Eine E-Mail mit dem Betreff "Building Twitter 2.0 Together" ist die erste offizielle Ansprache der neuen Twitter-Chefin Linda Yaccarino an ihr Team und die Öffentlichkeit. Am Montag verschickte sie die Nachricht an alle, die nach den zahlreichen Entlassungen seit der Übernahme durch Elon Musk noch geblieben sind. Mit ihrer Mail spricht sie vieles an, was Elon Musk schon zuvor proklamierte – allem voran den oft erwähnten "globalen Dorfplatz", den Musk in seinem sozialen Netzwerk sieht.
"Warum Twitter?" Linda Yaccarino gibt eine lange Antwort
Zu Beginn ihrer Mail beantwortet sie eine Frage, die ihr nach eigenen Angaben sehr oft gestellt wird. "Warum Twitter?" Sie holt aus: "Von der Weltraumforschung bis hin zu Elektrofahrzeugen – Elon wusste, dass diese Branchen einen Wandel brauchten, also hat er es getan. In letzter Zeit wird immer deutlicher, dass auch der globale Dorfplatz eine Veränderung braucht, um die Zivilisation durch den ungefilterten Austausch von Informationen und den offenen Dialog über die Dinge, die uns am wichtigsten sind, voranzutreiben."
So weit keine Neuigkeiten. Sie versucht im Anschluss, ihre Idee des besagten Dorfplatzes auszuführen. "Haben Sie sich schon einmal mit jemandem unterhalten, der besonders aufschlussreich ist, und gedacht: "Du bist brillant – jeder sollte die Chance bekommen, das zu hören. Oder: Ich lerne so viel von dir – können wir das wiederholen? Oder vielleicht ist es so einfach wie: Du solltest die Freiheit haben, deine Meinung zu sagen. Das sollten wir alle."
Sie kündigt an: "Hier kommt Twitter 2.0" – auch das ist bekannt, denn so nannte Musk das Projekt in einer internen E-Mail an alle Beschäftigten, die er kurz nach der Übernahme der Plattform verschickte.
Weiter heißt es: "Twitter hat sich zum Ziel gesetzt, die weltweit genaueste Echtzeit-Informationsquelle und ein globaler Kommunikationsplatz zu werden. Wir stehen kurz davor, Geschichte zu schreiben – und das ist kein leeres Versprechen. Das ist UNSERE Realität."
Yaccarino kann nicht nur nach vorne schauen
Es folgt eine wortgewaltige Ansprache an die Mitarbeiter, die in den vergangenen Monaten keinen besonders angenehmen Wandel hinter sich gebracht haben. Zur Erinnerung: Es wurden Büros leergeräumt, Flächen aufgekündigt, Hausmeisterdienste abbestellt und sämtliche Annehmlichkeiten der Vergangenheit gestrichen. Zudem hat sich Twitter durch die Kündigungen und nicht bezahlte Rechnungen einige Klagen ins Haus geholt, die unter der Leitung von Yaccarino noch zu klären sein werden.
Sie schaut indes nach vorne und schreibt: "Wenn Sie damit beginnen, diese kraftvolle Vision in Ihre Arme zu schließen, ist buchstäblich alles möglich. Man muss wirklich daran glauben – und hart dafür arbeiten. Und in diesem Moment der völligen Neuerfindung haben wir die Möglichkeit, über die Grenzen hinweg zu wirken, neue Partnerschaften einzugehen, neue Stimmen zu feiern und gemeinsam etwas aufzubauen, das die Welt verändern kann. Und soweit ich das bisher beurteilen kann, sind Sie alle dafür wie geschaffen."
Ihre Ansprache enthält keine handfesten Informationen, wie es dem Unternehmen aktuell geht, was konkret als nächste Aufgabe ansteht und wie sie plant, Twitter nach dem chaotischen Kahlschlag wieder in ruhiges Fahrwasser zu manövrieren.
Aber dafür hängt sie gleich eine Liste von unklaren Aufgaben an: Man müsse groß denken, sich transformieren und alles gemeinsam tun. Denn, so die CEO: "Es ist selten, dass wir die Chance haben, jedem Menschen, jedem Partner und jedem Content-Creator auf diesem Planeten eine neue Zukunft in die Hand zu geben."
Sie schließt die Mail mit den Worten: "Genau aus diesem Grund bin ich hier – mit Ihnen allen."
Linda Yaccarino veröffentlichte ihre Mail auch via Twitter. Musk, obwohl derzeit ausgesprochen aktiv auf seiner Plattform, reagierte bislang nicht.