Chefs die Finger lecken würden: 89,5 Milliarden Dollar hat Apple eingenommen – in nur drei Monaten. Dass sich Chef Tim Cook dafür rechtfertigen muss, hat einen einfachen Grund: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Einnahmen gesunken. Die Gewinne gingen aber nach oben. Weil Cook dem Konzern seit Jahren einen neuen Kurs verordnet hat.

Der sollte eigentlich die Einbrüche auf dem Smartphone-Markt auffangen. Bereits 2015 zeichnete sich erstmals ab, dass die Verkaufszahlen des iPhones langsam sinken könnten. Für Apple war das ein bedrohliches Szenario: Zum Höhepunkt nahm der Konzern fast 70 Prozent seines Umsatzes mit seinem Spitzenprodukt ein. Cook gab deshalb 2017 ein damals hochambitioniertes Ziel vor: Bis 2020 wollte man die Einnahmen mit dem Service-Bereich verdoppeln, auf fast 50 Milliarden Dollar im Jahr. Nun rettet ihm diese Entscheidung die Gewinne.

Mit Services aus dem Smartphone-Tief

Denn die Service-Sparte, zu der neben dem App-Store auch die Aboangebote wie die Streamindienste Apple Music oder Apple TV+ sowie das Cloudgeschäft zählen, ist nicht nur eine der größten Erfolgsgeschichten des ohnehin enorm erfolgreichen Konzerns. Sondern längst auch einer der größten Gewinnbringer.

Dass die Service-Sparte mit 22,3 Milliarden Dollar ein knappes Viertel der Einnahmen ausmacht, ist schon beeindruckend. Noch wichtiger ist aber, dass sie fast 40 Prozent des Konzerngewinns in die Kassen spült. Und damit eigenhändig für ein Gewinn-Plus trotz gesunkener Umsätze sorgt.

Premium-Strategie

Eigentlich wäre das Quartal für Cook und sein Team nämlich eher unerfreulich ausgefallen. Zum vierten Mal in Folge liegen die Quartalsumsätze unter denen des Vorjahres. Das ist seit mehr als 20 Jahren nicht passiert. Schuld ist aber nicht allein das iPhone. Über 12 Monate gerechnet sind alle Sparten des Konzerns bis auf den Service-Bereich zurückgegangen. Nur im jüngsten Quartal konnte das im September vorgestellte iPhone 15 die Umsätze wieder anheben. "Das iPhone 15 hat sich in dem Zeitraum besser geschlagen als das iPhone 14", sagte Tim Cook "CNBC".

Auch hier dürfte sich Cooks Voraussicht auszahlen. Hatte Apple früher konkrete Verkaufszahlen der iPhones genannt, werden seit einigen Jahren nur noch die damit erzielten Einnahmen verraten. Das hängt mit einem weiteren Strategiewechsel zusammen: Statt Kunden so viele iPhones wie möglich zu verkaufen, konzentriert sich Apple in den letzten Jahren darauf, den Durchschnittspreis pro verkauftem Gerät zu erhöhen.

Dabei spielen die Pro-Modelle eine entscheidende Rolle. Gab es zuerst nur ein einzelnes iPhone-Modell, bietet Apple mittlerweile fünf aktuelle Modelle mit unterschiedlicher Ausstattung und zu unterschiedlichen Preispunkten an. Die Unterschiede werden dabei immer ausgeprägter. Will man wirklich das modernste Gerät mit Titangehäuse und einem Fünffach-Zoom, muss man das iPhone 15 Pro Max (hier bei uns im Test) kaufen – und dafür mindestens 1449 Euro zahlen. Laut Cook scheinen dazu viele Kunden bereit zu sein: Bei den Pro-Modellen des iPhone 15 sei die Nachfrage so groß, dass man mit der Produktion aktuell nicht hinterherkomme, betonte er gegenüber mehreren Medien.

Der Mac als Sorgenkind

Das aktuelle Sorgenkind des Konzerns ist ausgerechnet die Sparte, die erst vor kurzem ein riesiges Comeback feiern konnte: der Mac. 2020 hatte Apple seine klassischen Computer zum perfekten Zeitpunkt auf den nächsten Level gebracht. Gerade als das Homeoffice in der Pandemie seinen Höhepunkt erreichte, stellte Apple mit seinem M1-Chip einen Prozessor vor, der enorme Leistung mit beeindruckender Akkulaufzeit verbinden konnte. Die Mac-Verkäufe schossen in die Höhe.

Nun folgt der Kater. Im Vergleich zum starken Vorjahr sind Apples Einnahmen mit dem Mac im letzten Quartal um mehr als ein Drittel eingebrochen, haben so ein Loch von fast vier Milliarden Dollar Einnahmen in Apples Gesamtumsatz gerissen. Ohne den Ausgleich durch das gewachsene Service-Geschäft, wäre im letzten Quartal auch der Gewinn zurückgegangen – so, wie es auf das ganze Jahr gesehen der Fall war.

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Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft

Der fehlende Erfolg der aktuellen Macs erklärt auch die überraschend schnelle Vorstellung der Nachfolger-Modelle. Als Apple am Montag Abend (Ortszeit) seine neuen Macbook Pro mit M3-Chip vorstellte (hier erfahren Sie mehr), waren die Vorgänger noch nicht mal ein Jahr auf dem Markt: Sie waren erst im Januar in den Handel gekommen. Mit der schnellen Neuvorstellung wollte Apple also sehr sicher das wichtige Weihnachtsgeschäft ankurbeln.

Ein gigantisches Wachstum erwartet man aber offenbar nicht. Der Markt sei weiterhin "herausfordernd", betonte Cook. Trotzdem sei der Konzern mit den neuen Rechnern gut aufgestellt. Als Zielgruppe scheint man aber nicht die Kunden zu sehen, die gerade erst einen Mac gekauft haben. Bei der Vorstellung der Neugeräte wurde gleich mehrfach betont, wie viel schneller als ältere Macs diese seien.

Bei den Services scheint man indes noch weiter Wachstum zu erwarten. "Jeder der großen Services hat Rekordeinnahmen zu verzeichnen", betonte Cook. In Zukunft dürfte die Sparte also nur noch wichtiger werden.

Quellen: Apple, CNBC, Statista

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