Kolumne - Neulich im Netz Cebit 2004: Zur Hölle mit dem Elektroschrott

Auch diesmal werden sie wieder das Blaue vom Himmel versprechen. Dass dies und das und auch das andere endlich funktioniert. Tut es aber nicht. Und wird es wohl auch niemals tun.

Auch diesmal werden sie wieder das Blaue vom Himmel versprechen. Dass dies und das und auch das andere endlich funktioniert. Tut es aber nicht. Und wird es wohl auch niemals tun.

Ein Beispiel: Ein Computer, ein Router, ein Internetanschluss. Kabellos. Das nennt sich WLAN und simuliert ein drahtloses Netzwerk. Tatsächlich aber ist es ein einziger Betrug, weil der Dreck nicht einmal die Verpackung wert ist. Ein Beispiel: Angeblich stabiler Funkverkehr über eine Entfernung von rund 200 Metern. Wenn man 90 Prozent sinnfreiem Marketinggefasel zurechnet, müsste immerhin über 20 Meter gefunkt werden können.

Tatsächlich aber schafft es der Markenherstellerramsch nicht einmal fünf Meter für einige Minuten störungsfrei miteinander zu verbinden. Totalausfall, wenn ein Mensch daher kommt mit einem Handy in der Jacke. Totalausfall, wenn ein schnurloses Telefon unschuldig auf dem Schreibtisch liegt. Totalausfall, wenn ein Babyphone im Raum nebenan steht. Totalausfall selbst dann, wenn ein Mensch es wagt, sich zwischen Sender und Empfänger zu stellen. Der Standard-E-Mail-Ordner kann nicht geöffnet werden. Der Informationsspeicher steht nicht zur Verfügung. Die Netzwerkverbindung kann nicht hergestellt werden. Willkommen im kabellosen Zeitalter.

Thomas Hirschbiegel

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Erst der Käufer erarbeitet die Marktreife

Halbfertiger Elektroschrott, hastig auf den Markt geworfen und den Verbraucher als billiges Testvieh missbraucht. Dessen Fehlersuche und -analyse war und ist von unschätzbarem Wert. Schließlich machen begeisterte, enttäuschte, fachkundige oder einfach nur neugierige User so die eigentliche Marktreife eines Produkts überhaupt erst möglich.

Es gibt kein Paradies

Und das Beste daran: Für die Hersteller ist das alles gratis. Keine Kosten für hochbezahlte IT-Spezialisten, stattdessen wird der Aufwand nach draußen verlagert. Dahin, wo es den Unternehmen nicht weh tut. Wobei der Ärger mit manch wütendem User entspannt einkalkuliert ist. Und ein bisschen Unzufriedenheit ist ja irgendwie auch normal. Wo käme man denn auch hin, wenn alle zufrieden wären? Das wäre das Paradies. Das es bekanntlich ja nicht gibt - jedenfalls nicht für Windows-User. Aber auch der Rest hat nicht viel zu lachen. Das Netzwerkkabel wurde entfernt. Der lokale Gerätename wird bereits verwendet. Diese Verbindung wurde nicht wiederhergestellt.

Es soll übrigens Menschen geben, die unter solchen Bedingungen konstruktiv und vor allem konzentriert zu arbeiten versuchen. Das geht nicht. Deshalb kostet es Zeit und Nerven, kurzum, Kraft und Energie, die andernorts wirklich produktiv genutzt werden könnte. Möchten sie stattdessen den Standardordner des Dateisystems öffnen? Klicken sie auf Netzwerkeinstellungen überprüfen, um die Überprüfung durchzuführen.

<a class="link--external" href="mailto:stern@ha-net.de">Thomas Hirschbiegel</a>

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