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Apples iPad Air 2 im stern-Test Dünner, schneller - besser?

Das iPad Air 2 ist das dünnste Tablet der Welt. Doch wie gut schlägt sich der Apple-Flachmann im Alltagstest? Wir haben ihn und das neue iPad Mini 3 ausprobiert und sagen, für wen sich ein Kauf lohnt.
Von Christoph Fröhlich

Auf den ersten Blick sieht das neue iPad Air 2 dem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich: Das Tablet ist genauso hoch und breit wie das Modell der vorherigen Generation und hat den gleichen hochauflösenden Retina-Bildschirm. Doch betrachtet man die beiden Tablets nicht von oben, sondern von der Seite, erkennt man einen Unterschied: Das iPad Air 2 ist dünner als der Vorgänger.

Apple hat seinen Luftikus, der im vergangenen Jahr die ganze Tablet-Branche aufwirbelte, noch einmal aufgemotzt und mit dem iPad Air 2 das "dünnste Tablet der Welt" auf den Markt gebracht. Doch geht das geringe Gewicht zu Lasten der Akkulaufzeit? Und macht sich das dünnere Gehäuse im Alltag überhaupt bemerkbar? Wir haben das iPad Air 2 auf Herz und Nieren getestet und sagen, für wen sich der Kauf lohnt.

Verarbeitung und Design

Das neue iPad Air 2 ist 6,1 Millimeter schlank, der Vorgänger war 7,5 Millimeter dick - das entspricht einer Ersparnis von 18 Prozent. Statt 478 Gramm bringt unsere getestete LTE-Version nur noch 447 Gramm auf die Waage. Ein Unterschied von knapp 30 Gramm, der im täglichen Gebrauch aber kaum auffällt. Hält man beide Geräte mit verbundenen Augen in der Hand, kann man sie nicht unterscheiden. Das eingesparte Gewicht ist nett, aber eben nur Feinschliff. An der Verarbeitung gibt es wie immer nichts zu meckern: Nichts wackelt oder knarzt, Spaltmaße gibt es nicht. Die Verarbeitung ist auf Top-Niveau, das darf man für einen Preis ab 489 Euro allerdings auch erwarten.

Ein paar optische Details grenzen die erste von der zweiten Generation ab: Am neuen Modell fehlt etwa der seitlich angebrachte Kippschalter, mit dem man bisher die Bildschirmausrichtung regulierte. Wer den Schalter zum Stummschalten genutzt hat, muss sich nun mit einem Trick behelfen: Entweder hält man die Lautstärke-Leiser-Taste gedrückt oder man deaktiviert den Ton im Kontrollcenter, das sich mit einem Wisch von unten schnell auf den Bildschirm holen lässt.

Die zweite optische Neuerung ist der glänzende Ring um den Home-Button: Das ist der Fingerabdrucksensor TouchID. Legt man den eingescannten Finger auf den Ring, wird das Tablet direkt ohne Eingabe des PINs entsperrt. Es ist das Feature, auf das wohl die meisten Nutzer gewartet haben. Wie auch im iPhone 5S und 6 funktioniert der Scanner zuverlässig und erkennt bis zu fünf verschiedene Finger.

Display und Sound

Beim 9,7-Zoll-Bildschirm ist die Auflösung gleich geblieben - sie beträgt 2048 x 1536 Pixel -, das Display spiegelt nun aber weniger. Möglich wird das durch ein neues Fertigungsverfahren: Der Bildschirm besteht nun nicht mehr aus drei Schichten (Displayglas, Touchsensor, LCD), zwischen denen jeweils Luft war, sondern einer einzigen Schicht. Dadurch werden störende Reflexionen im Glas minimiert. Außerdem hat Apple eine spezielle Antireflexionsschicht aufgebracht.

Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger spiegelt das Display des Air 2 tatsächlich weniger. Laut Apple gibt es 58 Prozent weniger Reflexionen. Das klingt nach mehr, als es in der Realität wirklich ist: Im direkten Sonnenlicht muss man nach wie vor den Helligkeitsregler hoch drehen, um etwas zu erkennen. Bei der Blickwinkelabhängigkeit erreicht das Air 2 - wie schon die Vorgänger - eine sehr gute Ablesbarkeit. Auch beim Display gilt also: Mehr Evolution statt Revolution.

Eine leichte Verbesserung gibt es beim Sound. Die zwei Lautsprecherreihen am unteren Rand sind wie beim iPhone 6 nur noch ein- statt zweireihig, fallen dafür aber größer aus. Der Ton klingt dadurch kräftiger, Bässe sind druckvoller. Überragend ist der Ton immer noch nicht, aber besser als bei den meisten Tablets.

Rechenpower und Akkulaufzeit

Die Rechenpower des iPad Air 2 ist beeindruckend: Der neue A8X-Chip spielt nicht nur jedes von uns getestete Spiel - darunter den grafisch anspruchsvollen Racer Asphalt 8 - flüssig ab. Er lässt in diversen Benchmark-Tests auch das iPhone 6 Plus weit hinter sich. Im Test-Programm Geekbench erreicht das Air 2 im Multi-Core-Betrieb 4500 Punkte, während beim iPhone 6 Plus bei knapp 2900 Schluss ist. Der Prozessor ist im Vergleich zum ersten iPad Air 40 Prozent schneller, die reine Grafikleistung sogar zweieinhalb Mal schneller.

Apps starten auf dem iPad Air 2 quasi ohne Ladezeiten, nervige Verzögerungen gibt es nicht. Wer mit seinem iPad Videos schneidet, Bilder bearbeitet oder 3D-Modelle berechnet, wird tatsächlich einen Mehrwert feststellen können. Beeindruckend ist etwa, dass das iPad Air 2 mit der Software "Replay" quasi in Echtzeit Effekte in hochauflösendes Bildmaterial editieren kann. Für den Großteil der User dürfte der Geschwindigkeitszuwachs jedoch unerheblich sein: Auch das erste iPad Air kommt bei 3D-Games nicht ins Schwitzen. Doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auf den A8X-Prozessor optimierte Spiele im App Store zum Download bereitstehen.

Trotz der dünneren Bauweise und der höheren Rechenpower hält der Akku fast so lange durch wie beim Vorgänger - aber nur fast. Beeindruckte das iPad Air mit mehr als zwölf Stunden Videowiedergabe, ist bei der neuen Generation nach zehneinhalb Stunden Schluss. Die von Apple versprochenen zehn Stunden werden somit tatsächlich erreicht, die kleinere Batterie macht sich aber doch bemerkbar.

Kamera

Das erste iPad aus dem Jahr 2010 hatte keine Kamera, weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite. Warum auch, dachte sich Apple - wenn die Leute fotografieren wollen, greifen sie eben zum Smartphone. Doch die Menschen lieben es, mit ihrem iPad zu fotografieren. Das große Display eignet sich nicht nur zum Anschauen von Fotos, sondern ist für viele User auch der perfekte Sucher.

Das iPad Air 2 hat nun eine HD-taugliche Frontkamera und eine Acht-Megapixel-Rückkamera spendiert bekommen, die qualitativ zwischen iPhone 5 und iPhone 5S angesiedelt ist. Bei Tageslicht knipst das große iPad für ein Tablet erstaunlich scharfe, gute Fotos. Bei schlechten Lichtbedingungen gibt es aber ein deutliches Bildrauschen. Einen Blitz sucht man immer noch vergebens. Mehr als Schnappschüsse sind im Dunkeln kaum drin.

Nicht nur der Kamerasensor wurde verbessert, sondern auch die Software. Das iPad Air 2 unterstützt nun auch die vom iPhone 5S bekannten Slow-Motion-Aufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde. Auch die in iOS 8 eingeführte Zeitraffer-Funktion ist an Bord. Mit der Frontkamera kann man nun Burst-Aufnahmen machen: Dabei knipst das iPad mehrere Bilder pro Sekunde, das beste Foto wird anschließend ausgewählt.

iPad Mini 3

Noch ein paar Worte zum iPad Mini 3. Dort gibt es nur zwei neue Features: Den Fingerabdruckscanner TouchID und das goldene Gehäuse. Das war's. Alles andere - Gehäuse, Display, Prozessor - blieb unverändert, weshalb wir an dieser Stelle auf unseren Test vom Vorjahr verweisen.

Das lieblose Update ist etwas enttäuschend, wäre es doch für Apple ein Leichtes gewesen, auch im iPad Mini 3 das weniger spiegelnde Display oder zumindest den neuen A8-Prozessor vom iPhone 6 zu verbauen. Doch nach wie vor ist das iPad Mini das wohl beste und schickste Tablet im Mini-Format.

Fazit

Das iPad Air 2 ist zweifellos das beste iPad, das Apple je gebaut hat. Doch während das erste iPad Air eine komplette Generalüberholung war, ist die zweite Generation nur eine moderate Verbesserung. Neben dem mächtigen A8X-Prozessor ist der TouchID-Sensor ist das wohl bemerkenswerteste Feature des neuen iPads - und das kennen Apple-Fans bereits seit über einem Jahr.

Dennoch: Das iPad Air 2 kommt mit seiner extrem schlanken Bauweise und dem geringen Gewicht dem idealen Tablet verdammt nahe. Fraglich ist, wo es in Zukunft noch hingehen soll: Mit 6,1 Millimetern dürfte Apple bald an der Grenze des Machbaren angekommen sein. Und ganz ehrlich: Braucht man noch dünnere Tablets? Die meisten User würden sich vermutlich über eine deutlich längere Akkulaufzeit oder ein wasserdichtes Gehäuse mehr freuen.

Wer bereits ein iPad Air besitzt, kann sich den Neukauf sparen, solange man nicht unbedingt den Fingerscanner oder ein goldenes Gehäuse möchte. Auch Besitzer eines iPad 3 oder 4 können noch eine Generation abwarten, wenn sie sich an dem hohen Gewicht nicht stören. Für iPad-2-Besitzer lohnt sich der Umstieg definitiv: Das iPad Air 2 hat nicht nur das hochauflösende, leicht verbesserte Retina-Display, sondern ist auch deutlich schneller und leichter.

Das iPad Air 2 kostet in der Einstiegs-Variante mit Wlan und 16 Gigabyte Speicherplatz 489 Euro. Das Premium-Modell mit 128 GB und LTE kostet 809 Euro. Wer die Wahl hat, sollte zum 64-Gigabyte-Modell greifen: Für 100 Euro mehr bekommt man viermal so viel Speicher wie im Basismodell - zumal ein microSD-Slot zum Erweitern des Speichers nach wie vor fehlt.

Das iPad Mini 3 kostet in der Basisversion 389 Euro, für das Premium-Modell werden 709 Euro fällig. Wer auf den Fingerscanner verzichten kann, sollte zum iPad Mini 2 greifen: Das ist 100 Euro billiger und genauso schnell und groß.

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