Es war eine der berühmtesten Produkt-Präsentationen des ohnehin schon für seine Keynotes berühmten Apple-Gründers Steve Jobs. Als er 2010 einen Briefumschlag auf die Bühne holte, rechneten die Zuschauer mit vielem – aber nicht damit, dass er ein Notebook herausziehen würde. Seitdem hat das Macbook Air als erstes Ultrabook den Notebook-Markt nachhaltig umgekrempelt. Jetzt wagt Apple selbst noch mal ein großes Experiment und bietet erstmals eine zweite Variante seines Verkaufsschlagers an. Im Test zeigt sich: Das Mehr lohnt sich.
Im vergangenen Jahr hatte Apple dem Macbook Air seinen größten Umbau seit der Vorstellung spendiert. Im Test konnte das neue Design dank zahlreicher Verbesserungen im Detail voll überzeugen (hier lesen Sie unseren ausführlichen Test). Das neue Modell setzt nun ebenfalls auf dieses Design auf – und wird einfach noch größer. Statt 13,3 bietet es nun 15 Zoll Displayfläche. Und das ist in nahezu jedem Anwendungsfall ein Vorteil.
Mehr zu sehen
Ob beim Surfen im Internet, dem Verfassen von Texten, bei der Betrachtung oder Bearbeitung von Fotos oder für Videos: Alle Inhalte haben auf dem größeren Display mehr Raum. Und das wortwörtlich: Mit einer Auflösung von 2880 x 1864 Pixeln bietet das 15-Zoll-Modell gegenüber dem kleineren Macbook Air knapp 20 Prozent mehr Bildpunkte. Es kann also in allen Programmen schlicht mehr anzeigen.
Die Inhalte sehen dank des extrem scharfen Displays hervorragend aus, die Farben beeindrucken ebenfalls. Das Display ist hell genug, um auch bei direkter Sonneneinstrahlung benutzt werden zu können. Eine sehr gute Leistung. Mit den Displays der teureren Macbook Pros und ihrer noch höheren Auflösung sowie der schnelleren Bildwiederholrate kann es zwar nicht mithalten, in seiner Preisklasse gehört es aber zu den Besten auf dem Markt.

Stabiles Leichtgewicht
Ein Mehr an Display ist normalerweise mit Kompromissen verbunden. 15-Zöller sind in der Regel klobiger und bringen mehr Gewicht auf die Waage. Dadurch sind sie weniger mobil. Beim Macbook Air 15 ist das zwar auch alles wahr, aber Apple ist es gelungen, die Nachteile so stark abzufedern, dass sie deutlich erträglicher werden. Mit einer Höhe von 1,15 Zentimetern ist es nur 0,2 Millimeter dicker als das Modell mit 13 Zoll. Dank des eingedampften Bildschirmrands ist das Gehäuse kaum größer als frühere Modelle des Macbook Air. Und: Mit einem Gewicht von 1,5 Kilo ist es zwar 270 Gramm schwerer als sein Geschwistermodell, aber weiterhin sehr leicht.
Einen Rekord stellt Apple damit aber nicht auf: Samsung und Asus haben beispielsweise 15-Zöller, die noch einmal bis zu 500 Gramm leichter sind. Apples Leistung ist aber, dass das Macbook Air 15 trotz der schlanken Bauweise sehr stabil ist. Trägt man Kokurrenzmodelle aufgeklappt an einer Ecke herum, fühlt sich das viel zu oft instabil an – und das selbst bei kleineren Gehäusen. Beim Macbook dagegen hat man nie das Gefühl, dass es die vielleicht unsachgemäße Behandlung nicht aushält.
Das Gleiche in groß
Ein weiterer Vorteil des größeren Gehäuses ist das deutlich angewachsene Trackpad. Es kommt einem schlicht riesig vor. Durch die größere Fläche bietet es nicht nur jede Menge Platz für Gesten, sondern ist auch von den Seiten immer gut zu erreichen. Zu groß ist es indes nicht: Weil es wie bei Apples Trackpads üblich eine aufgelegte Hand erkennt, kommt es trotz der großen Fläche nicht zu Fehleingaben.

Etwas schade ist, dass Apple den zusätzlichen Platz nicht noch für weitere Bonusfeatures genutzt hat. Obwohl genug Platz gewesen wäre, hat die Tastatur kein Nummernfeld, die Tasten haben die gleiche Größe wie beim kleinen Modell. Auch auf zusätzliche Anschlüsse wie weitere Thunderbolt-Ports oder gar einen HDMI-Anschluss hat Apple verzichtet. Das Macbook Air 15 ist eben vor allem ein größeres Macbook Air, kein besseres.
Schnell, schneller, M-Chip
Das stimmt weitgehend auch auf der technischen Seite. Wie das Geschwistermodell setzt Apple auf seinen letztes Jahr vorgestellten M2-Prozessor. Und obwohl der mittlerweile ein Jahr auf dem Buckel hat, dürfte das für die allermeisten Nutzer immer noch dicke ausreichen. In Alltagsaufgaben ist es nahezu unmöglich, den Chip an seine Grenzen zu bekommen. Nur wer ihm Profisoftware oder Spiele aufhalst, könnte vielleicht die Leistungsgrenzen erreichen.
Selbst dann bleibt das Notebook übrigens flüsterleise: Weil es keinen Lüfter mitbringt, rechnet es auch unter Volllast stumm vor sich hin. Nach zwei Stunden auf 100 Prozent ist das Gehäuse zwar minimal warm, wirklich störend ist das aber nicht. Und: Um das zu testen, mussten schon Spezialprogramme ran. Mit keiner anderen Aufgabe kam das Macbook Air 15 sonst auch nur in die Nähe einer nennenswerten Auslastung.
Dauerläufer
Trotz mehr Platz für den Akku soll die Laufzeit laut Apple nicht gestiegen sein. In Zeittests deutete sich aber an, dass durchaus mehr drin sein könnte. Nach einer Stunde Vollast war der Akku um 25 Prozent gesunken, das Gerät sollte also vier Stunden durchhalten. Im Test des Macbook Air 13 waren es bei voller Auslastung nur knapp 3:20 Stunden. Im Alltag hält das Notebook aber ohnehin deutlich länger durch. Eine Stunde Videoschauen verbrauchte nur 5 Prozent Akku, eine Stunde Textarbeit verschlang 8-9 Prozent. Selbst nach langen Arbeitstagen dürften also immer noch Reserven für die Abendunterhaltung übrig sein.
Apropos Abendunterhaltung: Wer auf seinem Notebook auch mal einen Film oder eine Serie schaut, profitiert von einem weiteren Vorteil des größeren Gehäuses: Statt vier Lautsprechern wie beim kleinen Modell hat das Macbook Air 15 nämlich sechs verbaut bekommen. Das macht sich vor allem durch einen etwas satteren, differenzierten Bass bemerkbar. Zu viel sollte man aber nicht erwarten: Der Klang ist zwar gemessen an Notebook-Boxen sehr gut, für echten Klanggenuss fehlt aber schlicht der Wumms. Auch Apple kann aus einem solch dünnen Gehäuse keine Wunder herausholen.
Fazit: Ein echtes Plus
Mit dem Macbook Air 15 bietet Apple endlich auch sein Einsteiger-Notebook im Großformat an. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen, der zusätzliche Platz gut genutzt. Dabei halten sich die Kompromisse beeindruckend in Grenzen. Dass Zusatzfunktionen wie eine größere Tastatur oder mehr Anschlüsse fehlen, ist schade, eine echte Schwäche ist es nicht. Schon jetzt ist das Macbook Air nicht nur eine enorm gelungene Erweiterung in Apples Produkt-Portfolio, sondern setzt in seiner Kombination aus Gewicht, Stabilität, Display und Leistung einen neuen Maßstab für 15-Zöller.
Wollte man bisher ein Apple-Notebook mit großem Display, wurde es sehr schnell sehr teuer. Zwar haben die Macbook Pro-Modelle in 14 und 16 Zoll auch deutlich mehr PS unter der Haube, aber falls man das nicht ausreizt, ist der Kauf oft kaum zu rechtfertigen. Mit dem Macbook Air 15 bietet der Konzern endlich eine deutlich bezahlbarere Alternative. Auch wenn der Preis ab 1599 Euro immer noch alles andere als günstig ist: Der Aufpreis zum aktuellen Marktpreis des kleineren Modells beträgt "nur" 400 Euro. Das günstigste 14-Zoll-Pro-Modell dagegen kostet mindestens 2000 Euro.
Wer wirklich Geld sparen möchte, kann sich Konkurrenzprodukte mit Windows ansehen. Das Acer Swift 5 15 ist etwa ab 900 Euro zu bekommen. Bietet aber auch nicht dasselbe Gesamtpaket aus Leistung, Design und Nutzungskomfort.
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