Benzinpreise "Auch der letzte hat's gemerkt"

Die Preise für Sprit steigen und steigen - schon im Sommer könnte ein Liter Super 1,80 Euro kosten. Was tun? Die Experten empfehlen Spartricks und den Umstieg auf alternative Treibstoffe.

Wer in diesen Tagen an die Tankstelle fährt, dem kann schon mal schwindelig werden: 10 Liter, 20 Liter, 40 Liter ... und am Ende der Völlerei bitte 80 Euro zahlen. 80 Euro! Vor ein paar Jahren waren das noch 160 Mark, und dieses Geld hätte man vielleicht in einen Bausparvertrag gesteckt, aber nicht mal eben an der Esso-Tanke liegen lassen.

Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Niemand kann den Rohölpreis, der den Benzinpreis diktiert, vorhersagen. Aber wenn im Irak keine Ruhe einkehrt, anderseits Länder wie China und Indien weiter nach Energie gieren und die Börsenspekulanten die Preise treiben, wird einem wohl schon vom Anblick einer Tankstelle schwindelig. "Es gibt Experten, die sagen, im Sommer liegt der Spritpreis bei 1,70 bis 1,80 Euro", erläutert ADAC-Sprecher Jochen Oesterle im Gespräch mit stern.de. Bis zum Anfang nächsten Jahres kommen in jedem Fall weitere vier Cent pro Liter hinzu, weil Beimischungen des Benzins steuerpflichtig werden und die Mehrwertsteuer steigt. Autofahren - das kann zum echten Luxusvergnügen werden.

Für seine neue Ausgabe der "Motorwelt" hat der ADAC ausgerechnet, wie stark die "Mobilitätskosten" - in die neben Sprit auch Autoversicherungen, Busfahrscheine, Bahn- und Flugtickets und ähnliches eingerechnet werden - gestiegen sind. Demnach zahlte eine Berliner Single-Frau, 35, im Jahr 2005 ganze 600 Euro mehr als im Jahr 2000. Eine Durchschnittsfamilie auf dem Land musste sogar 1400 Euro zusätzlich berappen. "Die Wirtschaft stöhnt wegen mangelnder Nachfrage", sagt Oesterle. "Aber wo soll es denn herkommen, wenn es in der Mobilität versickert?"

Was also tun? Die Experten der Automobilverbände gehen davon aus, dass Verbraucher reichlich Geld sparen können, wenn sie ein paar Tricks anwenden (siehe Liste). Andererseits erwarten sie von der Industrie, sich nicht mehr allein auf rohölbasierten Treibstoff zu konzentrieren. "Jetzt hat es auch der Letzte gemerkt, dass man auf alternative Energien setzen muss", meint Oesterle. Welche das sein könnten, weiß Bastian Roet vom Automobilclub von Deutschland (AvD): "Synthetischer Kraftstoff, ob aus Kohle oder Biomasse, das ist die Zukunft." Auch mit Alkohol lassen sich Autos bewegen, wie die Skandinavier bereits eindrucksvoll vorführen. Doch wann findet die Zukunft eigentlich in Deutschland statt?

Hoffentlich bald.

Konsequent billig tanken

"Wer konsequent an der billigsten Tanke tankt, setzt die anderen Tanken unter Zugzwang", sagt AvD-Experte Bastian Roet. Die Qualität der Kraftstoffe unterscheidet sich nach seinen Angaben nicht - gleichgültig ob es sich um eine Aral, eine Shell, eine Esso oder eine freie Tankstelle handelt. Würden alle nach dieser Devise handeln, würde eine Preisspirale nach unten einsetzen.

Über günstige Tankstellen in den deutschen Städten informiert beispielsweise der ADAC auf seiner Homepage: www.adac.de

CW-Wert verbessern

Natürlich nervt es, nach dem Urlaub sofort den Dachgepäckträger abzumontieren. Und im Sommer fährt man nur ungern mit geschlossenen Fenstern. Aber: Beides hilft, Sprit zu sparen, denn der Luftwiderstand sinkt.

Runter vom Gas

Kavalierstarts sind nicht nur für die Umwelt ein Grauen, sondern auch für den eigenen Geldbeutel: Die Reifen nutzen sich ab, der Motor verbraucht unverhältnismäßig viel Benzin. Viel sinnvoller ist es, normal anzufahren, in allen Gängen möglichst gleichmäßig zu beschleunigen und rasch hochzuschalten (unterhalb von 3000 U/min). Auch sollte man nicht zu schnell fahren. "Eine Verdopplung des Tempos vervierfacht den Windwiderstand", schreibt die Stiftung Warentest, die auf ihrer Homepage www.stiftung-warentest.de einige Tipps zusammengestellt hat.

Auto entrümpeln

Michael Schumacher darf vermutlich nicht einmal eine Packung Kaugummis mitnehmen, wenn er in seinem Ferrari Rennen fährt. Der Grund: Jedes zusätzliche Gramm Gewicht kostet Sprit und Geschwindigkeit. Deshalb lohnt es sich auch für Privatleute, das eigene Auto zu entrümpeln. Die Wasserkisten sind in der Wohnung ja auch besser aufgehoben als im Kofferraum.

Auf Elektrik verzichten

Jedes elektrische Gerät im Auto frisst Benzin, weil die Batterie durch den Motor wiederaufgeladen werden muss. Eine Klimaanlage schluckt bis zu 0,7 Liter Benzin die Stunde, eine Standheizung bis zu 0,5 Liter. Auch Stereoanlagen, Handyaufladegeräte, Bordcomputer - und selbst die beheizbare Heckscheibe - fordern ihren Tribut.

Die Reifen aufpumpen

Es ist mühselig, aber es lohnt sich, den Reifendruck zu kontrollieren: Ist er zu gering, steigt der Benzinverbrauch. Breitreifen sind übrigens so oder anders nicht zu empfehlen - sie haben allein durch ihre Größe einen höheren Luftwiderstand.

Beifahrer einsammeln

Wer bestimmte Strecken regelmäßig fährt - zum Beispiel zur Arbeit oder zum Zweitwohnsitz - findet meist problemlos Mitfahrer und kann so seine Spritkosten drastisch senken. Auch bei Geschäfts- und Urlaubsfahrten lohnt ein Anruf bei der örtlichen Mitfahrzentrale.

Für kürzeren Distanzen, etwa zum Bäcker um die Ecke, ist die 100-Prozent-Lösung anzuraten: Auto stehen lassen und das Fahrrad benutzen.

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