Kabul Luftbrücke C-17 Wunder – wie konnte ein Jet für 150 Mann 640 Menschen retten?

Eine andere C-17 beim Start in Kabul.
Eine andere C-17 beim Start in Kabul.
© Uncredited/Verified UGC/AP/dpa / DPA
Die C-17 Globemaster kann 150 Soldaten transportieren, am Sonntag hob eine Maschine mit 640 Personen ab. Die Crew wollte die verzweifelten Zivilisten nicht mit Waffengewalt von Bord treiben. Das hohe Gewicht war nicht das größte Wagnis.

Die C-17 Globemaster ist eines der größten und leistungsfähigsten Lastflugzeuge der USA. Am Montag gingen die Bilder von Bord der RCH 871 um die Welt. Dichtgedrängt saßen 640 Personen am Bord des Frachtraums – konzipiert ist der Jet für den Transport von 150 Soldaten. Wie war das möglich, fragt man sich? Doch die technische Antwort ist ganz einfach: Für den regulären Transport von Truppen wird die C-17 bestuhlt. Dazu werden spezielle Module am Boden montiert. Die Soldaten sitzen quer zum Rumpf. Dann gibt es Sitzplätze für 150 Mann - das gewaltige Flugzeug kann aber schon im regulären Betrieb 77 Tonnen in die Luft heben. Und das Foto, das Defense One zuerst veröffentlicht hat, zeigt, wie es ging: Die 640 Menschen sitzen wie Sardinen zusammengepresst auf dem Boden – eben wie Ladung. Mitnehmen konnten sie maximal einen kleinen Rucksack. Die Maschine dürfte also nicht einmal Übergewicht gehabt haben.

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Das Flugzeug RCH 871 der 436th Air Wing hob am Sonntagabend in Kabul ab, der C-17-Jet sollte eigentlich Mitarbeiter der US-Botschaft an Bord nehmen. Die Mitnahme der Zivilisten war nicht geplant. Die Zivilisten liefen auf das Rollfeld und kletterten über die noch geöffnete Luke in die Maschine. Dieses Boarding war weder angeordnet noch erwünscht, doch die eingesetzten Soldaten hätten die Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, wohl nur mit scharfen Schüssen von dem so nahen rettenden Flugzeug fernhalten können.

Nachdem die Luke geschlossen war, war das Frachtflugzeug randvoll gefüllt. Anstatt zu versuchen, die Flüchtlinge mit Gewalt aus dem Flugzeug herauszubringen, "entschloss sich die Besatzung zu starten", sagte ein Verteidigungsbeamter zu Defense One. "Ungefähr 640 afghanische Zivilisten verließen das Flugzeug, als es am Zielort ankam." Die Crew selbst glaubte, es seien sogar 800, so Tondokumente von Bord.

Im Handbuch vorgesehen

Diese Art der Massenbeladung ist vorgesehen, wenn auch nicht mit diesen Mengen. Wenn die Maschine nicht bestuhlt ist, werden Gurte quer durch den Laderaum gespannt, die den Passagieren Halt geben. So wird verhindert, dass die Masse Mensch ins Rutschen kommt und die Passagiere sich gegenseitig erdrücken. Einmalig ist das Verfahren nicht, Im Jahr 2013 transportierte ein C17 auf diese Weise 670 Menschen auf den Philippinnen.

Die Maschinen der Luftbrücke der USA werden in der Luft betankt, das erhöht ihre Kapazität weiter, da sie in Kabul nicht voll aufgetankt starten müssen. Beim Start dürfte das Gewicht der Passagiere die geringste Sorge gewesen sein. In dem Chaos am Flughafen gelangten nicht registrierte Personen an Bord. Eine Befürchtung ist, dass sich Selbstmordattentäter unter die Zivilisten mischen und in den wartenden Massen am Flughafen oder hier sogar an Bord eines US-Flugzeuges eine Sprengladung zünden könnten.

Auch andere Piloten mussten am Montag schwere Entscheidungen treffen. Verzweifelte Afghanen klammerten sich am Fahrwerk der Maschine fest, die Piloten starteten dennoch durch.

Quelle: Defense One

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