Axel Voss ist CDU-Europapolitiker und Chef-Verhandler für die geplante EU-Urheberrechtsreform, die kommende Woche verabschiedet werden soll. Gegen das Projekt gibt es massive Proteste von zahlreichen Verbänden und Gruppen, entsprechend ist Voss ohnehin schon eine Zielscheibe für Kritik. Nun kommt auch noch Spott und Häme dazu, denn der 55-Jährige hat in einem Interview mit "Vice" einige Wissenslücken offenbart. Und das Netz hat darauf reagiert, wie das Netz in so einem Fall eben reagiert.
Aber von vorn. Kritiker der geplanten EU-Reform befürchten, dass diese das freie Internet beschneiden würde. Geplant ist nämlich, dass Betreiber selbst verantwortlich wären, wenn urheberrechtlich geschütztes Material auf ihren Seiten gepostet wird. Experten sind sich einig, dass dies lediglich mit sogenannten Uploadfiltern möglich wäre, also Programmen, die das Material bereits beim Hochladen kontrollieren und bei Bedarf sperren. Experten sind sich genauso einig, dass dabei auch Inhalte blockiert würden, die eigentlich nicht blockiert werden müssten. Nicht wenige befürchten Zensur. Insbesondere Parodien, Remixe oder Memes könnten so zu Unrecht vom Raster erfasst werden, heißt es.

Nun hat Chef-Verhandler Voss, der sein Projekt unbedingt und auch gegen den Widerstand durchdrücken will, eben jenes im Interview mit "Vice" verteidigt. Darin behauptet er zunächst, dass man den Befürchtungen zu Memes und Co. mit Ausnahmeregelungen begegnen will und dass das funktionieren werde. Auf erneute Nachfrage sagt er dann zwei Sachen, die für besonders viel Spott sorgen: Zum einen räumt er ein, dass das alles vielleicht doch "nicht 100 Prozent funktioniert", weil: "Ich bin kein Techniker und kann Ihnen auch nicht erklären, ob man Remixe dann wirklich so gut unterscheiden kann." Zum anderen sagt er: "Aber bei Google, da gibt's ja noch die Seite, wo man Memes anklicken kann, eine richtige Rubrik." Und er präzisiert auf Nachfrage: "Ja, da kann man richtig draufklicken. Memes. Das heißt, irgendwas muss doch da dran sein, dass man solche Memes erkennt!"
Vor allem auf Twitter musste Voss daraufhin einiges einstecken. Die Nutzer werfen ihm vor, Fragen nach der konkreten Umsetzbarkeit seiner Pläne damit abgebügelt zu haben, "kein Techniker" zu sein. Aber vor allem machen sie sich darüber lustig, dass er eine Google-Rubrik erfunden hat, die es so nicht gibt. Bei den von ihm angesprochenen "Memes" – die kurioserweise angezeigt werden, wenn man Axel Voss googelt – handelt es sich nämlich lediglich um suchverwandte Vorschläge, die über den Ergebnissen angezeigt werden.
Prompt machte sich SPD-Politiker Timo Wölken, ebenfalls mit der EU-Reform beschäftigt, über seinen Kollegen lustig und twitterte: "Habe gerade auf #google die Rubrik #memes gesucht. Hat sie jemand gefunden?" Daraufhin nahm die Sache erst richtig Fahrt auf, weil der offizielle Account "CDU/CSU in Europa" Screenshots von oben erwähnten suchverwandten Vorschlägen postete und besserwisserisch schrieb: "Da kennt sich @AxelVossMdEP wohl doch besser aus als @woelken. Google kann in seiner Suche #Memes ziemlich gut rausfiltern.#servicetweet"
Selbst aus der eigenen Partei gab es dafür Spott. CDU-Mann Matthias Hauer twitterte "Könnte die heute-show bitte den Twitter-Account der @CDU_CSU_EP wieder freigeben? Anders sind solche Tweets nicht zu erklären..."
Tatsächlich kann Google Memes erkennen und sammeln, sowohl unter den oben genannten Suchwörtern als auch direkt in der Bildersuche, etwa wenn man Memes zu einem Suchbegriff dazu eingibt. Mit seinem Argument hat Voss also streng genommen Recht. Freilich handelt es sich dabei aber nicht um eine eigene Google-Rubrik. Zudem sind weite Teile des Internets nicht unbedingt für Diskussionen auf der Sachebene bekannt. Und so wurde der Hashtag #axelsurft kreiiert, "damit alle, die nach 'Axel Voss' suchen, Dinge aus einer Vergangenheit finden, in der Axel Voss das letzte mal online war". Eine Auswahl:
Und den vielleicht lustigsten Einfall dazu hatte das Satireportal "Der Postillon":
Quellen: "Vice" / Europarl.europa.eu / Twitter