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Provider stellen sich quer Apple SIM: Die komplizierte Vereinfachung

Eigentlich wollte Apple das Ende der SIM-Karte, doch die Provider nehmen den Machtverlust nicht so einfach hin.
Eigentlich wollte Apple das Ende der SIM-Karte, doch die Provider nehmen den Machtverlust nicht so einfach hin.
© colourbox.de
Mit der programmierbaren SIM-Karte wollte Apple den Anbieter-Wechsel vereinfachen. Leider lag das nicht im Interesse der Provider - sie legen Apple und den Kunden Steine in den Weg.

Als Apple vor zwei Wochen die neuen iPads vorstellte, erwähnte der Konzern eines von deren Features gar nicht. Erst in den Beschreibungstexten fand sich die potenziell revolutionäre Neuerung: Apples neue Tablets bringen eine umprogrammierbare SIM-Karte mit. Mit der Apple SIM genannten Karte greift der Konzern eine Institution des Mobilfunkes an, denn bisher war die Karte stets an einen Anbieter gebunden. Bei der Apple SIM soll der Nutzer schlicht in einem Menü entscheiden, bei welchem Anbieter er welchen Vertrag haben möchte, der Wechsel der SIM-Karte entfällt. Apple möchte so vermutlich den Kunden gegenüber den Telekommunikations-Unternehmen stärken und vielleicht sogar in Zukunft den SIM-Kartenschacht entfallen lassen. Womit Apple aber wohl nicht gerechnet hat, ist die Reaktion der Provider: Die machen die geplante Vereinfachung des Vertragswechsel mit ihren ganz eigenen Bedingungen wieder deutlich komplizierter.

Denn bei den Anbietern stößt die Neuerung nur auf geringe Gegenliebe, die Kunden sollen aus ihrer Sicht gar nicht unbedingt den Vertragswechsel erleichtert bekommen. Vielleicht auch deshalb bietet in Deutschland kein einziger Anbieter die Funktion an. Weltweit sind es gerade einmal vier: drei in den USA und einer in Großbritannien. Ob die Funktion in Zukunft auch nach Deutschland kommt, ist fraglich: Die deutsche Telekom etwa hat bereits ausgeschlossen, die Apple SIM zu unterstützen. Zu groß ist wohl die Angst vor zu flexiblen Kunden. Doch auch in den USA funktioniert die Apple SIM nicht ganz so einfach, wie von Apple beworben.

Chef von T-Mobile USA zeigt Probleme auf

John Legere, der Chef von Telekoms US-Tochter T-Mobile USA, wies in einer Reihe von Tweets unlängst auf die problematische Umsetzung der Apple SIM bei den anderen US-amerikanischen Anbietern hin. Konkurrent AT&T etwa bietet die Apple SIM zwar an und erlaubt auch die Freischaltung von direkt bei Apple gekauften Geräten. Doch ist die SIM einmal aktiviert, ist sie an AT&T gebunden. Der von Apple beworbene Wechsel ist schlicht nicht möglich, der Kunde braucht eine neue Karte. Der Vorteil der Apple SIM entfällt damit.

Beim Anbieter Sprint wiederum muss für die Nutzung in deren Netzwerk die IMEI des Gerätes in einer Datenbank bei Sprint eingetragen sein. Als IMEI bezeichnet man die eindeutige Gerätekennung von Mobilfunkgeräten. Kauft der Kunde das iPad bei Sprint ist das kein Problem, Geräte aus anderen Quellen müssen aber erst durch einen Anruf bei Sprint gemeldet werden - der beworbene vereinfachte Vertragsabschluss funktioniert dann also gar nicht. Ist das Gerät erst einmal registriert, kann man allerdings einfach hin und her wechseln - sofern der Vertrag das zulässt.

Die Tweets müssen natürlich als Werbung für T-Mobile gelesen werden, schließlich rühmt Legere T-Mobile als einzigen Anbieter in den USA, bei dem die Apple SIM funktioniert wie beworben. Trotzdem muss Apple die aufgezeigten Probleme ernst nehmen. Sie zeigen, dass die Apple SIM nicht zur gehofften Vereinfachung der SIM-Karten-Situation führt. Müssen sich die Kunden erst langwierig informieren oder doch separat beim Anbieter melden, entfällt der Hauptgrund für die Nutzung der Karte. So kompliziert ist der Wechsel einer SIM-Karte dann nämlich doch nicht.

Malte Mansholt

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