berlin Kampf den Langzeitstudenten

Ein hilfloser Versuch zur Rettung finanzieller Mittel

Ein hilfloser Versuch zur Rettung finanzieller Mittel

In jedem Hochschulranking lässt sich nachlesen, dass die Studienzeiten in Berlin ein bisschen länger sind als in anderen Teilen der Republik. Im Geschichts-Fachbereich der Freien Universität Berlin wurde den Langzeitstudenten nun der Kampf angesagt. Zu Beginn des Sommersemesters entschloss sich der Dekan des Friedrich-Meinecke-Instituts (FMI), Eberhard König, zu einem Aushang, der die Studenten schockierte.

Eberhard König ließ verlauten, dass die langen Studienzeiten das FMI in eine »kritische Lage« bringen, die die »Bewegungsfreiheit« zukünftig einschränken wird. Hintergrund ist die bevorstehende Novellierung der Hochschulverträge durch den Berliner Senat. Die finanziellen Mittel sollen in Zukunft leistungsbezogen an die einzelnen Fachbereiche vergeben werden. Zu den Leistungskriterien zählt auch die Studiendauer.

Da am FMI die »ältesten Studenten« Deutschlands studieren, droht dem Fachbereich, dass die finanzielle Grundausstattung in den nächsten drei bis fünf Jahren minimiert wird. Durchschnittlich brauchen die Geschichtsstudenten an der Freien Universität 7,5 Semester bis zur Zwischenprüfung und 14,8 Semester, um ihr Studium zu beenden. Dies soll sich nun nach Willen von Dekan König ändern. In seinem Aushang empfiehlt er Studenten, die sich selbst finanzieren müssen, sich als »Teilzeit-Studierende« einzuschreiben. König verkündet: »Zwischenprüfungen werden in absehbarer Zeit nach Abschluss des fünften Semesters nicht mehr möglich sein«. Studenten, die später ihr Grundstudium abschließen wollen, müssen dann gute Gründe für die Verzögerung vorlegen. Die Zwangsberatung soll weiter an Bedeutung gewinnen.

Eine rechtliche Grundlage, die Zeiten für die Zwischenprüfung zu verkürzen, gibt es indes nicht. Dekan Eberhard König wurde deshalb sogar von seinen Kollegen aufgefordert, den Aushang wieder abzunehmen. Der Versuch, den psychologischen Druck auf die Studenten zu erhöhen, ist gründlich fehlgeschlagen und sicher der falsche Ansatz um den »Negativfaktor Studienzeit« zu regulieren. (se)

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