Seit Kriegsbeginn belegen westliche Regierungen Russland, seine Politiker und Oligarchenfamilien mit harten Sanktionen. Für die Milliardäre bedeutet das oft, Luxus-Güter, die sich in Reichweite der Behörden befinden, werden eingefroren oder sogar beschlagnahmt – und allmählich auch verkauft. Das betrifft gigantische Villen in beliebten Küstenorten, teure Sportwagen, pralle gefüllte Konten und eben auch Jachten, die es nicht rechtzeitig aus bestimmten Gewässern geschafft haben.
Klagen der Oligarchen bisher erfolglos
So liegen wahre Prunkschiffe wie die "SY A" von Andrei Melnitschenko, die "Crescent" von Igor Setschin oder die "Royal Romance" von Wiktor Medwedtschuk seit Monaten an der Kette – oder in Trockendocks. Alleine der Wert der Schiffe dieser Fotostrecke beträgt mehr als 4,2 Milliarden US-Dollar. Um Platz Eins der teuersten Schiffe streiten sich die "Scheherazade", die angeblich Wladimir Putin selbst gehören soll, und die "Dilbar" von Alischer Usmanow.
Der Verlust der Schiffe geht nicht spurlos an den vermeintlichen Eignern vorbei. So klagten beispielsweise sowohl Usmanow als auch Melnitschenko und der ehemalige TUI-Großaktionär Alexei Mordaschow gegen die EU, man möge die aus Sicht der Oligarchen unfairen Sanktionen aufgeben, und Eigentumswerte freigeben. Bislang scheiterten sie alle. Ein ähnliches Schicksal erleidet auch der wohl bekannteste Oligarch Roman Abramowitsch, der vor einem US-Gericht um seine Privatjets kämpft, die in den USA festgehalten werden (hier erfahren Sie mehr). Seine vier Jachten konnte er dem Zugriff der Behörden bislang entziehen, sie alleine haben einen Gesamtwert von rund 1,25 Milliarden US-Dollar.
Erste Jachten gehen in den Verkauf
Die ersten zwei Schiffe gehen sogar bald schon in den Verkauf. Am härtesten traf es daher bislang die "Axioma" von Dimitri Pumpianski und die "Amadea" von Suleiman Abusaidowitsch Kerimow. Die "Amadea" schrieb dabei Geschichte: Erst wurde die Mega-Jacht nach langer Irrfahrt im Hafen von Fidschi festgehalten, dann wurde vor Gericht mit harten Bandagen gekämpft und die Crew meuterte. Und als dann die USA Recht bekamen, machte sich das Schiff auf eine Reise von mehreren Tausend Seemeilen, um in San Diego in Empfang genommen zu werden. Damit nicht genug: An Bord fand man offenbar ein Fabergé-Ei mit einem Wert von mehreren Millionen US-Dollar – sofern es echt ist (hier erfahren Sie mehr). Die "Axioma" hatte nicht mit einer Meuterei oder verräterischen Pizzaöfen zu kämpfen, sondern fiel einem sanktionsbedingt faulen Kredit zum Opfer (hier erfahren Sie mehr).
Insbesondere Verkäufe sind bei den Jachten allerdings bislang Einzelfälle – ähnlich wie auch echte Beschlagnahmungen. Besonders der EU fehlen für eine solche Ausnahmesituation die Gesetze, eine Enteignung ist schwer bis unmöglich. Deshalb sind viele Vermögenswerte bislang nur eingefroren. Aber: Vor dem Hintergrund der enormen Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine arbeiten Politiker mit Hochdruck an Reformen, um die Jachten, Villen und Luxusgüter zu Geld machen zu können. Vermutlich auch deshalb, weil insbesondere das Vorhalten der Jachten ein Vermögen verschlingt – oft zu Lasten der Steuerkasse (hier erfahren Sie mehr).
Auch kleinere Schiffe betroffen
Die Jachten auf den Fotos sind nicht die einzigen Schiffe, die sich nicht länger in Reichweite ihrer Besitzer befinden. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, stoppte Finnland im Ende März die Weiterfahrt von mehr als 20 kleineren Jachten, deren Eigentümerverhältnisse man dort erst klären wolle. Erwischt hat es auf Mallorca außerdem die Jacht "Sasha I" von Wladimir Reznik, wie die "Mallorca Zeitung" meldet. Außerdem in behördlicher Hand: Die "New Vogue" (MMSI 235104154) eines unbekannten russischen Oligarchen und zwei Schiffe des Milliardärs Alexei Wiktorowitsch Kusmitschow, der als Mitgründer der russischen Alfa Group über mehr als 6 Milliarden US-Dollar verfügt. Die entsprechende Meldung der AFP veröffentlichte unter anderem der "Business Insider". Demnach halten französische Beamte seine Schiffe "Little Bear I" und "Little Bear II" fest. Gesamtwert: 100 Millionen US-Dollar.