Beliebter Cartoonist Ralph Ruthe verkündet seinen Abschied von Twitter: "Das alles hier ist eine unglaubliche Shitshow geworden"

Cartoonist und Comedian Ralph Ruthe
Cartoonist und Comedian Ralph Ruthe
© Future Image / Action Press
Seit Elon Musk die Plattform Twitter übernommen hat, wurde der Ton dort rauer. Für den Comedian und Cartoonisten Ralph Ruthe, der seit 2011 getwittert hat, ist nun der Zeitpunkt gekommen, zu gehen.

Seit Jahren schon ist Ralph Ruthe aus dem deutschen Twitter-Kosmos nicht wegzudenken: Tausende Menschen mögen seine mal amüsanten, mal sehr direkten Gedanken, die er dort freimütig äußert. Der Cartoonist und Comedian musste sich zwar auch schon Spott dafür anhören, dass er beispielsweise verriet, seine geliebte Kaffeemaschine mit in den Urlaub zu nehmen, nahm diese Art von Twitter-Neckereien aber immer entspannt hin.

Hauptberuflich zeichnet der 50-Jährige knollennasige Cartoonfiguren für das "Mad"-Magazin und für viele andere Zeitungen. Seine Reihe "Shit happens!" kennen vermutlich die allermeisten Deutschen. Auf Twitter aber ist Ruthe eher Mensch als Cartoonist und plaudert größtenteils einfach aus seinem Leben. Das gefällt mehr als 600.000 Menschen, die ihm dort folgen und seine Tweets gern lesen. Damit ist nun allerdings Schluss: Ruthe verkündete, Twitter zu verlassen.

Ralph Ruthe postet Statement

Grund dafür ist die Art, wie die Kurznachrichtenplattform sich seit der Übernahme durch Elon Musk verändert hat. "Ihr wisst es selbst: Diese Plattform ist ungesund. Inhalte von Querdenkern und Faschisten werden retweetet, um sich über sie zu echauffieren, ihren Themen und Gedanken wird dadurch zusätzlich Reichweite gegeben – ich hab das bis letztes Jahr selbst viel zu oft auch gemacht", beschreibt Ralph Ruthe die aktuelle Lage dort. "Leute, die in der realen Welt viele Gemeinsamkeiten finden, sich konstruktiv austauschen und einiges zusammen bewegen könnten, bewerfen sich öffentlich gegenseitig mit Dreck. Auf keiner anderen Plattform ist die Aufregung so schnell so groß und laut."

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Dabei hat sein Account einen der derzeit viel diskutierten blauen Haken – das Zeichen, dass der Nutzer für Musks Abo-Modell "Twitter Blue" bezahlt. Zumindest meistens, denn in den vergangenen Tagen haben viele größere Twitter-Kanäle den blauen Haken einfach so, ohne Abo oder Erklärung, zurückbekommen. Auch der stern. Ralph Ruthe aber erklärt, dass er das Abo nur abgeschlossen habe, weil dadurch die Zwei-Faktor-Authentifizierung, mit der ein Nutzer sein Konto besser gegen Hacker absichern kann, deutlich einfacher ist.

Twitter mache so keinen Spaß mehr

Gern, so schreibt der Cartoonist weiter, hätte er nach seinem Abschied seinen Account und damit seine große Reichweite jemandem überlassen, der etwas Gutes damit anfangen könnte, einer NGO etwa. "Sowas lässt Elon nicht mehr zu", klagt er. "Das alles hier ist eine unglaubliche Shitshow geworden."

Seine Zusammenfassung der aktuellen Stimmung auf Twitter: "Das Lesen meiner Timeline fühlt sich an, wie auf einem Schulhof zu stehen, wo sich die Hälfte gegenseitig anbrüllt, während dazwischen einige Menschen sehr wichtige und kluge Dinge sagen, ihnen aber niemand zuhört, und im Hintergrund versuchen Zombies über die Mauern aufs Gelände zu kommen."

Ralph Ruthe wechselt zu Mastodon

Seit einer Weile bekommen Nutzer, die Elon Musks Abo erworben haben, mehr Reichweite als "normale" Accounts. Auch in den Diskussionen unter Tweets werden ihre Beiträge stets zuerst angezeigt. Da bisher vor allem Menschen mit eher radikalen Standpunkten "Twitter Blue" nutzen, wurde der Ton seither tatsächlich schärfer. "Ich habe auf Twitter viele interessante und wunderbare Menschen kennengelernt und anschließend auch im echten Leben getroffen. Bis zur Übernahme von Musk habe ich es sehr gemocht – das lag an euch", schreibt Ruthe seinen Followern. Jetzt aber mache es keinen Spaß mehr.

Ein paar Tage wolle er noch auf Twitter bleiben, dann wechsele er zur konkurrierenden Plattform Mastodon. Für einen solchen Schritt hatte zuvor auch schon beispielsweise der Showmaster Jan Böhmermann kräftig geworben.

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