Es war ein einziger Moment, in dem Taras O. sich zur Rache entschloss, so sagte er es den Behörden. Als der 54-Jährige am Samstag einen Helikopter-Angriff auf einen Wohnkomplex in seiner Heimat in der Ukraine sieht, entscheidet er sich, es seinem Chef heimzuzahlen. Und die Yacht, auf der er arbeitet, im Meer zu versenken.
Denn der Besitzer der etwa 7 Millionen Euro wertvollen Yacht mit dem anmutigen Namen "Lady Anastasia" ist nicht irgendwer. Alexander Mikheew ist CEO von Rosoboronexport, dem größten russischen Waffenexporteur, einer Tochterfirma des von Wladimir Putin gegründeten staatlichen Rüstungskonzerns Rostec. Das Schiff, das ihm seit einem Jahrzehnt Arbeit gab, so glaubte es Taras laut Gerichtsunterlagen, die der Zeitung "Ultima Hora" vorliegen, wurde mit den Waffen finanziert, durch die nun in seiner Heimat Menschen sterben.
Rache für die Attacke in der Heimat
Als am Samstag das Bild von einem durch einen Helikopter zerstörten Hochhaus um die Welt geht, sieht auch er die Aufnahmen. Taras war an Bord des Schifes, das im Hafen Port Adriano auf Mallorca vor Anker lag. Er habe sich erinnert, dass er selbst in einem ganz ähnlichen Haus gelebt habe, erklärte er dem Gericht später. Und er war überzeugt, dass die Rakete, die es zerstört hatte, von seinem Chef hergestellt worden war.
Taras entschloss, etwas zu unternehmen. Der Ingenieur stieg herab in den Maschinenraum des 48 Meter langen Schiffs und öffnete dort ein Ventil. Dann folgte im Mannschaftsquartier ein zweites. Seine Kameraden - wie er Ukrainer - forderte er auf, das Schiff zu verlassen, bevor es untergeht. Als die wütend reagierten, erinnere er sie an die Angriffe auf ihre Heimat. Und erklärte, die volle Verantwortung zu übernehmen. Dann stieg auch er an den Pier.

"Ich bereue nichts"
Vollständig unter ging die Yacht zwar nicht, das eindringende Wasser zerstörte allerdings den Maschinenraum schwer. Ein schlechtes Gewissen hat Taras nach eigenen Angaben nicht. Er bereue "gar nichts" und "würde es wieder tun", sagte der Ingenieur aus, nachdem er sich selbst der Polizei gestellt hatte. "Der Besitzer des Schiffs ist ein Krimineller, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Waffen verdient. Und nun töten sie Ukrainer."
Körperlichen Schaden habe er aber niemandem zufügen wollen. Es ging nur darum, den Besitz seines Chefs zu zerstören, erklärte er einem Haftrichter. Der Richter entschied sich zur Anklage, die genauen Vorwürfe sind bisher nicht veröffentlicht worden. Taras ist allerdings auf freiem Fuss.
Das will er nutzen, sagte er der "Ultima Hora" bei einem Besuch: Noch am Montag wolle er über Polen in seine Heimat zurückkehren und dem Militär seine Hilfe anbieten. "Ich hatte eine gute Stelle und ein gutes Gehalt", erklärt er. "Ich habe meinen Job verloren. Aber das ist nicht mein echtes Problem. Ich werde nicht mein Land verlieren. Auch wenn ich kein Held, sondern nur ein alter Mann bin." Notfalls würde er auch zur Waffe greifen, auch wenn er das noch nie getan habe, führt er aus. "Ich habe meine erste Schlacht verloren, das Versenken des Schiffes meines russischen Chefs. Aber die nächste werde ich gewinnen."
Quellen: Ultima Hora 1, Ultima Hora 2