Geplatzter Milliarden-Deal Twitter verklagt Elon Musk wegen Vertragsbruchs – und wirft ihm "Heuchelei" vor

Es ist Aus zwischen Twitter und Tech-Milliardär Elon Musk
Es ist Aus zwischen Twitter und Tech-Milliardär Elon Musk
© Olivier Douliery / AFP
Twitter hat den Tech-Milliardär Elon Musk nach dessen Rückzug aus der Übernahmevereinbarung verklagt. Kurz zuvor hatte Musk den Milliarden-Deal mit der Plattform platzen lassen.

Twitter hat den High-Tech-Milliardär Elon Musk nach dessen Rückzug aus der Vereinbarung zur Übernahme des Kurzbotschaftendienstes verklagt. Die Online-Plattform wirft Musk Vertragsbruch vor und will ihn gerichtlich zu einem Vollzug des Kaufs zwingen, wie aus der am Dienstag an einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware eingereichten Klage hervorgeht. Musks Begründung für einen Rückzug aus dem im April vereinbarten Milliarden-Deal sei "Heuchelei", erklärte Twitter weiter.

Der Gründer des Elektroautobauers Tesla und reichste Mensch der Welt hatte die geplante Übernahme von Twitter für einen Preis von 44 Milliarden Dollar am vergangenen Freitag wegen angeblich "falscher und irreführender" Angaben des Kurzbotschaftendienstes platzen lassen. Er wirft Twitter insbesondere falsche Angaben über die Zahl von Spam- oder Fake-Konten auf der Plattform vor.

Elon Musk hatte Twitter-Deal zuvor platzen lassen

Der Twitter-Verwaltungsrat hatte umgehend erklärt, vor Gericht ziehen und Musk mit juristischen Mitteln zu einem Vollzug des Kaufs zwingen zu wollen. Nun reichte das Unternehmen die angekündigte Klage vor einem auf geschäftliche Auseinandersetzungen spezialisierten Gericht in Delaware ein.

"Musks Verhalten bestätigt schlicht und ergreifend, dass er aus dem verbindlichen Vertrag entkommen will, den er aus freien Stücken unterzeichnet hat, und dass er dabei Twitter schädigen will", heißt es in der Klage. "Twitter hat infolge der Verstöße des Beschuldigten irreparable Schaden erlitten und wird weiter irreparablen Schaden erleiden."

Twitter führt Musks Vorgehen auf den Abschwung am Aktienmarkt zurück, durch den sowohl der Wert von Twitter als auch Musks Vermögen geschrumpft sei. Die Kaufvereinbarung halte aber fest, dass eine solche Entwicklung ein von Musk zu tragendes Risiko und kein Grund für einen Ausstieg sei. Das Anzweifeln der Schätzungen zur Zahl der Fake-Accounts und Forderungen nach mehr Daten dazu stellt Twitter in der Klageschrift als Versuch dar, einen Vorwand zur Aufkündigung des Deals zu schaffen. So habe Musk eingeräumt, er habe eine ausführliche Erklärung von Twitter zur Methode der Schätzung nicht gelesen. Und auch Musks wortloser Tweet mit einem Kothaufen-Emoji, mit dem er auf öffentliche Erläuterungen von Twitter-Chef Parag Agrawal reagierte, schaffte es in die Klageschrift.

Das Gericht wird nun darüber entscheiden müssen, ob Musk sich aus der Vereinbarung zurückziehen darf oder nicht. Der Multimilliardär und Twitter hatten in ihrer Vereinbarung eine Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde Dollar – rund eine Milliarde Euro – festgeschrieben, wenn sich eine Partei zurückzieht.

Musk und Twitter hatten sich im April auf eine Übernahme der Online-Plattform durch den ebenso gefeierten wie umstrittenen Unternehmer geeinigt. Musks Rückzug aus der Vereinbarung dürfte eine lange und kostspielige Justizschlacht nach sich ziehen.

AFP
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