berlin Baby Bachelor und Mister Master

Über die Einführung international vergleichbarer Studienabschlüsse an den Berliner Universitäten

Über die Einführung international vergleichbarer Studienabschlüsse an den Berliner Universitäten

Alle drei Berliner Universitäten sind dabei: Die Einführung von Bachelor und Masterstudiengängen wird in den kommenden Semestern in Berlin in größerem Rahmen als bisher erfolgen. Hiermit, so hoffen wohl die beteiligten Lehrinstitutionen, soll es den Studenten ermöglicht werden, Studienabschlüsse zu erwerben, die international durchsetzungsfähiger scheinen.

Der Vergleich soll erleichtert werden durch gleichnamige Abschlüsse wie in den überwiegend englischsprachigen Ländern, aus denen der dreijährige Bachelor- und der gemeinhin fünfjährige Masterabschluss stammen. Die alte Gliederung von Vordiplom oder Zwischenprüfung fällt in diesen Fällen zugunsten des Bachelorabschlusses weg, der ein vollwertiger universitärer Abschluss ist, jedoch kein Diplomäquivalent darstellt. Dazu wäre wohl der Masterabschluss nötig, der zeitlich ungefähr den gleichen Rahmen hat wie momentan das Universitätsdiplom. Man erwartet nicht nur bessere Chancen für Absolventen auf dem immer internationaler ausgerichteten Arbeitsmarkt, die durch die kongruente Studienstruktur eintreten sollen, sondern auch eine Vereinfachung bei der Anrechnung von Studienzeiten, die zum Beispiel an ausländischen Universitäten im Rahmen eines Austauschs erbracht wurden.

Dieter Schumann von der TU Berlin sieht auch eine Chance in der besseren Kombinierbarkeit von Bachelor- und Masterabschluss, die nicht notwendigerweise auf das gleiche akademische Feld beschränkt sind. Ein Student der Chemie könne so sehr wohl auf seinen Bachelor einen Masterabschluss in Business Administration draufsetzen, der ihn durchaus für eine Tätigkeit im Vertrieb qualifiziere, eventuell mehr als einen Studenten, der eben nur von einem der beiden Felder Ahnung habe.

Die TU Berlin will in einem Modell im Bereich der Chemie versuchen, was in anderen Fachrichtungen an der gleichen Universität schon Usus ist. So gibt es diese Abschlüsse bereits in Polymer Science (als Kooperation mit der FU und der HU Berlin) oder Global Production Engineering. Die FU Berlin offeriert gar seit 1998 ein englischsprachiges Masterstudium in Chemie. Damit nimmt sie in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein, da die Bachelor- und Masterabschlüsse in Deutschland offiziell erst 1998 durch eine Änderung des Hochschulrahmengesetzes ermöglicht wurden. Inzwischen gibt es bundesweit rund 300 dieser relativ neuen Abschlüsse, die sich nicht auf die Naturwissenschaften beschränken. Die Universität Potsdam bietet zum Beispiel einen Bachelorabschluss im Fach Europäische Medienwissenschaften an.

Kontrolliert werden sollen die strukturell neuartigen Studiengänge durch Akkreditierungsagenturen, die wiederum durch einen länderübergreifenden Rat bemächtigt werden sollen. Diesen Beschluss fasste die Kultusministerkonferenz (KMK), um die Qualität der Studiengänge zu gewährleisten. Inwiefern das funktioniert, muss die Praxis zeigen. Eine Feuerprobe wird aber vor allem der deutsche Arbeitsmarkt werden, der sich bisher nicht mit den Unterschieden zwischen Bachelor und Master befassen musste. Inwieweit also Bachelorabschlüsse in der Realität Anerkennung finden werden, ist ungewiss. Mit einer Übergangsphase jedoch wird man zumindest rechnen müssen.

Die TU Berlin beugt diesem Problem vor: Sie erklärt in ihrer Anlage zur Einführung des Bachelor-Studiums, es werde zu jedem Bachelor den dazugehörigen Masterabschluss geben. Womit man wieder bei dem Diplomäquivalent wäre. Der Unterschied wäre dann abgesehen von ein paar interdisziplinären Ausflügen einzig der anglophile Name. (kl)

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