Das Video ging viral wie ein Lauffeuer - so weit funktionierte der Plan der Tiktokerin Dolly. Doch statt von ihren 11,5 Millionen Followern gefeiert zu werden, gab es plötzlich Ärger mit Umweltschützern und der Polizei: Die pakistanische Influencerin hatte mit dem Feuer gespielt - und für einen Clip ein Wildfeuer ausgelöst.
Eine Botschaft oder tiefsinnigere Gedanken steckten nicht hinter der Aktion. "Wo ich auch gehe, steigen die Flammen", hieß es in der Beschreibung des mittlerweile gelöschten Clips. Im wallenden Kleid geht die mit bürgerlichen Namen Humaira Asghar genannte Influencerin einen Hügel hinab, während hinter ihr die Böschung in Flammen steht. Kurz danach klickten allerdings die Handschellen.
Wildfeuer als Tiktok-Spektakel
Denn der Hügel ist Teil des Margalla Waldes, einem Nationalpark am Fuße des Himalayas. Die Polizei habe deswegen einen Fall gegen die Influencerin eröffnet, bestätigte ein Sprecher der örtlichen Polizeibehörde. Ihr wird vorgeworfen, den Brand gelegt und damit gegen ein Gesetz zum Schutz von Wildfeuern und Umweltschutzgesetze verstoßen zu haben, berichtet der lokale Nachrichtendienst "The News". Besonders dramatisch ist der Brand, weil einerseits gerade die Brutsaison vieler der nur im Margalla Wald beheimateter Vögel ist. Erschwerend kommt andererseits aber hinzu, dass der indische Subkontinent dieses Jahr unter einer gewaltigen Hitzewelle ächzt, durch die die Fauna in der Trockensaison aktuell einer besonders hohen Gefahr für die Ausbreitung kleiner Feuer ausgesetzt ist.
Dolly gibt sich indes uneinsichtig. Es tue "doch niemandem weh, Videos zu drehen", erklärte sie in einem Nachfolgeclip. Die Verantwortung für den Brand weist sie von sich. Das Feuer habe schon gebrannt, als sie und ihr Team dort angekommen seien, behauptet sie. Tiktok sah das anders. In einem Statement nannte das Unternehmen den Clip hochproblematisch, er werbe für "gefährliche" und "illegale" Handlungen, so die Plattform.
Gefährlicher Trend
Dolly ist allerdings nicht die einzige Social-Media-Persönlichkeit, die ihre Clips mit Wildbränden spektakulärer machen wollte. Laut "The News" hatte es in den letzten Tagen gleich mehrere Fälle gegeben, in denen Tiktoker sich vor brennender Natur inszenierten. Ein junges Paar filmte sich sogar dabei, wie sie das Feuer legten. Ein anderer Tiktoker war in Abbottabad wegen Brandstiftung von Wildhütern festgenommen worden.

Natürschützer reagieren entsetzt. "Das ist ein verstörender und desaströser Trend auf Tiktok", schrieb die Umweltaktivistin Rina Khan Satti bei Twitter. Auf der Jagd nach Followern würden diese ausgerechnet in der gefährlichsten Jahreszeit Feuer legen. "In Australien gibt es dafür lebenslange Haftstrafen! Wir müssen dringend ähnliche Gesetze einführen", fordert sie.
Die Anzahl der Follower dürften solche Aktionen in Zukunft eher nicht mehr erhöhen. Diese Art von Inhalten sei bei Tiktok verboten, stellte der Dienst in dem Statement klar. "Wir arbeiten hart daran, solche Inhalte zu entfernen, einzuschränken und als gefährlich zu labeln."