Die Informations- und Kommunikationsbranche kriselt zwar, aber ihre Aussichten sind rosig. Experten rechnen in den kommenden Jahren in Deutschland mit satten Zuwächsen bei der Zahl der Endgeräte in den privaten Haushalten. 2010 gibt es demnach 30 Prozent mehr Computer und DVD-Geräte, 50 Prozent mehr Handys, 100 Prozent mehr Videokameras und Camcorder sowie 800 Prozent mehr Digitalkameras als im Jahr 2001. Folge dieses Booms: ein drastisch steigender Energieverbrauch. Wie dieses Problem gelöst werden kann, zeigt eine neue Studie des Karlsruher Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung.
Bis 2010 wächst der Strombedarf um etwa 45 Prozent
Die Experten haben ausgerechnet: Wenn Hersteller und Verbraucher so weiter machen wie bisher, dann wächst der Strombedarf bis 2010 um 45 Prozent auf 55,4 Milliarden Kilowattstunden. Das wäre mehr als ein Zehntel des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Rund sieben große Kraftwerke würden dafür benötigt. Mindestens eines davon könnte problemlos abgeschaltet werden, wenn ein paar Empfehlungen der Forscher Gehör fänden.
Empfehlung Nummer 1:
Den Schein-Aus-Zustand bei allen Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) abschaffen. "Er ist völlig überflüssig und lässt sich technisch ohne übermäßigen Kostenaufwand für die Hersteller vollständig vermeiden", sagt der Fraunhofer-Forscher Clemens Cremer. Er schlägt ein EU-weites Verbot des Schein-Aus-Verbrauchs vor, bei dem die Geräte ausgeschaltet zu sein scheinen, tatsächlich aber weiter Strom aus dem Netz ziehen.
Durch ein solches Verbot ließen sich zwei Milliarden Kilowattstunden Strom jährlich einsparen. Wer bereits ein Gerät mit Schein-Aus-Zustand hat, sollte laut Cremer schaltbare Steckerleisten nutzen. Die Stromeinsparung mache die Anschaffungskosten beispielsweise bei einer Computerausrüstung schon nach weniger als zwei Jahren wieder wett.
Empfehlung Nummer 2:
Den Stromverbrauch beim "Stand-by"-Betrieb drosseln. In diesem Bereich liegt nach Ansicht der Experten der bisherige Schwerpunkt energiepolitischer Reformen. Dennoch gehen die technischen Möglichkeiten "weit über das bisher Erreichte und zu Erwartende hinaus", heißt es in der Studie: "Für viele IuK-Geräte ist eine Leistungsaufnahme von maximal einem Watt auch technisch ohne weiteres machbar."
Empfehlung Nummer 3:
Die Effizienzanforderungen von Elektrogeräten verschärfen. Wie wichtig dies ist, zeigt das Beispiel Fernseher. Obwohl ihre Zahl in Deutschland von 2001 bis 2010 voraussichtlich nur um acht Prozent auf knapp 60 Millionen steigen wird, wächst ihr Energiebedarf im Normalbetrieb zur selben Zeit um fast 60 Prozent. Sie verbrauchen damit ein Fünftel der gesamten IuK-Energie. Ein Grund ist der Trend zu immer größeren Bildschirmen. Das komplette Abschalten des Fernsehers vor dem Schlafengehen allein reicht da längst nicht mehr aus, um die Stromfresser zu begrenzen.
Empfehlung Nummer 4:
Die Energie- und Öko-Labels international vereinheitlichen. Bisher herrsche in diesem Bereich eine verwirrende Vielfalt, kritisiert Cremer. Besucher der Computermesse CeBIT in Hannover werden sich von dieser Vielfalt überzeugen können. Die komplette 450-seitige Studie bietet das Fraunhofer Institut auch zum kostenlosen Herunterladen im Internet an unter der Adresse www.isi.fhg.de/e/publikation/iuk/iuk.htm.