Kolumne - Neulich im Netz Internet-Gebühren: Onkel Otto und die Kohle

Für internetfähige Computer werden ab 2007 Rundfunk-Gebühren fällig. Zumindest planen das die Ministerpräsidenten. Davon profitieren sollen die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten mit ihren ungezählten Programmen - im Fernsehen, Hörfunk und eben Internet. Doch das war erst der Anfang. Jetzt wird erst richtig nachgedacht. Die nächste Steuer kommt bestimmt - eine gewagte Prognose.

Wer braucht noch Rundfunkgebühren, wenn es eine Rundfunksteuer gibt? Und zwar eine Steuer für alle, also immer in der Annahme, dass eh jeder glotzt, hört oder surft. Hast Du Internet, hast Du Rundfunk. Also zahlst Du. Haben alle, zahlen alle. So einfach ist die Welt. Damit die Öffentlich-Rechtlichen auch morgen noch kräftig in Volksmusik, Schleichwerbung und Talkshows beißen können.

Das alles wird nicht reichen. Spätestens, wenn ARD und ZDF tatsächlich mit der Verwaltung des Internets Ernst machen, muss Geld her, sonst, so wird argumentiert werden, werde die Verfassung mit Füßen getreten und mit ihr die ständige Rechtsprechung des höchsten deutschen Gerichts. Geld muss also her, viel Geld. Wie das ZDF mit Gebühren umgeht, zeigen uns die Mainzelmännchen.

Achtung, Achtung!

Und schon gibt es erste Vorschläge (Achtung: Ironie), die angeblich auf einer Krisensitzung der Intendanten in Schottland (Achtung: starke Ironie) besprochen worden sein sollen. So soll die Gebührenpflicht spätestens 2010 (Achtung: Spekulation) in Multiplikatoren (Achtung: Kunst) klassifiziert werden. Wer beispielsweise schon tagsüber in die Röhre schaut, erhält den Faktor 1,5, zahlt also mehr als ein Manager (0,9), der nur die Nachrichten schaut. Kinder werden wegen fehlender Kaufkraft mit einer 1,4 belegt, Angestellte der Rundfunkanstalten, ihre Verwandten und 100 besten Freunde sowie deren direkte Nachbarn hingegen erhalten die 0,7. Sonderregelungen gibt es für Alkoholiker (1,7) und Inkontinenzpatienten (1,4), weil sie so oft den Bildschirm in der Werbepause verlassen.

Guido Augustin

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Außerdem werden Rahmenbedingungen künftig stärker berücksichtigt. Weil die Ausstrahlung von TV-Programm in den Bergen aufwendiger ist, wird ab 800 Metern Höhe ein Gipfelgroschen fällig, gleiches gilt für Inselbewohner und Förster. Männliche Bewohner von Mainz und Umland zahlen eine Mainzelmännchensteuer, im Sendegebiet des NDR werden Antjes deutscher Staatsbürgerschaft zur Kasse gebeten, wer in Hessen Onkel wird, zahlt ebenso wie ein Otto; wird gar ein Otto ein Onkel Otto, ist eine einmalige Extragebühr fällig. Nur im Sendegebiet des SWR sollen Gehörnte kostenlos davonkommen. So ließe sich die von höchstrichterlicher Stelle geforderte "Bestands- und Entwicklungsgarantie" endlich verwirklichen.

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